BCA insider 01_2023

konsequent vertriebsorientiert! Ausgabe 01/2023 Krebs-Scan der HanseMerkur: Wichtigste Innovation der letzten 20 Jahre! INSIDER-TALK: Zur Stimmungslage in der Versicherungswirtschaft! INSIDER-BLICKPUNKT: Neven Subotić spricht über sein Leben und seine Stiftung! INSIDER-WISSEN: Konjunktur: Quo vadis, 2023? Im Gespräch mit Eric Bussert, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei der HanseMerkur

2 → Mehr dazu bei Ihrer persönlichen Maklerbetreuung oder unter makler.allianz.de/investflex Bereit. Für alles, was das Leben zu bieten hat. Nach Ausbildung oder Studium erst mal auf Weltreise, dann Job, Karriere, vielleicht noch ein Sabbatical, die eigene Familie und der Traum von den eigenen vier Wänden. Das Leben ist bunt und voller Chancen. Die Vorsorge auch: Mit InvestFlex können junge Menschen direkt starten und bei Bedarf das Verhältnis von Chance und Sicherheit einfach anpassen. Damit die Vorsorge mit dem Leben Schritt halten kann: • Wunsch-Garantieniveau von 10 bis 80 % (laufende Beiträge) bzw. bis 90 % (Einmalbeitrag) zu Vertragsbeginn wählbar • Garantieniveau während der Aufschubdauer für mehr Sicherheit oder mehr Chancen flexibel nach oben oder unten anpassbar • Von qualitätsgeprüften Fonds und weiteren Anlagestrategien heute und morgen profitieren. Auswahl jederzeit kostenfrei änderbar ALLIANZ INVESTFLEX Perfekt für den Start ins Berufsleben

3 E D I T O R I A L Dr. Frank Ulbricht Vorstand BCA AG und Vorstandsvorsitzender BfV Bank für Vermögen AG AUF EIN WORT... Sehr geehrte Leserinnen und Leser, die europäische Wirtschaft ist mit Zuversicht in das neue Jahr gestartet. Entsprechend positiv verlief der Jahresauftakt an den wichtigsten europäischen Börsen. Verbunden mit einem optimistischeren Blick auf China hat sich der Fokus der Märkte zuletzt von der Inflation hin zumWachstum verschoben. Doch trügt der Schein? Wurden die Risiko- faktoren verdrängt? Entscheidend wird bis zum Sommer die Zinspolitik der Notenbanken sein. Es wird sich zeigen, ob die Investoren mit ihrer Erwartung einer lockeren Geldpolitik richtig liegen. Global gesehen sind zudemsowohl der Ausgang des Konflikts zwischen China und den USA als auch die geopolitischen Folgen des Krieges in der Ukraine wirtschaftliche Veränderungstreiber in der Welt und an den Börsen. Für die richtigen Investitionsentscheidungen gilt es also wieder, eine Vielzahl von Szenarien und Entwicklungen zu berücksichtigen. Wertvolle Informationen dazu finden Sie in dieser Ausgabe. So werfen wir beispielsweise einen Blick auf die Konjunkturentwicklung, informieren über Multi-Asset-Ansätze und die Anleihenmärkte. Die Novellierung der European-Long-Term-Investment-Fund-Verordnung und die sich daraus ergebenden Investitionsmöglichkeiten sind ebenso Bestandteil dieser Ausgabe wie das Investmentthema Wasser. Stichwort Wasser: Ich freue mich sehr, dass wir Ihnen in dieser Ausgabe auf Seite 54 ff. Neven Subotić und seine Stiftung vorstellen können. Der ehemalige Fußballprofi baut mit seiner Stiftung Brunnen und Sanitäranlagen für Schulen und Gemeinden in Äthiopien. Noch immer haben rund zwei Mrd. Menschen weltweit keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Diese Zahl zeigt uns, wie gut es uns eigentlich geht! Wie ist die Stimmung in der Versicherungswirtschaft? Und wie sieht die Zukunft der Branche aus? Unter anderem zu diesen Fragen hatte mein Vorstandskollege Rolf Schünemann vier Versicherungsvorstände zum aktuellen insider-Expertengespräch eingeladen. Dabei wurde deutlich, dass die Versicherer optimistisch in die Zukunft blicken und erhebliche Ressourcen in den Ausbau ihrer Systeme, Vertriebsinstrumente, Produktwelten und Services investieren. Zunehmend wird auch das Thema Nachhaltigkeit bei Versicherern forciert. Als ein Beispiel sei die betriebliche Altersversorgung genannt, über die der Finanzjournalist Kay Schelauske auf Seite 33 ff. berichtet. Sein Fazit: Die grüne bAV bringt trotz mancher Einschränkungen schon heute sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer Pluspunkte. Apropos Pluspunkte: Viele davon konnten wir beim DEUTSCHEN FONDSPREIS in der Kategorie „Servicequalität Maklerpools“ sammeln. So wurden wir kürzlich von der Fachzeitschrift FONDS professionell mit dem 1. Platz in dieser Kategorie ausgezeichnet. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmer, die für uns gestimmt haben. Es freut uns sehr, dass unser Service überzeugt, und ist ein sehr gutes Feedback für unsere Arbeit. Außerdem ist es natürlich ein Ansporn für die Zukunft. Zu guter Letzt möchte ich Sie noch darauf hinweisen, dass wir auch in diesem Jahr wieder mit einem eigenen Stand (Ebene 0, Nr. 66) auf dem Fondskongress in Mannheim vertreten sein werden. Unter dem Titel „Digital First: ESG-Enabling inklusive“ erfahren Sie von meinem BfVVorstandskollegen Karsten Kehl und mir, warum in turbulenten Marktphasen die Marge in der Digitalisierung liegt. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! Nun wünsche ich Ihnen erst einmal viel Spaß beim Lesen! Dr. Frank Ulbricht

4 Leitthemen 7 | insider-Talk: Zur Stimmungslage in der Versicherungswirtschaft! 14 | Online, Präsenz, hybrid: Die Weiterbildung der Zukunft ist flexibel Kapitalanlagen 17 | ELTIFS mit Impact: Kapitalanlage für Kleinanleger mit Anspruch 18 | Zurück auf der Erfolgsspur? 20 | Anleihen im Aufwind: Portfoliomanagement für jedes Börsenwetter 22 | „Best of Green & Common Good“: Mehrwert für Gesellschaft und Natur 24 | Baufinanzierung 2023: Die Zeit der niedrigen Zinsen ist endgültig vorbei 26 | Endliche, unverzichtbare Ressource 28 | Konjunktur: Quo vadis, 2023? 30 | Achtung Finanzberater: Neue Informationspflichten in der ESG-Anlageberatung INHALT insider-Talk: Zur Stimmungslage in der Versicherungswirtschaft! 7 Konjunktur: Quo vadis, 2023? 28

5 Versicherungen 33 | Betrieblich vorsorgen mit Sinn 36 | Insider-Kommentar: Aktienrente aus Beraterperspektive – Allheilmittel oder Rohrkrepierer? 38 | Allianz: die betriebliche Krankenversicherung (bKV) im Trend (Advertorial/Anzeige) 40 | Menschlich, verantwortungsvoll und inspirierend – so wollen wir wahrgenommen werden 42 | Wohngebäudeversicherungen und Elementargefahrenschutz: vielfach Deckungslücken in Altverträgen 45 | SIGNAL IDUNA: Neue Tarife in der betrieblichen Krankenversicherung – eine Win-win-Situation für Betriebe und Beschäftigte (Advertorial/ Anzeige) 46 | Im Gespräch mit Rainer M. Jacobus: Wir sehen uns in der Zinswende gut aufgestellt 48 | Allianz: Starke Leistungen für junge Erwachsene – die neue Allianz „StartUp“- Produktfamilie (Advertorial/Anzeige) 50 | HanseMerkur: Neue Chancen in der Krebsfrüherkennung (Advertorial/Anzeige) Beratung 53 | Fonds professionell Kongress 2023: Sind Sie dabei? 54 | Eine Herzensangelegenheit: Interview mit Fußballprofi Neven Subotić 58 | Makler wird zum Multikanalanbieter 60 | Jungmakler Award 2023: Effektive Netzwerkbildung und wertvolle Impulse für eine öffentlichkeitswirksame Außendarstellung 62 | Veranstaltungsreihe der BCA AG gemeinsam mit JURA DIREKT: Notfallplanung und Maklerrente ergänzen sich bestens! 64 | CARAT-Partner exklusiv: Jubiläum – 25 Jahre Hornig Investments Standards 3 | Editorial 19 | Impressum Digitale Version: HanseMerkur: Neue Chancen in der Krebsfrüherkennung 50 Eine Herzensangelegenheit: Interview mit Fußballprofi Neven Subotić 54

LEITTHEMEN © Iakov Kalinin – stock.adobe.com des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte wird inzwischen für gesetzliche Alters- und Hinterbliebenenrenten sowie Pensionen ausgegeben – so viel wie noch nie. Das zeigt eine Auswertung der Initiative „7 Jahre länger“ auf Basis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder. Zum Vergleich: 1991 stammte nur jeder siebte Euro (14,7 Prozent) aus Alterseinkünften. Das verfügbare Einkommen ist der Betrag, der den privaten Haushalten zum Konsumieren und Sparen verbleibt. Es umfasst die Bruttolöhne, Gehälter, Unternehmergewinne, Kapital- und Mieteinkünfte sowie sämtliche Sozialtransfers wie Renten, Pensionen, Arbeitslosen- oder Krankengeld. beträgt die gesamte Alters- und Hinterbliebenenversorgung in Deutschland. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Rentner ist dort am größten, wo die Alterung bereits am weitesten fortgeschritten ist. So weist Sachsen-Anhalt mit 28,9 Prozent den höchsten Wert auf. Im Stadtstaat Hamburg hingegen ist die Quote mit 15,5 Prozent bundesweit am niedrigsten – die Hansestadt hat mit rund 18 Prozent auch den geringsten Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen. betragen darüber hinaus die Leistungen aus privaten Sicherungssystemen wie Betriebsrenten, Pensionskassen oder Versorgungswerken. Damit sind diese Leistungen ein wichtiger Bestandteil der Alterssicherung. Rund 8,5 Mio. Deutsche zahlen als sogenannte Anwärter für ihre betriebliche Altersvorsorge in eine der 135 Pensionskassen ein. 1,4 Mio. beziehen bereits eine Betriebsrente. Problematisch ist, dass einzelne Pensionskassen inzwischen in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. 403,6 Mrd. Euro Jeder 5. Euro rund 70 Mrd. Euro

7 L E I T T H E M E N Rolf Schünemann: Inflation, Zinswandel, Energiepreiszunahmen und gestörte globale Lieferketten: Werden Verbraucher weiter über genügend Liquidität verfügen, um die notwendigen Vorsorgeprodukte abzuschließen? Wiltrud Pekarek: Angesichts der Inflation und der steigenden Energiekosten wird es für viele sicherlich herausfordernder werden, vorzusorgen. Trotzdem gehen wir davon aus, dass die Menschen fürs Alter vorsorgen werden. So erwarten wir, dass es sich bei der Inflation um eine temporäre Krise handelt und sich die Lage ab 2024 wieder entspannen wird. Zudem wissen wir, dass der private Vorsorgebedarf ja keinesfalls sinken wird – auch nicht durch das vom Staat geplante „Generationenkapital“, wie der Finanzminister betont hat. Zudem bleibt die Absicherung der eigenen Arbeitskraft nicht zuletzt angesichts der steigenden Relevanz psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft essenziell. Weiter hat die Pandemie gezeigt, dass Gesundheit in der Gesellschaft einen neuen, höheren Stellenwert erfahren hat. Schünemann: Glauben Sie, dass Steuererleichterungen und staatliche Förderungen ausreichen, um die steigenden Preise zu kompensieren? Madeleine Bremme: Nicht vollumfänglich, und das spiegelt sich auch im Sparverhalten wider. So hat das Neugeschäft der deutschen Lebensversicherer im letzten Jahr zum Teil spürbar nachgelassen. Gleichzeitig bleiben die Altersvorsorge und die Absicherung persönlicher Risiken für die Verbraucher enorm wichtig. Der Staat und auch die Lebensversicherungswirtschaft tragen ZUR STIMMUNGSLAGE IN DER VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT! Die Folgen des schrecklichen Krieges in der Ukraine, geopolitische Risiken, hohe Inflation, Rezession und steigende Energiepreise verunsichern die Bevölkerung. Das spüren auch Versicherungsprofis, die täglich mit Kunden zu tun haben. Eine Folge ist, dass der Makler noch mehr zum Kümmerer des Kunden wird. Er muss die besten Lösungen für das zur Verfügung stehende Budget anbieten. Auch die Versicherungswirtschaft ist von den aktuellen Rahmenbedingungen und möglichen Risiken betroffen. Wie geht sie mit Inflation, steigenden Zinsen und Unsicherheiten im Konsumumfeld um? Hinzu kommt der technische Fortschritt, der immer mehr Einfluss auf strategische und operative Planungen nimmt. Rolf Schünemann, Vorstandsvorsitzender der BCA AG, diskutierte die aktuelle Situation und die Zukunft der Branche erstmals mit einer rein weiblichen Vorstandsrunde. Madeleine Bremme Céline Carstensen-Opitz Zeliha Hanning Wiltrud Pekarek Vorständin der myLife Lebensversicherung AG Vorständin bei den VOLKSWOHL BUND Versicherungen Vorstandsvorsitzende der Württembergischen Versicherung AG Mitglied der Vorstände der ALH Gruppe Talk Rolf Schünemann ist seit über 35 Jahren in der Versicherungswirtschaft tätig. Seit 2017 ist er Vorstandsvorsitzender der BCA AG. Dort verantwortet er die Ressorts Versicherungen, Vertrieb, Marketing, Partnermanagement und Mergers & Acquisitions. Zuvor war er viele Jahre in verschiedenen Führungspositionen – u. a. als Vertriebsvorstand oder Geschäftsführer – bei bekannten Versicherern tätig.

8 L E I T T H E M E N hierbei eine große soziale Verantwortung. Bei myLife stellen wir deshalb Kundeninteressen in den Vordergrund, indem wir unsere Produkte sehr kostengünstig, flexibel und transparent gestalten. Schünemann: In welchen Sparten erwarten Sie, Frau Hanning und Frau Carstensen-Opitz, die größten Chancen bzw. Nachfragen in diesem Jahr? Zeliha Hanning: In der Schaden- und Unfallversicherung dürfte trotz der Rahmenbedingungen ein gutes Jahr ins Haus stehen – mit deutlichen Unterschieden jedoch in den Sparten. Ich rechne mit einer anhaltenden Nachfrage in der Kfz-, Wohngebäude- und Hausratversicherung. Hier spielt auch die neue Sensibilisierung für die Absicherung gegen Elementargefahren eine große Rolle. Im Firmenkundenbereich sind die Tarife an die gestiegenen Kosten angepasst worden. Bei Reparatur, Neuanschaffungen oder im Falle einer Betriebsunterbrechung kann der bestehende Schutz nicht mehr ausreichend sein. Im Vorsorgebereich rechnen wir aus Vertriebssicht damit, dass sich immer mehr mittelständische Unternehmen mit Lösungen der betrieblichen Altersvorsorge und der betrieblichen Krankenversicherung beschäftigen. Ein weiteres großes Thema ist Cyber: Die weitere Digitalisierung der Unternehmen und die weltweite Vernetzung von IT-Infrastrukturen erhöhen die Gefahr von Cyberangriffen. Cyberversicherungen und Präventionsangebote werden auch in diesem Jahr stark nachgefragt werden. Céline Carstensen-Opitz: Unserer Ansicht nach wird der Trend zu fondsgebunden Vorsorgelösungen weiter anhalten. Mit unseren drei fondsgebundenen Produkten im Bereich der Altersvorsorge sind wir breit aufgestellt und sprechen mit bis zu 80 Prozent Garantiemöglichkeit auch die sicherheitsorientierten Kunden an. Zudem wird die bAV weiter an Bedeutung gewinnen. Noch einmal verstärkt durch den zunehmenden „War for Talents“ gehört sie bei Arbeitgebern und auch bei Arbeitnehmern inzwischen zu einem Must-have. Schünemann: Die Zinsen steigen: Welche Auswirkungen hat dies auf die Kalkulation und den Absatz von Altersvorsorgeprodukten? Hanning: Ich möchte die Fragen gerne aus der Vertriebsperspektive beantworten: Erstmals seit vielen Jahren sind die Überschüsse im Marktdurchschnitt wieder leicht angestiegen. Ich rechne damit, dass sich dieser Trend fortsetzt und die Attraktivität dieser Produkte steigt. Auch wirkt sich der Zinsanstieg positiv auf die Solvenzquote aus, das erhöht die finanzielle Stärke und Resilienz – was wiederum den Kunden zugutekommt. Pekarek: Ich denke, dass sich steigende Zinsen und damit höhere Renditen bei der Neuanlage der Kapitalanlagen positiv auswirken werden. Allerdings schlagen sich diese höheren Erträge nur langsam in der laufenden Verzinsung des Gesamtportfolios nieder, da das Portfolio auf die Erfüllung der langfristigen Zusagen ausgerichtet ist. Beim Absatz von Altersvorsorgeprodukten stellen wir fest, dass unsere Kunden vor allem auf flexible Produkte setzen, die sie immer wieder neu anpassen können. Dabei sehen wir, dass Produkte mit und ohne Kapitalgarantien nachgefragt bleiben. Schünemann: Wie sehen Sie die künftige Entwicklung des Einmalbeitragsgeschäfts im Versicherungsbereich; wie bleiben Sie wettbewerbsfähig ggü. den Anlageanbietern mit Zins? Carstensen-Opitz: Für 2023 ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Einmalbeitragsprodukten im Umfeld steigender Zinsen wieder zunehmen wird. Hier gilt es ggü. den Banken nicht ins Hintertreffen zu geraten. Durch unsere attraktive Gesamtverzinsung versuchen wir wettbewerbsfähig zu bleiben. Bei unserer Kapitalanlage setzen wir seit Jahren auf alternative Assets, mit denen wir gute Erträge erzielen. Durch die gestiegenen Zinsen wurden im letzten Jahr erstmalig Gelder aus der Zinszusatzreserve frei, an denen wir als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit unsere Kunden frühzeitig beteiligen. Als Versicherer bieten wir mit unseren Eimalbeitragsprodukten neben Renditemöglichkeiten aber auch die Absicherung gegen das Langlebigkeitsrisiko, deren Wertig- und Wichtigkeit oft noch unterschätzt werden. Bremme: Wir sind ebenfalls der Meinung, dass das Einmalbeitragsgeschäft eine große Rolle im Neugeschäft der Lebensversicherer spielen wird. Gleichzeitig besitzen die Gesellschaften teils unterschiedliche Geschäftsmodelle, Produktangebote, Vertriebswege und damit auch ein unterschiedliches Kundenklientel. Wir setzen bei myLife auf fondsgebundeneProdukteunddigitaleInvestmentprozesse. In Bezug auf geringe Kosten, Flexibilität und Transparenz finden Kunden und investmentaffine Finanzberater bei uns depotähnliche Vorzüge. Céline Carstensen-Opitz ist seit Mai 2022 Vorstandsmitglied der VOLKSWOHL BUND Versicherungen und der Dortmunder Lebensversicherung. Zuvor verantwortete die Diplom-Mathematikerin und Aktuarin als Hauptabteilungsleiterin und Prokuristin den Bereich Versicherungsmathematik und Tarifentwicklung. Sie begann 2009 bei den VOLKSWOHL BUND Versicherungen im Bereich Mathematik und war danach u. a. als Gruppenleiterin bAV und Abteilungsleiterin Mathematische Bestandsführung tätig.

9 L E I T T H E M E N Schünemann: Kurz vertriebsorientiert nachgefragt: Welche Maßnahmen bzw. Aktivitäten plant Ihr Haus im Sinne des Vermittlers? Bremme: Wir investieren derzeit viel Manpower und Zeit in den Ausbau unserer Systeme und Vertriebstools. So sind wir beispielsweise dabei, unseren Tarifrechner um digitale Verwaltungsfunktionen zu erweitern. Unseren Vertriebspartnern wird es damit u. a. ermöglicht, Zuzahlungen, Beitragsänderungen oder Fondsänderungen völlig digital in Auftrag zu geben. Ebenso werden wir unsere digitalen Unterschriftssysteme ausbauen. Im Marketing und im Vertrieb, die bei uns ja über die HonorarKonzept erfolgen, sind ebenfalls diverse Aktivitäten geplant. Mit der Fondsdepot Bank werden wir gemeinsam auf dem Fondskongress in Mannheim vertreten sein, es sind zahlreiche Veranstaltungen und neue Weiterbildungsformate geplant und vieles mehr. Lassen Sie sich überraschen. Hanning: Wir fokussieren 2023 drei zentrale Kernthemen: unsere Ausrichtung als Partner des Mittelstands mit den Schwerpunkten bAV und bKV sowie weiteren Produkteinführungen im Firmenkundengeschäft, die Aktualisierung unserer Vorsorgeprodukte und den Ausbau unserer Digitalmarke Adam Riese, insbesondere im Maklermarkt. Schünemann: Welche Strategien verfolgen der VOLKSWOHL BUND und die ALH Gruppe? Carstensen-Opitz: Im Bereich der Altersvorsorge planen wir Neues bei unserem Produkt „FondsFittery“, unserer Rentenversicherung, die mit maßgeschneiderten Fondsboxen für jeden Anlagetyp und mit einem laufenden Portfoliomanagement arbeitet. Doch auch in der Arbeitskraftabsicherung wollen wir in diesem Jahr wieder angreifen. Für unsere Grundfähigkeitsversicherung „Plan D“ unseres Tochterunternehmens „Die Dortmunder“ planen wir zum Sommer ein großes Produktupdate, das bei unseren Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartnern und damit auch bei unseren gemeinsamen Kunden auf großes Interesse stoßen wird. Gleichzeitig arbeiten wir laufend an Verbesserungen, um unsere Partner weiterhin mit einem qualifizierten, digitalen und persönlichen Service unterstützen zu können. Pekarek: Wir setzen auf hochwertige Produkte und Services. In der Lebensversicherung konzentrieren wir uns auf die Arbeitskraftabsicherung sowie die betriebliche und die private Altersvorsorge. Unsere Fondspolicen sind bei Maklern sehr beliebt. Mit VisionGrün bieten wir eine einfache Möglichkeit nachhaltiger Altersvorsorge, auch in der bAV. In der Krankenversicherung setzen wir auf die Vollversicherung und die bKV. Wachstumspotenzial sehen wir auch im internationalen Firmenkundengeschäft. In der Sachversicherung haben wir eine neue Unfallversicherung eingeführt. Wir positionieren uns außerdem als Gewerbeversicherer im Mittelstandssegment. Wir unterstützen mit digitalen Tools, etwa mit Online-Kampagnen über Digidor, Content auf unserem Blog für Vermittler oder – ganz neu – mit Video-Generator. Schünemann: Bleiben wir beim Thema Technik: Inwieweit werden digitale Prozesse den Arbeitsalltag der Vermittler zunehmend beeinflussen und welche technischen Wege werden Ihrer Meinung nach von den Verbrauchern verstärkt nachgefragt werden? Carstensen-Opitz: Der Einsatz digitaler Tools im Makleralltag bietet großes Potenzial, um Prozesse und Abläufe zu optimieren, Kundenbestände effizienter zu verwalten und ungenutzte Potenziale in den Beständen auszuschöpfen. In Bezug auf die technischen Strecken, die von Verbrauchern nachgefragt werden, denke ich, dass vor allem mobile Anwendungen immer wichtiger sein werden. Verbraucher Madeleine Bremme kam nach ihrer Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre 2004 zur IDEAL Versicherungsgruppe. In den folgenden Jahren war sie in verschiedenen leitenden Funktionen innerhalb der IDEAL Versicherungsgruppe tätig und verantwortete seit Januar 2010 den Bereich Finanzen. Seit 2020 ist Bremme Mitglied des Vorstands der IDEAL Sterbekasse Lebensversicherung AG. Im Dezember 2022 wurde sie zusätzlich in den Vorstand der myLife Lebensversicherung AG berufen. Talk © Have a nice day – stock.adobe.com

1 0 L E I T T H E M E N erwarten, dass sie die Möglichkeit haben, ihre Versicherungen und Finanzen über ihre mobilen Endgeräte zu verwalten. Hanning: Das stimmt. Kunden zur Seite stehen und sich voll auf sie zu konzentrieren – benutzerfreundliche Verkaufstools mit umfangreichen Funktionen ermöglichen genau das. Vermittler werden immer mehr von digitalen Prozessen profitieren, von der Vorbereitung des Verkaufsgesprächs über die Beratung bis hin zur täglichen Arbeit. Alle relevanten Kundendaten in einer digitalen Antragsstrecke auf einen Blick zur Verfügung zu haben, liefert einen großen Mehrwert. Aus meiner Sicht werden intuitive und moderne Antragsstrecken in Zukunft auch von Kunden immer stärker eingefordert werden – mit direktem Zugang etwa über die Webseiten der Vermittler. Schünemann: Werden somit hybride Berater mit ihrem Ansatz, den Kunden umfassend zu betreuen, Vorteile gegenüber reinen Online-Lösungen haben oder wird die persönliche Note doch ein wenig überschätzt? Pekarek: Die Zukunft ist hybrid. Reine Online-Lösungen werden sich im beratungsintensiven Geschäft nur schwer durchsetzen, denn in unserer Branche geht es um Vertrauen. Vermittler sollten aber online sichtbar sein, um Reichweite zu bekommen. Denn die Kunden informieren sich online über ihre Berater, deren Expertise weiterhin gefragt ist. Bremme: Das sehe ich genauso. Berater besitzen den klaren Vorteil, Vertrauen aufzubauen, direkter und persönlicher Ansprechpartner zu sein, den Kunden individuell abzuholen, Fragen direkt klären zu können und persönliche Empfehlungen abzugeben. Die persönliche Note ist deshalb nicht überschätzt, sondern sorgt dafür, dass Kundenbedürfnisse besser erfüllt werden. Schünemann: Trotz aller digitalen Hilfen: Die Komplexität sowie der regulatorische und administrative Aufwand nehmen zu. Des Weiteren bringt der rasante technische Fortschritt die Finanz- und Versicherungsprofis unter Druck, denn ihre Kernkompetenz liegt in der Kundenberatung und -betreuung. Gut aufgestellte Pools bieten hier Unterstützung. Wohin entwickelt sich der Poolmarkt aus Ihrer Sicht? Hanning: Die Konsolidierungswelle setzt sich im Maklermarkt weiter fort, mittelständische Maklerunternehmen schließen sich zunehmend zusammen. Als Versicherer sehen wir unsere Rolle darin, Konsolidierungen aktiv zu begleiten. Auch Pools wachsen stetig. Wir arbeiten mit allen großen Pools zusammen. Es bleibt abzuwarten, ob auch hier eine Konsolidierungswelle eintritt und es zu einer Konzentration kommen wird. Ich gehe davon aus, dass die Pools weiter wachsen und ihren angeschlossenen Maklern einen wesentlichen Mehrwert bieten. Pekarek: Darüber hinaus arbeiten gerade junge Vermittler oft über Pools. Diese haben sich zu umfangreichen Dienstleistern entwickelt. Kostenlose Vergleichsrechner, Maklerverwaltungsprogramme, Unterstützung im Bereich Social Media unddieAnbindung an ein eigenes Kompetenz- center sind heute selbstverständliche Serviceleistungen, die von Maklern sehr geschätzt werden. Schünemann: Wie wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen Produktgeber, Vermittler und Pool? Bremme: Enorm. Pools liefern einen breiten Produktzugang und damit einen Marktvergleich, den sich ein Vermittler sonst mühsam selbst zusammenstellen müsste. Darüber hinaus stellen die Pools sich mehr und mehr als Servicegesellschaften auf. Die Vermittler bekommen quasi plugand-play alles, was sie für eine Beratung, Vermittlung und Betreuung ihrer Kunden benötigen. Sie können sich damit auf ihre Kernaufgaben beim Kunden konzentrieren und für mehr Kundenbindung und mehr Produktabsatz sorgen. Carstensen-Opitz: Insgesamt ist die Zusammenarbeit zwischen Produktgebern, Vermittlern und Pools entscheidend für den Erfolg der Branche. Versicherer und Pools können gegenseitig Ressourcen und Expertise nutzen, was die Effizienz im Vertrieb erhöhen kann. Durch die Zusammenarbeit mit renommierten Versicherern kann der Pool seine Marktposition stärken und seine Glaubwürdigkeit bei Vermittlern und Kunden erhöhen. Die Zusammenarbeit zwischen Pools und Vermittlern ermöglicht es Vermittlern, sich auf die Beratung ihrer Kunden zu konzentrieren und gleichzeitig den steigenden Anforderungen der Aufsichtsbehörden gerecht zu werden. © peshkova – stock.adobe.com

Schünemann: Viele Vermittler sind oder werden aus Altersgründen aus der Branche ausscheiden. Der Nachwuchs fehlt vielfach. Wie können junge Menschen für das wichtige und interessante Berufsbild des Maklers gewonnen werden? Pekarek: Junge Menschen, die sich als Versicherungsmakler selbstständig machen, sind die beste Empfehlung. Das Image unserer Branche war zugegebenermaßen etwas angestaubt und altbacken. Wer sich junge Makler von heute anschaut, der sieht den Wandel. Ohne Online-Beratung und die Präsenz auf Plattformen geht heute nichts mehr und der Stellenwert der Kundenbindung hat zugenommen. Mit unserem Video-Generator können Vermittler mit dem Handy individuelle Botschaften aufnehmen und sie in Produkt- und Erklärfilme einbetten. Solche Angebote sind imKommen.Wir wollen damit den Beruf auch für junge Menschen attraktiv machen. Bremme: Generell müssen Veränderungen an vielen Punkten ansetzen, um die Attraktivität des Maklerberufs zu steigern. Gute Ausbildungsprogramme, Unterstützung bei Digitalisierungsprozessen und bei regulatorischen Themen sind eine Seite der Medaille. Vor allem junge Menschen legen Wert auf eine Arbeit, die sich flexibel an unterschiedliche Lebensmodelle anpasst und Sinn stiftet. Förderlich wäre auch eine frühe Sensibilisierung und ein grundsätzliches Verständnis für den Umgang mit Geld, für Vorsorge- und Absicherungsmöglichkeiten etc. bereits im Schulalter. Schünemann: Es ist überaus erfreulich, dass inzwischen zahlreiche Frauen auf Management- und Führungsebene vertreten sind. Auch im Innendienst ist der Frauenanteil sehr gut. Anders verhält es sich im Außendienst, hier dominieren die Männer sehr deutlich: Was sollte geschehen, damit der Außendienst von der positiven Entwicklung im Innendienst und auf der Führungsebene gleichermaßen mitgenommen wird? Carstensen-Opitz: Die Tätigkeit im Außendienst ist nach wie vor mit viel Reisetätigkeit verbunden. Gerade im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stelle ich immer wieder fest, dass die Reisebereitschaft von Frauen deutlich zurückhaltender ist als bei den männlichen Kollegen. Hinzu kommt, dass Kundenberatung häufig in den Abendstunden stattfindet, wenn Kunden frei haben. Flexible Arbeitszeiten und frei gestaltbare Tagesabläufe durch die Möglichkeit, von zu Hause oder unterwegs zu arbeiten, stellen heute bereits einen wichtigen Baustein dar, um den Frauenanteil auch im Außendienst zu erhöhen. Darüber hinaus wird sicherlich eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen und Maßnahmen benötigt, um die Attraktivität des Außendiensts für Frauen zu steigern. Neben gezielten Schulungen und Mentoring-Programmen können auch die Präsenz von Vorbildern und Erfolgsgeschichten von Frauen im Außendienst und der Erfahrungsaustausch helfen. Hanning: Unser Ziel ist, mehr Frauen für den Vertrieb zu begeistern. In unserem Ausschließlichkeitsvertrieb liegt der Anteil insgesamt bei 19 Prozent. Besonders freuen wir uns über den Anteil von 43 Prozent bei unseren Auszubildenden und Studierenden im Außendienst. Das zeigt deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und diesen gilt es konsequent weiterzugehen – im Recruiting, in der Weiterbildung und mit attraktiven Angeboten rund um die Work-Life-Balance. Auch die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle, denn virtuelle Beratungsgespräche sind raum- und zeitunabhängig möglich. Die vielfältigen Tätigkeiten im Vertrieb machen ihn besonders spannend. Das werden wir auch weiter nach außen tragen, denn um unseren Wachstumskurs fortzusetzen, müssen wir aktuelle und neue Kolleginnen und Kollegen für uns begeistern. Schünemann: Eine ganz persönliche Frage zum Schluss: Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien, die sich mit den Unterschieden zwischen weiblichen und männlichen Führungsstilen beschäftigen. Die Ergebnisse sind teils sehr different. Zusammenfassend und aus Ihrer Erfahrung: Wie sieht es in der Versicherungs- und Vertriebswelt aus? Gibt es Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Vorständen bei der Umsetzung strategischer Entscheidungen oder ganz allgemein im Führungsstil? Wiltrud Pekarek ist Mathematikerin und hat bei der Hallesche zunächst das Produktmanagement und als Verantwortliche Aktuarin den versicherungsmathematischen Bereich aufgebaut. Seit 2004 ist sie Vorstandsmitglied der Hallesche Krankenversicherung a. G., seit 2005 der Alte Leipziger Lebensversicherung a. G. und seit 2010 der Alte Leipziger Holding AG. Darüber hinaus ist sie Vorsitzende des Ausschusses Krankenversicherung der Deutschen Aktuarvereinigung. Dort bringt sie die Erfahrung von vier Jahrzehnten in der Versicherungswirtschaft ein. Talk

1 2 L E I T T H E M E N Bremme: Die Vorstände und Vorständinnen tragen eine große Verantwortung. Ihre Entscheidungen, Vorgehensweisen und wie sie kommunikativ auftreten, sind von vielen Faktoren abhängig. Sicherlich gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern in ihrem Verhalten, diese gibt es aber auch zwischen Frauen genauso wie zwischen Männern. Von einer eher klischeehaften Unterteilung in typisch männlich und typisch weiblich halte ich daher gar nichts. Ich habe sowohl kreative, fürsorgliche und teamfähige männliche Führungskräfte kennengelernt als auch weibliche Führungskräfte, die ihre Ellbogen ausfahren und schnelle Entscheidungen treffen können. Jeder setzt auf seinen eigenen Führungsstil und seine Erfahrungen. Hanning: Ich stimme zu. Der Führungsstil ist aus meiner Sicht nicht vom Geschlecht abhängig. Vielmehr geht es um die persönlichen Werte und die jeweilige Situation. Transparenz, klare Erwartungen, offenes Feedback, Wertschätzung, Vertrauen und die Chance zur Weiterentwicklung – an diesen Werten richte ich meinen Führungsstil aus. Jedes Unternehmen profitiert von Unterschieden, Erfolge entstehen oft aus der Diskussion unterschiedlicher Meinungen und Haltungen. Daher ist die Förderung von Vielfalt so wichtig – das Geschlecht ist dabei nur eine Dimension. Carstensen-Opitz: In meinem beruflichen Umfeld habe ich ebenso mit vielen verschiedenen Charakteren und Führungsstilen zu tun. Diese Vielfalt ist sehr bereichernd und nötig für ein effektives Entscheidungsmanagement. Generell gibt es in der Versicherungs- und Vertriebswelt wie in anderen Branchen Unterschiede in Bezug auf die Umsetzung von strategischen Entscheidungen und die Steuerung von Unternehmen, die durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden können, z. B. Erfahrung, Ausbildung, Persönlichkeit, Empathie und Unternehmenskultur. Pekarek: Zu guter Letzt erleben wir derzeit den Wandel von hierarchischen hin zu pluralistischen Organisationen. Das hierarchische Verständnis der Versicherungsbranche hat sich massiv verändert, heute zählt viel mehr als früher das Miteinander. Die Prozesse und das Handeln von Organisationen werden konsequenter auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet, gemeinsame Werte und sinnstiftende Arbeit sind heute wichtiger denn je. Die wichtigsten Führungsaufgaben werden künftig darin liegen, Mitarbeitende für die anstehenden Aufgaben zu befähigen und sie in Teams so zusammenzubringen, dass die für die jeweilige Aufgabe erforderlichen Fähigkeiten vorhanden sind. Die Führungskräfte müssen dabei Verantwortung übertragen und Vertrauen ins Team entwickeln, anstatt Kontrolle durch die Hierarchie auszuüben. Wichtig sind wertschätzendes Miteinander und Führen über Freude und Sinnstiftung in der Arbeit. Männer sind in dieser neuen Art der Führung genauso gut wie Frauen. Talk Zeliha Hanning startete 2000 ihre Tätigkeit bei der W&W-Gruppe. Die Betriebsökonomin und Versicherungskauffrau wechselte 2010 in Führungspositionen der Ausschließlichkeitsorganisation der Württembergischen Versicherung, leitete später den Bereich Produktentwicklung und Strategie Komposit und war Bereichsleiterin der Abteilung Organisation und IT-Steuerung in der W&W-Holding. Seit 2021 ist sie Vorstandsvorsitzende der Württembergischen Versicherung AG und Mitglied des Vorstands der Württembergischen Lebensversicherung AG. © janifest – stock.adobe.com

1 3 L E I T T H E M E N Persönlich. Partnerschaftlich. Verlässlich. Ihr Betrieb ist Ihr Lebenswerk! Wir stehen an der Seite von mittelständischen Unternehmen, branchenübergreifend, ganzheitlich und mit über 100 Jahren Erfahrung. Verlassen Sie sich auf uns. Ihr Fels in der Brandung.

1 4 L E I T T H E M E N „Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.“ Diese Erkenntnis von Benjamin Franklin ist nicht neu – und doch besonders wichtig in Berufen, in denen sich Marktbedingungen und regulatorische Vorgaben ständig ändern. Um hier nicht den Anschluss zu verlieren, ist eine kontinuierliche Weiterbildung unerlässlich. Über aktuelle Angebote und Schwerpunkte der Weiterbildung sprach die insider-Redaktion mit Ronny Schröpfer, Geschäftsführer der Deutsche Makler Akademie GmbH. : Wie wurden die Weiterbildungsangebote zuletzt angenommen? Spüren Sie mehr Zuspruch oder werden Vermittler eher „lernmüde“ bzw. schließen das Thema ab, wenn sie die obligatorischen Weiterbildungsstunden generiert haben? Ronny Schröpfer: Im Jahr 2021 hatten wir trotz der Pandemie eine steigende Nachfrage nach unseren Fortbildungsangeboten. Im Jahr 2022 stellten wir jedoch eine Weiterbildungsmüdigkeit fest. Die notwendige IDD-Weiterbildungszeit wurde absolviert und ansonsten wurde sich wieder mehr auf das Maklergeschäft konzentriert. Für das laufende Jahr gehen wir wieder von einer stärkeren Nachfrage aus: Schließlich unterstützt die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung als wesentlicher Erfolgsfaktor die Beratungsarbeit. : Der Umgang mit digitalen Werkzeugen bzw. die Aneignung digitaler Kompetenzen wird für die Beratung immer wichtiger. Wie stehen Sie zu diesem Thema? Schröpfer: Ganz klar: Wer sich heute noch nicht mit Online-Marketing und -Beratung beschäftigt hat, hatte es sicherlich schon während der Pandemie schwer und wird es auch in Zukunft schwer haben, u. a. aufgrund der professionellen Nutzung der verschiedenen Online-Marketing-Maßnahmen vieler junger Marktteilnehmer. Unsere Bildungsangebote und Praxisworkshops zu diesem Thema sind daher schon seit einigen Jahren gut besucht. Aber die Welt des Online-Marketings dreht sich sehr schnell: Neue SocialMedia-Plattformen lösen andere ab, unterschiedliche Zielgruppen tummeln sich auf unterschiedlichen Plattformen, jede Plattform entwickelt sich weiter und bietet neue Tools etc. Es gilt also, am Ball zu bleiben und die Kompetenzen ständig zu erweitern. : Wie differenziert die DMA das Angebot an Online- und Präsenzseminaren? Schröpfer: Online, Präsenz, hybrid: Die Weiterbildung der Zukunft ist flexibel. Für den Erfahrungsaustausch und die Vernetzung eignen sich eher Präsenzformate, die hier auch nachgefragt werden. Für Fachwissen in kleinen Portionen sind Online-Veranstaltungen sicherlich die richtige Wahl, was wir auch am Nachfrageverhalten feststellen können. Die Teilnehmer können selbst entscheiden, welche Variante sie bevorzugen und nutzen möchten. Eine Ausnahme bilden unsere Praxisworkshops, die in Unternehmen stattfinden. Hier sollen unsere Teilnehmer bewusst Betriebe wie Restaurants, Hotels oder auch Handwerksbetriebe live erleben. Außerdem bieten wir eine Kombination aus Online- und Präsenzveranstaltungen an – die sog. BlendedLearning-Variante. So findet der Betriebswirt bAV (FH) in dieser Form statt. Einige Veranstaltungen, insbesondere zu Beginn des Studiums, finden in Präsenzblöcken statt. Später, wenn sich die Teilnehmer kennen, bauen wir auch immer wieder Online-Veranstaltungen ein. Dies macht besonders umfangreiche Studiengänge für die Teilnehmer attraktiv, da es das berufsbegleitende Lernen erleichtert. : Welche weiteren Weiterbildungsschwerpunkte sehen Sie in diesem Jahr? Schröpfer: Grundsätzlich geht es darum, auf veränderte Markt- und Nachfragebedingungen mit entsprechendem Wissensvorsprung reagieren zu können. Das sichert letztlich auch die Beratungsqualität. Als Beispiel sei hier das Thema ESG mit der Nachfrage nach Nachhaltigkeitspräferenzen genannt. Darüber hinaus werden fachliche Online, Präsenz, hybrid DIE WEITERBILDUNG DER ZUKUNFT IST FLEXIBEL Ronny Schröpfer, Diplom-Wirtschaftswissenschaftler und Geschäftsführer der Deutschen Makler Akademie (DMA) mit Sitz in Bayreuth

1 5 L E I T T H E M E N Spezialisierungen im Beratungsangebot immer wichtiger. Hier sind v. a. flexible und bedarfsorientierte Weiterbildungsangebote gefragt: Beispielsweise kann ein Teilnehmer im Bereich Komposit nach erfolgreichem Abschluss der Grundqualifikation nach § 34d GewO das Zusatzmodul „Experte für Firmenkundenversicherung (DMA)“ und anschließend ein bis zwei Praxisworkshops absolvieren, um sein spezifisches Wissen auch vertrieblich zu vertiefen. Dies kann z. B. der Praxisworkshop Gastronomie oder der Praxisworkshop Bau- und Baunebengewerbe sein. Auf der anderen Seite kann das Spezialwissen aber auch stringent durchgezogen werden: angefangen bei der bAV-Ausbildung nach § 34d GewO über den bAVExperten (DMA) bis hin zum Betriebswirt bAV (FH). Dieses Beispiel lässt sich auch auf die Finanzdienstleistungsbranche projizieren: zuerst die Qualifizierung nach § 34f oder i GewO, dann die Weiterbildung zum Experten für Immobilienfinanzierung (DMA) und das Studium zum Finanzfachwirt (FH). : Wie gehen Sie als Weiterbildungsanbieter mit dem Thema ESG-Nachhaltigkeitspräferenzabfrage um? Schröpfer: Im Beratungsgespräch werden die Vermittler mittlerweile durch zahlreiche Mustervorlagen und angepasste Prozesse in der Beratungssoftware z. B. der Pools unterstützt. Hinsichtlich des fachlichen Know-hows – was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit und warum ist welches Versicherungs- oder Anlageprodukt nachhaltig? – sehen wir jedoch noch Weiterbildungsbedarf bei den Maklern. Einzelne Maklerpools und einige Produktgesellschaften sind hier schon sehr weit und schulen ihre Mitarbeiter und Vertriebspartner bereits sehr umfassend mit entsprechenden Weiterbildungsangeboten sowie unserem Expertenlehrgang. Mit dem Zertifikat und dem Open Badge, das sie am Ende des Lehrgangs erhalten, können sie sich dann auch mit diesem Thema, das aktuell und in Zukunft sicher noch wichtiger in der Gesellschaft wird, stark positionieren. : Warum nehmen Maklerpools generell beim Thema Weiterbildung – quasi als Key-User – eine wichtige Rolle ein? Schröpfer: Pools sind auch beim Thema Weiterbildung bedeutend. Da Maklerpools auf der Seite der unabhängigen Makler stehen, bieten sie wertvolle Dienstleistungen an, die die Effizienz der Maklerbetriebe steigern. Die Zusammenarbeit von Pools mit unabhängigen Bildungsanbietern wie der DMA bietet daher auch den Vertriebspartnern viele Vorteile. So können sie beispielsweise auf ein breites Bildungsangebot zugreifen, das im Falle der DMA speziell auf Makler ausgerichtet ist. Die verschiedenen Lernmedien ermöglichen ein individuelles Lernen für jeden Lerntyp. Durch die Einkaufsgemeinschaft werden zudem die Weiterbildungskosten für den einzelnen Makler gesenkt und schließlich werden durch das Angebot die Weiterbildungspflicht des Maklers erfüllt, das Fachwissen und die Kompetenz der Maklerpartner erweitert und die Beratungsqualität verbessert. Darüber hinaus kann ein Pool die Weiterbildungswünsche seiner Partner aufnehmen und z. B. an uns weiterleiten. Wir können diese entsprechend berücksichtigen, im Idealfall umsetzen und schließlich gemeinsam mit dem Pool dem Partner exklusiv anbieten. : Abschließend: Nach wie vor fehlt es an dringend benötigtem „Maklernachwuchs“. Inwieweit bietet sich ein auf diese Zielgruppe zugeschnittenes Weiterbildungskonzept an? Schröpfer: Als Weiterbildungsanbieter sind wir gerade dabei, erfolgreiche junge Makler als Trainer zu gewinnen. Sie sollen als Experten aus der Praxis berichten und mit Tipps und Ratschlägen unterstützen – etwa, wie man ein erfolgreiches Maklerunternehmen aufbaut. Darüber hinaus denken wir derzeit über weitere Formate nach, z. B. das Angebot eines virtuellen Stammtisches für junge Makler. Auch für gemeinsame Initiativen beispielsweise mit Pools stehen wir gerne für Gespräche zur Verfügung. © Montri – stock.adobe.com

1 6 K A P I T A L A N L A G E N KAPITALANLAGEN © rudi1976 – stock.adobe.com der institutionellen Anleger weltweit berücksichtigen ESG- und Nachhaltigkeitsaspekte bei ihren Anlageentscheidungen im Bereich Real Assets. Für 17 Prozent der Befragten ist ESG ein entscheidender Faktor, so eine aktuelle Studie von Aviva Investors, der globalen Vermögensverwaltungsgesellschaft des britischen Versicherers Aviva. Rund zwei Drittel (64 Prozent) der institutionellen Investoren gaben zudem an, ihre Investitionen in Sachwerte in den nächsten zwei Jahren erhöhen zu wollen – davon fast jeder zweite Befragte um bis zu zehn Prozent. Ein Viertel der Investoren in Nordamerika hat mehr als 20 Prozent seines Portfolios in Real Assets investiert – ein Spitzenwert! In Europa sind es 19 Prozent und im asiatischpazifischen Raum 17 Prozent. der institutionellen Anleger und Finanz- intermediäre sind der Meinung, dass die ihnen zur Verfügung stehenden ETFs echte Nachhaltigkeitsvorteile bieten, z. B. einen positiven Einfluss auf ESG-Themen. Besonders verbreitet ist diese Ansicht bei Schweizer Anlegern (74 Prozent) und, nach Anlegergruppen getrennt, bei Pensionskassen (85 Prozent). Italienische Investoren und Asset-Manager teilen diese Ansicht mit nur 54 Prozent am wenigsten. Von ihnen sind 56 Prozent von den Nachhaltigkeitsvorteilen von Indexprodukten überzeugt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von BNPP AM. der deutschen Mieter halten Klimaneutralität für die größte Herausforderung der Menschheit in den nächsten Jahren. Wie die Ergebnisse der Studie „Wohntrends 2040“ des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW zeigen, wird Nachhaltigkeit für Mieter immer wichtiger. 61 Prozent geben an, dass ihnen klimabewusstes Verhalten sehr wichtig ist. Ebenfalls 61 Prozent legen Wert darauf, dass sich ihr Vermieter für Nachhaltigkeit engagiert. Entsprechend offen sind die Mieter für neue Mobilitätsformen: 14 Prozent besitzen bereits ein E-Bike, 27 Prozent planen den Kauf in den nächsten zwei Jahren. Fast jeder Fünfte hätte Interesse an einem Sharing-Angebot für E-Lastenräder. Mehr als 90 Prozent ⅔ 58 Prozent

1 7 K A P I T A L A N L A G E N Dr. Frank Ulbricht Vorstandsvorsitzender BfV Bank für Vermögen AG Vorstand BCA AG E-Mail: frank.ulbricht@bca.de Telefon: +49 6171 9150-100 Abb. 1: Finanzierungsmotor für nachhaltige Transformation und digitalen Wandel. Attraktiv für Kleinanleger; hohe Standards für den Anlegerschutz ELTIF managt verwahrt investieren in investiert EK oder FK in... Infrastruktur Sachwerte Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) Von der EU autorisierter Manager für AIFs Institutionelle Kunden Verwahrstelle Privatkunden/ Kleinanleger ELTIFS MIT IMPACT Kapitalanlage für Kleinanleger mit Anspruch Die European Long-Term Investment Funds, kurz ELTIFs, haben vom europäischen Gesetzgeber ein Update bekommen. Damit sind sie nun auch für Kleinanleger interessant, die Renditechancen außerhalb der Börse wahrnehmen möchten. Wer nach Möglichkeiten zu Kapitalanlage sucht, landet nach A wie Aktien und Anleihen neuerdings auch bei „E“ wie ELTIFs. Die Abkürzung steht für European Long-Term Investment Funds. Diese Fonds sind von der Europäischen Union konzipiert als Finanzierungsmotor für die nachhaltige Transformation und den digitalen Wandel. Konkret handelt es sich um Finanzinstrumente, über die Finanzmittel aus der Privatwirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen sowie langfristige Projekte bereitgestellt werden sollen. Anders als z. B. Indexfonds investieren ELTIFs gezielt in spezielle Unternehmen und Projekte. Sie erlauben dem Anleger dadurch eine hohe Identifikation mit seiner Investition und eröffnen darüber hinaus auch Renditechancen in privaten Märkten, da sie nicht an den börslichen Wertpapierhandel gebunden sind. Im Unterschied zu anderen Alternative Investment Funds (AIF) richten sich ELTIFs ausdrücklich auch an Privatkunden und Kleinanleger (siehe Abb. 1). Attraktivitäts-Update macht ELTIFs zur echten Alternative auch für nachhaltige Anleger ELTIFs bieten Anlegern die Möglichkeit, in Projekte zu investieren, die sonst schwer zugänglich sind, z. B. Infrastrukturprojekte, außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen oder öffentliche Aufträge. Die Fonds investieren in Projekte mit langen Zeithorizonten und liefern so eine kontinuierliche Finanzierungsquelle für deren Realisierung. Im Gegenzug eröffnen sie Anlegern eine attraktive Alternative zu kurzfristigen Finanzinstrumenten wie Aktien, Anleihen oder den breit aufgestellten ETFs. Durch den Fokus auf Projekte mit nachhaltigem Mehrwert können ELTIFs eine stabile Rendite bieten, die auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten aufrechterhalten bleibt. Die Finanzprodukte sind bereits seit 2015 am Markt, aufgrund deutlicher Einstiegshürden (hohe Mindestanlage plus lange Laufzeit ) war die Nachfrage bislang jedoch eher gering. Diese Wettbewerbsnachteile sollen mit der aktuellen Reform vonseiten des europäischen Gesetzgebers beseitigt werden. So ermöglicht die neue Verordnung ab 2023 attraktive sachwertbasierte und geschlossene Fondsprodukte für institutionelle und private Anleger. Zudem können ELTIFs als Artikel-9-Impact-Produkte nach EU-Offenlegungsverordnung ausgestaltet werden. Das ist vor allem für Kunden interessant, die bei Investitionen hohe Ansprüche in Sachen Zielgenauigkeit, Transparenz und ESG-Kriterien stellen. Die ersten ESG-ELTIFs stehen bereits in den Startlöchern und die Chancen stehen gut, dass im laufenden Jahr weitere folgen werden. Denn mit der Einführung von Nachhaltigkeitspräferenzen im Beratungsprozess seit August 2022 ist die Nachfrage nach ESG-Produkten im Markt stark gestiegen – und damit auch nach Fonds mit Impact. © weyo – stock.adobe.com

1 8 K A P I T A L A N L A G E N ZURÜCK AUF DER ERFOLGSSPUR? Nicht nur für Aktien, sondern auch für Anleihen war 2022 ein verheerendes Jahr. So verlor der Index für Staatsanleihen der Eurozone, der iBoxx-EuroSovereign-Index, satte 18,4 Prozent an Wert. Rücksetzer auf der Aktienseite sind isoliert betrachtet nichts Neues. In Kombination mit dem veritablen Crash am Rentenmarkt ergab sich jedoch eine mehr als unangenehme Gemengelage. In gemischten Portfolios war der Anteil der Anleihen an den Gesamtverlusten vergleichbar mit dem der Aktien. Die Folge: Diversifikation über Anlageklassen hinweg erschien zumindest im klassischen 60/40-Portfolio eher illusorisch. Chancen nach dem Inferno – Renten als Basisinvestment „Die Renditen befinden sich mittlerweile wieder auf einem deutlich attraktiveren Niveau. Die Konjunkturaussichten sprechen für einen Renditerückgang am langen Ende. In einem Multi-Asset-Portfolio sehen wir den Rentenblock als Basisinvestment mit einem entsprechend und im Vergleich zum letzten Jahr erfreulichen Performancebeitrag“, konstatiert Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. Ähnlich sieht es Alain Forclaz, Deputy CIO, Multi Asset, bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM) und hebt hervor, dass sich für risikoorientierte Anleger 2022 eine verbesserte Diversifikation ausgezahlt habe, wobei insbesondere Rohstoffe, Zinsvolatilitätsstrategien und Barmittel ihre Fähigkeit gezeigt hätten, den Schutz vor Abwärtsbewegungen zu unterstützen. Bemerkens- und erwähnenswert ist, dass nur 2008 und 2018 weniger Anlageklassen eine positive Rendite generieren konnten als im Jahr 2022. „Bonds are back“ Anleihen werden aufgrund der relativ hohen Renditen wieder (deutlich) attraktiver. Dies gilt nicht nur für risikoarme Staatsanleihen der Industrieländer, sondern auch für risikoreichere Segmente wie High Yield. Hochzinsanleihen bieten derzeit Renditen von acht bis neun Prozent. Sollte sich der Fokus der Anleger von der Inflation auf eine schwächelnde Konjunktur als Haupttreiber verlagern, könnten auch Zahlungsausfälle oder Insolvenzen wieder auf der Tagesordnung stehen. Ergo: Mit Anleihen lässt sich wieder Geld verdienen, aber Vorsicht ist geboten. Die höheren Leitzinsen sollen Inflation und Nachfrage dämpfen. Unternehmen haben es aber teils schwerer und könnten in finanzielle Schwierigkeiten geraten. „In den meisten Rezessionsphasen gibt es Momente der ‚Flucht in die Sicherheit‘: Staatsanleihen sind nach wie vor die sicherste Anlage, wenn man Bargeld auf die Seite legt. Sollte es 2023 zu einer harten Landung kommen und die Renditen von Staatsanleihen einbrechen, könnten Anleiheninvestoren von ihrem Rückgang profitieren“, so Florian Ielpo, Head of Macro, Multi Asset bei LOIM. Aktien mit furiosem Jahresstart – Value und Schwellenländer im Blick Die Börsen sind optimistisch in das Jahr gestartet. Die Frage ist, ob dieser Optimismus dem Realitätscheck in den kommenden Monaten standhalten kann. Gelingt es den Notenbanken, die Inflation in den Griff zu bekommen, ohne gleichzeitig die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen? Hier könnte das größte Globale Entwicklungen und Veränderungen in der Geld- und Fiskalpolitik haben 2022 ein schwieriges Umfeld für Multi-Asset-Ansätze geschaffen. Doch mit dem Gegenwind kam allmählich auch der Rückenwind zurück. Anleihen sind wieder Stabilisator und Renditebringer. Zudem locken alternative Investments als Portfoliobeimischung.

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