BCA insider 01_2023

Schünemann: Viele Vermittler sind oder werden aus Altersgründen aus der Branche ausscheiden. Der Nachwuchs fehlt vielfach. Wie können junge Menschen für das wichtige und interessante Berufsbild des Maklers gewonnen werden? Pekarek: Junge Menschen, die sich als Versicherungsmakler selbstständig machen, sind die beste Empfehlung. Das Image unserer Branche war zugegebenermaßen etwas angestaubt und altbacken. Wer sich junge Makler von heute anschaut, der sieht den Wandel. Ohne Online-Beratung und die Präsenz auf Plattformen geht heute nichts mehr und der Stellenwert der Kundenbindung hat zugenommen. Mit unserem Video-Generator können Vermittler mit dem Handy individuelle Botschaften aufnehmen und sie in Produkt- und Erklärfilme einbetten. Solche Angebote sind imKommen.Wir wollen damit den Beruf auch für junge Menschen attraktiv machen. Bremme: Generell müssen Veränderungen an vielen Punkten ansetzen, um die Attraktivität des Maklerberufs zu steigern. Gute Ausbildungsprogramme, Unterstützung bei Digitalisierungsprozessen und bei regulatorischen Themen sind eine Seite der Medaille. Vor allem junge Menschen legen Wert auf eine Arbeit, die sich flexibel an unterschiedliche Lebensmodelle anpasst und Sinn stiftet. Förderlich wäre auch eine frühe Sensibilisierung und ein grundsätzliches Verständnis für den Umgang mit Geld, für Vorsorge- und Absicherungsmöglichkeiten etc. bereits im Schulalter. Schünemann: Es ist überaus erfreulich, dass inzwischen zahlreiche Frauen auf Management- und Führungsebene vertreten sind. Auch im Innendienst ist der Frauenanteil sehr gut. Anders verhält es sich im Außendienst, hier dominieren die Männer sehr deutlich: Was sollte geschehen, damit der Außendienst von der positiven Entwicklung im Innendienst und auf der Führungsebene gleichermaßen mitgenommen wird? Carstensen-Opitz: Die Tätigkeit im Außendienst ist nach wie vor mit viel Reisetätigkeit verbunden. Gerade im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stelle ich immer wieder fest, dass die Reisebereitschaft von Frauen deutlich zurückhaltender ist als bei den männlichen Kollegen. Hinzu kommt, dass Kundenberatung häufig in den Abendstunden stattfindet, wenn Kunden frei haben. Flexible Arbeitszeiten und frei gestaltbare Tagesabläufe durch die Möglichkeit, von zu Hause oder unterwegs zu arbeiten, stellen heute bereits einen wichtigen Baustein dar, um den Frauenanteil auch im Außendienst zu erhöhen. Darüber hinaus wird sicherlich eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen und Maßnahmen benötigt, um die Attraktivität des Außendiensts für Frauen zu steigern. Neben gezielten Schulungen und Mentoring-Programmen können auch die Präsenz von Vorbildern und Erfolgsgeschichten von Frauen im Außendienst und der Erfahrungsaustausch helfen. Hanning: Unser Ziel ist, mehr Frauen für den Vertrieb zu begeistern. In unserem Ausschließlichkeitsvertrieb liegt der Anteil insgesamt bei 19 Prozent. Besonders freuen wir uns über den Anteil von 43 Prozent bei unseren Auszubildenden und Studierenden im Außendienst. Das zeigt deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und diesen gilt es konsequent weiterzugehen – im Recruiting, in der Weiterbildung und mit attraktiven Angeboten rund um die Work-Life-Balance. Auch die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle, denn virtuelle Beratungsgespräche sind raum- und zeitunabhängig möglich. Die vielfältigen Tätigkeiten im Vertrieb machen ihn besonders spannend. Das werden wir auch weiter nach außen tragen, denn um unseren Wachstumskurs fortzusetzen, müssen wir aktuelle und neue Kolleginnen und Kollegen für uns begeistern. Schünemann: Eine ganz persönliche Frage zum Schluss: Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien, die sich mit den Unterschieden zwischen weiblichen und männlichen Führungsstilen beschäftigen. Die Ergebnisse sind teils sehr different. Zusammenfassend und aus Ihrer Erfahrung: Wie sieht es in der Versicherungs- und Vertriebswelt aus? Gibt es Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Vorständen bei der Umsetzung strategischer Entscheidungen oder ganz allgemein im Führungsstil? Wiltrud Pekarek ist Mathematikerin und hat bei der Hallesche zunächst das Produktmanagement und als Verantwortliche Aktuarin den versicherungsmathematischen Bereich aufgebaut. Seit 2004 ist sie Vorstandsmitglied der Hallesche Krankenversicherung a. G., seit 2005 der Alte Leipziger Lebensversicherung a. G. und seit 2010 der Alte Leipziger Holding AG. Darüber hinaus ist sie Vorsitzende des Ausschusses Krankenversicherung der Deutschen Aktuarvereinigung. Dort bringt sie die Erfahrung von vier Jahrzehnten in der Versicherungswirtschaft ein. Talk

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