BCA insider 01_2023

1 2 L E I T T H E M E N Bremme: Die Vorstände und Vorständinnen tragen eine große Verantwortung. Ihre Entscheidungen, Vorgehensweisen und wie sie kommunikativ auftreten, sind von vielen Faktoren abhängig. Sicherlich gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern in ihrem Verhalten, diese gibt es aber auch zwischen Frauen genauso wie zwischen Männern. Von einer eher klischeehaften Unterteilung in typisch männlich und typisch weiblich halte ich daher gar nichts. Ich habe sowohl kreative, fürsorgliche und teamfähige männliche Führungskräfte kennengelernt als auch weibliche Führungskräfte, die ihre Ellbogen ausfahren und schnelle Entscheidungen treffen können. Jeder setzt auf seinen eigenen Führungsstil und seine Erfahrungen. Hanning: Ich stimme zu. Der Führungsstil ist aus meiner Sicht nicht vom Geschlecht abhängig. Vielmehr geht es um die persönlichen Werte und die jeweilige Situation. Transparenz, klare Erwartungen, offenes Feedback, Wertschätzung, Vertrauen und die Chance zur Weiterentwicklung – an diesen Werten richte ich meinen Führungsstil aus. Jedes Unternehmen profitiert von Unterschieden, Erfolge entstehen oft aus der Diskussion unterschiedlicher Meinungen und Haltungen. Daher ist die Förderung von Vielfalt so wichtig – das Geschlecht ist dabei nur eine Dimension. Carstensen-Opitz: In meinem beruflichen Umfeld habe ich ebenso mit vielen verschiedenen Charakteren und Führungsstilen zu tun. Diese Vielfalt ist sehr bereichernd und nötig für ein effektives Entscheidungsmanagement. Generell gibt es in der Versicherungs- und Vertriebswelt wie in anderen Branchen Unterschiede in Bezug auf die Umsetzung von strategischen Entscheidungen und die Steuerung von Unternehmen, die durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden können, z. B. Erfahrung, Ausbildung, Persönlichkeit, Empathie und Unternehmenskultur. Pekarek: Zu guter Letzt erleben wir derzeit den Wandel von hierarchischen hin zu pluralistischen Organisationen. Das hierarchische Verständnis der Versicherungsbranche hat sich massiv verändert, heute zählt viel mehr als früher das Miteinander. Die Prozesse und das Handeln von Organisationen werden konsequenter auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet, gemeinsame Werte und sinnstiftende Arbeit sind heute wichtiger denn je. Die wichtigsten Führungsaufgaben werden künftig darin liegen, Mitarbeitende für die anstehenden Aufgaben zu befähigen und sie in Teams so zusammenzubringen, dass die für die jeweilige Aufgabe erforderlichen Fähigkeiten vorhanden sind. Die Führungskräfte müssen dabei Verantwortung übertragen und Vertrauen ins Team entwickeln, anstatt Kontrolle durch die Hierarchie auszuüben. Wichtig sind wertschätzendes Miteinander und Führen über Freude und Sinnstiftung in der Arbeit. Männer sind in dieser neuen Art der Führung genauso gut wie Frauen. Talk Zeliha Hanning startete 2000 ihre Tätigkeit bei der W&W-Gruppe. Die Betriebsökonomin und Versicherungskauffrau wechselte 2010 in Führungspositionen der Ausschließlichkeitsorganisation der Württembergischen Versicherung, leitete später den Bereich Produktentwicklung und Strategie Komposit und war Bereichsleiterin der Abteilung Organisation und IT-Steuerung in der W&W-Holding. Seit 2021 ist sie Vorstandsvorsitzende der Württembergischen Versicherung AG und Mitglied des Vorstands der Württembergischen Lebensversicherung AG. © janifest – stock.adobe.com

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