BCA insider 01_2023

4 7 V E R S I C H E R U N G E N zukaufen, aber auch nicht verkaufen. Dementsprechend werden wir an dem Umfang unserer Immobilienengagements festhalten. : Derzeit steigen die Zinsen wieder. Für die Kapitalmarktstrategie der Versicherer ist dies zumindest kurzfristig Fluch und Segen zugleich: Wie lange dauert es, bis die Versicherer bzw. die Vorsorgekunden von den Zinserhöhungen profitieren können? Jacobus: Ein deutlich früheres und softeres Umlenken beim Leitzins wäre für die Branche sicherlich besser gewesen. Institutionelle Anleger, die in den letzten Jahren stark in lang laufende Anleihen mit äußerst geringer Verzinsung investiert haben, stehen nun vor einem Dilemma. Denn diese Papiere binden Liquidität oder lassen stille Reserven zu stillen Lasten werden. Nur wer derzeit aus Liquidität, Fälligkeit oder Liquiditätsersatz investieren kann, partizipiert am aktuellen Renditeanstieg. Wir sehen uns in der Zinswende gut aufgestellt. Die ersten ca. 100 Mio. Euro sind bereits in liquide Unternehmensanleihen und Bankschuldverschreibungen im Investment-Grade-Bereich angelegt; die kurze Duration unseres Anleihebestandes schafft perspektivisch weitere Gelegenheiten. Unsere Kunden profitieren somit bereits heute vom Zinsanstieg. : Wie beurteilt Ihr Haus das Thema stille Lasten? Wie wird die Versicherungswirtschaft reagieren und welche Strategie verfolgen Sie? Jacobus: In Summe dürfte das abgelaufene Jahr 2022 als eines der schwierigsten überhaupt in die Geschichtsbücher eingehen. Neben dem signifikanten Zinsanstieg, der stille Reserven aller Marktteilnehmer in der Anlageklasse verzehrt haben dürfte, war auch am Aktienmarkt kein Geld zu verdienen. Dabei wandelten sich auch bei uns im Bereich der festverzinslichen Anlagen stille Reserven in stille Lasten. Unsere Strategie, im Niedrigzinsumfeld auf kurze Laufzeiten gesetzt zu haben, hilft uns auch hier. Wir reinvestieren fortlaufend Fälligkeiten auf aktuellem Zinsniveau und bauen dabei sukzessive stille Lasten in der Anlageklasse ab. Darüber hinaus betrachten wir das Thema ganzheitlich. Durch unseren nennenswerten Immobilienbestand, der über fast zwei Jahrzehnte aufgebaut wurde, verfügen wir in der Anlageklasse weiterhin über umfangreiche stille Reserven. Wir sehen daher sehr positiv in die Zukunft und bewerten das aktuelle Investitionsumfeld für uns als hochattraktiv. : Abschließend gefragt: Wie müssen Ihrer Meinung nach künftige Produktlösungen angesichts der heutigen komplexen Anforderungen konzipiert sein? Jacobus: Versicherungsprodukte der Zukunft sollten sich stringent an den Lebensgewohnheiten der Kunden ausrichten. Gerade die kommende Kundengeneration sucht nach flexiblen, digitalen und einfach abzuschließenden, dafür aber komplexen Absicherungen – und das Ganze am besten als All-in-one-Lösung. Mit der IDEAL UniversalLife als digitale Plattform sind wir da schon auf dem richtigen Weg. Wir werden unseren USP als der Versicherer von biometrischen Altersrisiken weiter schärfen. Unser größtes Potenzial sehen wir aktuell im Bereich der privaten Pflegezusatzversicherungen. So starten wir beispielsweise im März mit unserer deutschlandweiten Veranstaltungsreihe „IDEAL ExpertenForum“, bei der es speziell um die Aktivierung der Kundengruppe „Babyboomer“ hinsichtlich des drohenden Pflegerisikos gehen wird. Darüber hinaus werden wir auch zukünftig an klassischen Policen für die Altersvorsorge festhalten, denn darin sehen wir ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal deutscher Lebensversicherer. Rainer M. Jacobus ist seit Juli 2004 Vorstandsvorsitzender der IDEAL Versicherungsgruppe. Der begeisterte Winter- und insbesondere Bobsportler ist seit über 20 Jahren beim ältesten Berliner Versicherer. Im Sommer dieses Jahres plant Jacobus in den Ruhestand zu treten – sein Nachfolger wird Maximilian Beck. Foto Jacobus: © IDEAL Versicherung, Hintergrundgrafik: © whyframeshot – stock.adobe.com

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