BCA insider 01_2023

Leistungsverbesserungen in den Tarifen Die Anbieter haben ihr Leistungsspektrum in der Wohngebäudeversicherung zuletzt ausgeweitet. So hat z. B. die VHV 48 Leistungsverbesserungen vermeldet, darunter Sofortschutz, die Versicherung von unbenannten Gefahren, die Reduzierung von Antragsfragen zur Versicherung älterer Gebäude und Leistungsverbesserungen für Vermieter. K&M ermöglicht Überschwemmungsrisiken als Einschluss in das Deckungskonzept Wohngebäude in den ZÜRSZonen 1 und 2 und damit für 98,5 Prozent aller Häuser (siehe Abb. 2). Das Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen (ZÜRS) ist ein Geoinformationssystem zur Einschätzung von Naturgefahren. Ein möglicher Bruttojahresbeitrag für ein Einfamilienhaus mit 120 m2 Wohnfläche liegt in der Tarifline K&M/BCA Komfort bei 455,57 Euro. Befindet sich das Gebäude indes in den ZÜRS-Gebieten 3 und 4, die mit wesentlich höherer Wahrscheinlichkeit von einer Überschwemmung betroffen sein könnten, muss man tief in die Tasche greifen, wenn man überhaupt einen Versicherungsschutz findet. Domcura nennt hier für seinen Komfort-Schutz inklusive Elementarschutz bei einem Einfamilienhaus (Baujahr 2000) mit 135 m2 Wohnfläche folgende Beitragspreise: 487 Euro in den ZÜRS-Zonen 1 und 2, 593 Euro in ZÜRS-Zone 3 und 2.391 Euro in ZÜRS-Zone 4. Insgesamt weisen 0,4 Prozent aller Gebäude die höchste Gefährdungsstufe auf. Viele Anbieter erwarten zudem, dass das Thema Nachhaltigkeit – derzeit bei Kapitalanlagen und in der Altersvorsorge in aller Munde – auch in der Wohngebäudeversicherung eine immer größere Rolle spielen wird. „Erneuerbare Energien sind ein Zukunftsthema, wodurch die Absicherung von Photovoltaikanlagen, Wallboxen und Wärmepumpen an Bedeutung stark zunehmen wird“, sagt K&M-Prokurist Lütterforst. Und: „Präventionsmaßnahmen werden künftig stärker honoriert werden, denn wenn sich der Hausbesitzer etwa frühzeitig um die Erneuerung alter Wasserleitungen kümmert oder in die Installation von Leckagewächtern investiert, wird dadurch das Risiko größerer Schäden im Haus verringert“, betont DomcuraExperte Brand. Kommt ein Pflichtschutz vor Elementarschäden? Aufgrund der exorbitanten Schäden durch Naturgewalten wurden Stimmen in der Politik laut, den Elementarschutz in der Wohngebäudeversicherung verpflichtend zu machen. Justizminister Marco Buschmann (FDP) hält davon jedoch nichts: „In einer Zeit höchster finanzieller Belastungen privater Haushalte sollten wir von allem die Finger lassen, was Wohnen und Leben in Deutschland noch teurer macht“, sagte er im Dezember 2022 dem Handelsblatt. Allerdings sei eine derartige Pflichtversicherung verfassungsrechtlich möglich. Soweit der Bund selbst keine Regelung getroffen habe, hätten die Länder laut Grundgesetz die Gesetzgebungskompetenz dafür. Die Assekuranz würde davon profitieren, zeigt sich von einer Pflicht aber auch nicht überzeugt. „Versicherungsprodukte bleiben notwendig, allerdings sollte man verstärkt in die Aufklärung investieren, alle Beteiligten dadurch handlungsfähig machen und im besten Fall Schäden durch Prävention verhindern“, lautet das Statement von VHV-Sprecherin Bollhorst. „Eine Pflichtversicherung löst das Problem nicht, denn sie nimmt jeden Anreiz für Vorsorgemaßnahmen“, betont R+V-Expertin Flörcks und plädiert stattdessen für eine gemeinsame Initiative von Staat, Bürgern und Versicherern: ein umfassendes Konzept aus Hochwasserschutzmaßnahmen, Frühwarnsystemen, risikogerechten Bebauungsplänen und Versicherungsschutz. Hausbesitzer könnten aber jetzt schon viele Vorsorgemaßnahmen selbst umsetzen, etwa die Heizung vom Keller ins Dach verlegen, den Keller fliesen oder Schutzmauern bauen. V E R S I C H E R U N G E N 4 4 Oliver Lepold Freier Journalist Richardstr. 37, 22081 Hamburg E-Mail: Oliver.Lepold@web.de Telefon: +49 1520/8887000 Die ZÜRS-Zonen Gefährdungsklasse 1 Hochwasser tritt nach derzeitiger Datenlage wahrscheinlich nicht auf. Umfasst 92,4 Prozent aller Adressen. Gefährdungsklasse 2 Hochwasser tritt seltener als ein Mal in 100 Jahren auf. Umfasst 6,1 Prozent aller Adressen. Gefährdungsklasse 3 Hochwasser tritt durchschnittlich ein Mal in 10 bis 100 Jahren auf. Umfasst 1,1 Prozent aller Adressen. Gefährdungsklasse 4 Hochwasser tritt mindestens ein Mal in 10 Jahren auf. Umfasst etwa 0,4 Prozent aller Adressen. Quelle: GDV 22,2 Mio. Adressen insgesamt

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