BCA insider 01_2023

4 3 V E R S I C H E R U N G E N Fahrlässigkeit, Frost- und Bruchschäden an Wasser- und Heizungsrohren sowie Frost- und Bruchschäden an Ableitungsrohren zur Entsorgung auf dem versicherten Grundstück ab. Die Extremwetterereignisse haben Auswirkungen auf die Prämien, denn allein 2021 betrug der Gesamtschaden durch Naturgefahren in Deutschland 12,7 Mrd. Euro, davon allein 9 Mrd. Euro Schäden an Wohngebäuden. Ein bisher nicht erlebtes Ausmaß, was sowohl die Anzahl als auch die durchschnittliche Höhe der Schäden betrifft. „Das hat natürlich Auswirkungen auf unsere Kalkulationen für die Zukunft. Wir müssen berücksichtigen, dass es im Zuge des Klimawandels häufiger zu großen Unwetterschäden kommen kann“, sagt Cornelia Flörcks, Wohngebäudeexpertin der R+V Versicherung. „Die Anzahl der Elementarschäden stieg bei uns von 2020 auf 2021 um 520 Prozent, die Summe der Schadenzahlungen gar um 2.370 Prozent. Auch die Winterstürme Ylenia, Zeynep und Antonia im Jahr 2022 haben Schäden i. H. v. 1,4 Mrd. Euro für die Versicherungsbranche verursacht“, erklärt Rainer Brand, Vorstand Produkte und Betrieb bei Domcura. Kostenanpassungsfaktor fällt zweistellig aus Neben den individuellen Schäden je Versicherer trägt ein weiterer Faktor branchenweit zur Verteuerung der Prämien bei: der vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jährlich veröffentlichte Anpassungsfaktor basiert auf dem Baupreisindex für Wohngebäude und dem Tariflohnindex für das Baugewerbe. Schließlich müssen Versicherer im Schadenfall die anfallenden Kosten für Reparaturen oder Wiederherstellung ersetzen. Diese sind teurer als die ursprünglichen Baukosten, denn die Kosten für Baumaterialen wie Stahl, Aluminium und Holz sind um mehr als 50 Prozent gestiegen. Die Indexanpassung für 2023 beträgt 14,73 Prozent und gilt für alle Wohngebäudeversicherer und für alle Tarife, die zum gleitenden Neuwertfaktor absichern. Kunden haben kein außerordentliches Kündigungsrecht, wenn die Beitragserhöhung aus diesem Grund erfolgt. Laut einem Beispiel des Vergleichsportals CHECK24 verteuert sich dadurch etwa eine Absicherung für ein Mehrfamilienhaus in Duisburg mit 230 m2 Fläche wie folgt: Abgesichert sind Feuer, Blitzschlag, Leitungswasser, Sturm und Hagel sowie Elementarschutz ohne Selbstbeteiligung. Der Beitrag steigt von 1.780 auf 2.047 Euro. Meist kommt dann noch ein Zuschlag aufgrund des steigenden Gebäudealters hinzu. „Branchenweit verläuft die Sparte Wohngebäude defizitär. Deshalb haben auch wir den Entschluss gefasst, zum 1. Dezember 2022 eine außerordentliche Beitragsanpassung durchzuführen“, informiert Janine Bollhorst, Sprecherin Komposit der VHV Versicherungen. Abgesehen von der jährlichen Veränderung des Anpassungsfaktors erfolgt bei der VHV auch eine tarifliche Beitragsanpassung in Höhe von zehn Prozent für bestimmte Tarifgenerationen. Handlungsbedarf für Makler Viele Hausbesitzer haben nach den dramatischen Bildern aus den Überschwemmungsgebieten nachgebessert. Laut GDV wurden statt der üblichen 50.000 bis 100.000 Verträge im dritten Quartal 2021 bereits rund 400.000 Elementarschadenversicherungen abgeschlossen. Die Anbündelungsquote im Rahmen der Wohngebäudeversicherung stieg entsprechend. Zudem haben manche Anbieter den Elementarschutz als Optout-Option nun schon in den Anträgen voreingestellt. „Kunden müssen sich also explizit gegen eine solche Versicherung entscheiden, was sie natürlich jederzeit tun können“, sagt DomcuraVorstand Brand. Die Abschlussquote von Elementarversicherungen stieg bei Domcura auf über 80 Prozent. Nicht nur die branchenweiten Beitragssteigerungen machen es für viele Berater unerlässlich, mit ihren Bestandskunden zu sprechen. Natürlich sollte Versicherungsschutz ohnehin regelmäßig überprüft werden. „Vor dem Hintergrund der immer häufiger auftretenden Naturgefahren ist jetzt ein idealer Zeitpunkt für den Makler, den Naturgefahrenschutz auf seinen Deckungsinhalt zu prüfen und gegebenenfalls über veränderten Absicherungsbedarf zu sprechen“, betont R+V-Expertin Flörcks. Massive Deckungslücken sind insbesondere oftmals in Altverträgen enthalten. „Wer vor 20 oder 30 Jahren ein Haus gekauft hat und seitdem weiterhin dieselbe Versicherung von damals besitzt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr ausreichend versichert“, warnt Domcura-Produktvorstand Brand. Großen Handlungsbedarf bescheinigt auch der Assekuradeur Konzept & Marketing (K&M): „Viele Altbestände enthalten wesentliche Leistungsmerkmale nicht, z. B. die umfassende Absicherung von Ableitungsrohren oder die Mitversicherung von grob fahrlässigem Verhalten“, weiß Marcel Lütterforst, Geschäftsleitung Produkt, Versicherer, Vertrieb der K&M. © Victor zastol‘skiy – stock.adobe.com

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