Interview der BCA (BfV) mit Henning Padberg der Nordea Investment Funds S.A.

Henning Padberg

Henning Padberg

Henning Padberg ist seit 2009 Portfoliomanager des Nordea 1 – Global Climate and Environment Fund und jetzt auch der Portfoliomanager des Nordea 1 – Global Climate and Social Impact Fund. Er begann seine Karriere 2008 bei Nordea Asset Management als Research Associate mit Fokus auf den Finanzsektor weltweit. 2011 übernahm Henning die weltweite Verantwortung für die IT-Sektorforschung. Im Jahr 2014 wurde er dann Teil des Portfoliomanagementteams für unsere European Focus-Aktienprodukte und verantwortlich für das Research des zyklischen Supersektors weltweit. Henning hat einen MSc. in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Münster, Deutschland.

Ihr Haus ist in den vergangenen Jahren durch eine Fokussierung auf Nachhaltigkeit positiv aufgefallen

Padberg:
„Das Thema Nachhaltigkeit ist bei Nordea in der skandinavischen Herkunft behaftet und damit schon fast Teil unserer DNA. Wir sehen uns als Pionier in Sachen Nachhaltigkeit, haben sehr früh erste Anlagelösungen aufgelegt und verbinden Nachhaltigkeit auch sehr eng mit Engagements mit Unternehmen und gemeinschaftlichen Initiativen. Kunden schätzen sehr unser Wissen, aber noch viel mehr unsere Transparenz, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht.“

Herr Padberg, die Menschheit, so scheint es, hat den Planet an den Rand des Klimakollapses gebracht. Ist die Situation tatsächlich so dramatisch?

Padberg:
„Es ist definitiv an der Zeit, aufzuwachen. Das haben in den vergangenen Jahren mehr und mehr Unternehmen, aber auch Staaten erkannt. Nicht umsonst setzte die UN im Jahr 2015 ihre 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung für das Jahr 2030 fest. Außerdem ist der Begriff der Dekarbonisierung mittlerweile fest in der Klimadebatte verankert.  Während dieses Begreifen rund um das Thema Klima deutlich an Fahrt aufgenommen hat, ignorieren viele Beiträge zur Nachhaltigkeit immer noch die Verflechtung von sozialen und ökologischen Fragen. Genau dieser Problematik haben wir uns mit der Auflage des Nordea 1 – Global Climate and Social Impact Fund angenommen.“

Sie haben sich auf die Fahnen geschrieben, im Bereich „Klima“ und „Soziales“ (also das „E“ und das „S“ aus ESG) zu investieren. Bitte erläutern Sie Ihre Philosophie und Ihre Ziele.

Padberg:
„Die Verbindung zwischen sozialen und klimatischen Problemen hat während der Pandemie massive Sichtbarkeit außerhalb öffentlicher Organisationen erlangt. Wir sind uns jetzt bewusst, dass die Verbesserung des menschlichen Wohlergehens und der sozialen Gerechtigkeit bei gleichzeitiger Reduzierung von Umweltrisiken von Vorteil füreinander ist und somit die Richtung zum Aufbau einer integrativen grünen Wirtschaft festlegt.  Eine integrative grüne Wirtschaft schützt das Ökosystem und sorgt für Resilienz, während sie gleichzeitig mit einer Reihe von Chancen verbunden ist, für alle:

  • Menschen: Verbesserung ihrer Lebensqualität, Erhöhung der sozialen Gleichheit und Schaffung von Möglichkeiten zur Verbesserung des menschlichen Lebens
  • Unternehmen: Von einer effizienteren und verantwortungsbewussten Produktion profitieren und den wachsenden Markt für Umweltgüter und -Dienstleistungen nutzen

Das Konzept der integrativen grünen Wirtschaft bildet daher einen Weg zur Verwirklichung der Agenda 2030. Darüber hinaus schafft sie eine Investitionsmöglichkeit, da die Erreichung der SDGs bis 2030 wirtschaftliche Chancen im Wert von mindestens 12 Billionen USD pro Jahr erschließen könnte.

Das Konzept unserer Strategie basiert auf vier Säulen, die auf die Schaffung nachhaltiger Werte abzielen:

  1. Herausforderungen: Wir identifizieren spezifische Herausforderungen in thematischen Bereichen, die aufgrund ihrer drängenden sozialen und ökologischen Probleme ausgewählt werden
  2. Lösungen: Wir wählen Unternehmen aus, die den Markt mit wirkungsvollen Lösungen bedienen, um nachhaltigen Wert zu schaffen
  3. Ergebnisse: Wir messen greifbare Auswirkungen der Lösung und versuchen zu bewerten, wie sie sich auf die Nutzer und die Umwelt auswirkt
  4. Impact: Wir erzeugen Wirkung auf zwei Arten: Erstens durch die positive Veränderung, die durch die Lösungen, in die wir investieren, geschaffen wird; zweitens durch die Verbesserung der Umweltfaktoren und der Wirkungsmessung, die sich aus unserem Engagement-Ansatz ergeben“

Welche Kriterien legen Sie bei der Titelselektion an?

Padberg:
„Auf der Grundlage unserer Expertise haben wir ein proprietäres Investmentuniversum von Lösungsanbietern identifiziert, die sich aktiv mit ihren Produkten den globalen Herausforderungen der Nachhaltigkeit stellen. Unternehmen werden in 4 Hauptthemen und 14 Teilstrategien unterteilt:

Gesundheit und Wohlbefinden: Chronische, nicht übertragbare Krankheiten sind weltweit die erste Todesursache und Grund für Invalidität. Parallel dazu soll sich die Zahl der älteren Menschen bis 2050 verdoppeln. Wir investieren in Unternehmen, die der Bevölkerung Zugang zu qualitativ hochwertigen Gesundheitsdiensten, Medizin und Technologie sowie nahrhaften Lebensmitteln bieten, damit Menschen jeden Alters gesunde, produktive Mitglieder der Gesellschaft sein können.

Inklusion und Chancen: 1,6 Milliarden Menschen sind immer noch unzureichend untergebracht, und 30% der Erwachsenen weltweit haben noch immer keine Bankkonten. Wir investieren in Unternehmen, die die Bedingungen schaffen, die es den Menschen ermöglichen, ein produktives und erfülltes Leben in einem fairen und sicheren Umfeld zu führen.

Nachhaltiges Leben: 1,7 Erden wären nötig, um unsere Forderungen nach erneuerbaren natürlichen Ressourcen zu decken, während andererseits immer noch 2,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben. Wir investieren in Unternehmen, die Lösungen für die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse entwickeln und gleichzeitig die Verfügbarkeit wichtiger natürlicher Ressourcen sicherstellen.

Kohlenstoffarme Wirtschaft: 75% der Gebäude in der EU werden als energieineffizient eingestuft, und 20% des Energieverbrauchs könnten durch Energieeffizienz eingespart werden. Wir investieren in Unternehmen, die Lösungen anbieten, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und die menschliche Gesundheit zu minimieren.“

Können Sie uns ein konkretes Beispiel geben?

Padberg:
„Schauen wir uns das Unternehmen Owens Corning genauer an, welches Isoliersysteme für Wohn- und Geschäftsgebäude herstellt. Seine Isolierprodukte ermöglichen Kunden Energieeinsparung sowie eine Verbesserung der akustischen Leistung. Damit begegnet Owens Corning der Herausforderung, dass bspw. 40% des Gesamtenergieverbrauchs in den USA auf Gebäude enfallen und ca. 90% der amerikanischen Häuser nicht oder unterisoliert sind.  Mit einer ordnungsgemäß installierten Isolierung könnten 45% der Energiekosten eingespart werden. Somit trägt Owens Corning zum Ziel 9.4. der SDGs bei: bis 2030 Modernisierung der Infrastruktur- und Retrofit-Industrien, um diese nachhaltig zu gestalten, mit erhöhter Ressourceneffizienz und einer stärkeren Einführung sauberer und umweltverträglicher Technologien und industrieller Prozesse.“

Arbeiten Sie auch mit externen Agenturen zusammen oder generieren Sie Ihren Research Output gänzlich inhouse?

Padberg:
„Als aktiver Anlagenverwalter legen wir unser Hauptaugenmerk auf eine starke Einzeltitelselektion so dass wir sowohl das fundamentale als auch das ESG Research intern generieren. Natürlich bedienen wir uns an publik verwertbaren Marktdaten, der Kern des Researchs liegt aber stets intern. Gerade auf der ESG Seite ist dies oft unerlässlich, ist externes Research doch stets aufgrund der öffentlich verfügbaren Daten rückwärts blickend. Da wir darauf aufbauend den Dialog mit den Unternehmen voran treiben, um über wesentliche Risiken und Chancen im Bereich Nachhaltigkeit zu diskutieren und somit Engagement eine Kernessenz unseres internen Prozesses ist, versuchen wir, ein eher vorwärts blickendes ESG Bild des Unternehmens aufzubauen.“

Und wie messen Sie genau den Beitrag des jeweiligen Unternehmens zu Ihren Fondszielen?

Padberg:
„Wir messen den Beitrag auf zweierlei Ebene. Zum einen geschieht die Messung bereits bei der Definition des Anlageuniversums: Ein Unternehmen muss mindestens 20% des Gesamtertrags (und im Portfolioschnitt liegt dieser Satz eher bei 70%) auf diese Lösung fokussiert haben, die wir identifziert haben, um soziale oder ökologische Probleme zu bekämpfen. Somit ist der Ertrag des Unternehmens direkt an ein SDG geknüpft. Zum zweiten messen wir das Ergebnis dieser Lösung: Was genau ist der „Impact“ dieser Lösung auf Umwelt oder Soziales? Dies kann von Energieeinsparung über höheres Bildungsniveau und Finanzieller Inklusion viele Sparten umfassen.“

Nordea ist bekannt für ein strenges Risikomanagement. Wie wird dieses in Ihrem Fonds eingesetzt?

Padberg:
„Wir messen das Risiko auf 3 Ebenen. Zum einen das aktienspezifische Risiko, kurz gesagt welchen Ertrag bekomme ich für welches Risiko. Zum zweiten schauen wir uns an, wie viel eine einzelne Aktie zum Gesamtrisiko des Portfolio beiträgt. Wenn wir dieses kontrollieren, vermeiden wir die Abhängigkeit von individuellen Titeln und erhöhen gleichzeitig die Diversifikation im Portfolio. Zu guter Letzt kontrollieren wir auch das Risiko des Portfolios gegenüber dem generellen Aktienmarkt, um zu verhindern dass wir mit diesem thematischen Fonds in eine Art „Cluster-Risiko“ rein rutschen. Dieses Risikodreieck hat sich in den vergangenen 10 Jahren bei der Verwaltung thematischer Fondslösungen bestens bewährt.“

Und zum Schluss: Nennen Sie uns bitte drei Gründe, warum unsere Berater Ihren Fonds berücksichtigen sollen.

Padberg:

  • „Wir verbinden als aktiver Verwalter attraktive Renditen mit nachhaltigem Denken und stellen dies auch sehr transparent anhand verschiedener Berichte dar.
  • Wir verfügen über jahrzehntelange Erfahrung im Bereich thematischen Investierens, haben unsere Lektionen gelernt und Prozesse und Denkweisen optimiert.
  • Und zu guter Letzt ist der Begriff „Nachhaltiges Investieren“ sehr eng mit dem Engagement mit den Unternehmen verknüpft: wir nehmen die Unternehmen an die Hand und möchten zusammen mit den Unternehmen und mit Hilfe des Kapitals der Anleger die Welt von morgen gestalten.“