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GKV vs. PKV – gibt es ein „besseres“ System?

Von Teilen der politischen Landschaft wird immer mal wieder die Abschaffung der Privaten Krankenversicherung (PKV) durch eine sogenannte „Bürgerversicherung“ gefordert. Zum Abschluss des vergangenen Jahres waren es dieses Mal die Grünen, die als Aufhänger eine „Studie“ des Versicherungsmaklers „Premium Circle“ nutzten. Deren Ergebnis hat mit dem realen Versorgungsgeschehen und den Erfahrungen der Versicherten beim Arzt oder im Krankenhaus nur leider sehr wenig zu tun.
Die Studie legt nahe, dass auch in Top-Premium-Tarifen der PKV grundlegend wichtige Leistungen nicht oder nur lückenhaft gewährt werden. Fakt ist jedoch, dass die Vertragswerke der Privaten Versicherer in den letzten Jahren immer weiter verbessert wurden.
Dies kann jedoch aufgrund der Vertragsstrukturen nicht als nachträgliche Änderung des Vertragswerkes erfolgen, sondern muss in Nebenabreden geregelt sein.
Zahlreiche monierte Leistungen sind in solchen Nebenabreden ausführlich und ausreichend in die Tarifwerke eingeflossen und geregelt.
Weiterhin Fakt ist: Die Deutschen sind mit ihrer medizinischen Versorgung so zufrieden wie nie zuvor –unter den gesetzlich Versicherten (90 Prozent Zufriedenheit laut Allensbach-Umfrage 2017) und den Privatversicherten 92 Prozent. Das mag auch an jenen eindeutigen Leistungsvorteilen der PKV liegen, die offensichtlich nicht auf der selbsterdachten „Checkliste“ der Grünen-Gutachter standen.

Zum Beispiel:

1. Volle ärztliche Therapiefreiheit ohne Budgets
2. Schnellerer Zugang zu medizinischen Innovationen
3. Ambulante Arzttermine auch im Krankenhaus

So räumen die Autoren der Studie ein, dass eine präzise vergleichende Bewertung der beiden Versicherungsmodelle angesichts der vielen unterschiedlichen Einflussfaktoren nicht möglich sei: „Wir weisen daher explizit darauf hin, dass bei der Bewertung einiger Leistungskriterien abgewogen werden musste, ob die jeweiligen Leistungen der GKV in ihrem Umfang in etwa mit denen der PKV vergleichbar sind.“

Komplexes Gefüge

Das Leistungsgefüge der GKV sei sehr komplex und fortlaufend von Entscheidungen des Gesetzgebers und einer gemeinsamen Expertenkommission abhängig. Es gebe immer wieder Berichte, wonach Versicherte Probleme hätten, gesetzliche Leistungen in der Praxis auch tatsächlich zu erhalten. Auch sei häufig der zeitnahe Zugang zu Fachärzten deutlich schwieriger als in der PKV, so die Studie.
SPD-Experte Lauterbach äußerte sich, dass sich die Gegner der PKV mit der Studie keinen Gefallen getan haben. „Die Argumente, die PremiumCircle liefert, lassen sich von den Befürwortern der PKV allzu leicht entkräften“, erklärt er. Der größte Vorteil der Privaten sei nämlich, dass Privatversicherten im Falle einer ernsthaften Erkrankung Topspezialisten zur Verfügung stünden, die größere Heilungschancen böten.
Für gesetzlich Versicherte sei es hingegen kaum möglich, dort einen Termin zu bekommen – obwohl sie über die Beiträge ebenfalls zur Finanzierung der Krankenhäuser, Forschungseinrichtungen und Universitäten beigetragen hätten. Und genau darin liege die eigentliche Ungerechtigkeit im System.
„Wir sollten ehrlich bleiben“, resümiert er. „Und nicht in den Wettbewerb eintreten, wer innerhalb dieses fragwürdigen Systems das bessere Angebot bietet.“
Dagegen sind viele Leistungen, die die Gutachter in den PKV-Vertragswerken vermissen, sehr wohl Bestandteil der Versorgung von Privatversicherten.
Beispiel Palliativversorgung: Tatsächlich gibt es darauf in den Tarifen vieler langjährig Privatversicherter formal keinen verbrieften Anspruch. Dies liegt aber nur daran, dass die Verträge
aus einer Zeit stammen, in der diese Versorgung noch nicht sehr verbreitet war – und auch in der GKV nicht vorgesehen.
Da die PKV-Unternehmen ihre Vertragswerke nachträglich nicht ändern dürfen, ist eine Leistungsausweitung nur als nebenvertragliche Zusage möglich. Dies ist schon vor Jahren branchenweit erfolgt.
Wer die Versicherten selbst oder auch bei Ärzten, Krankenhäusern und Therapeuten nachfragt, kommt ganz sicher nicht zu dem Ergebnis, dass Privatversicherte schlechter versorgt werden.

 

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Nils Böttcher
Spezialist KV / PV