BCA insider 04/2022

R U N D U M K A P I T A L A N L A G E N A S S E T S & I N V E S T M E N T S 2 0 © Nneirda – stock.adobe.com In vielen Industrieländern, insbesondere Deutschland, ist die Produktion von Schlüsseltechnologien abhängig von einigen wenigen Produzenten im Ausland mit dem Nachteil, dass diese zum großen Teil in Ländern wie China agieren. Dazu gehören kritische Rohstoffe wie bspw. Kobalt, Bor, Silicium oder sogenannte seltene Erden. Kobalt etwa hatte sich seit 2016 phasenweise vervierfacht im Preis (siehe Abb. 3). Geopolitische Krisen sind nicht der einzige Preistreiber Die geopolitische Situation führt zu starken Preissteigerungen. Gerade die Ukrainekrise sowie der geostrategische Konflikt mit China zeigen dies deutlich. Dies trifft insbesondere auf die genannten kritischen Rohstoffe zu. Auf den gesamten Rohstoffbereich geblickt werden die Rohstoffpreise durch folgende Parameter getrieben: Zunächst einmal haben wirtschaftliche Entwicklungen erhebliche Auswirkungen auf die Preise wichtigster Rohstoffe, vor allem auf die Preise von Industrierohstoffen. Bei Agrarrohstoffen spielen auch Wetterphänomene eine wichtige Rolle. Dürreperioden und Missernten können zu erheblichen Verwerfungen an den globalen Märkten führen. Ein weiterer Treiber ist die Trägheit der Produktionskapazitäten. Rohstoffproduzenten können nur mit Verzögerung auf Änderungen der Nachfrage reagieren. Zieht die Nachfrage an, führt dies zur Produktionsausweitung, die jedoch erst mittel- bis langfristig zu einer Angebotserhöhung führt. Deutlich wird dies insbesondere dann, wenn zunächst neue Minen und Vorkommen erschlossen werden müssen. Dann allerdings kann es zumsogenannten „Schweinezykluseffekt“ kommen: Das dann gestiegene Angebot führt nicht selten zu fallenden Preisen, was wiederum Produktionsreduktionen zur Folge hat. Durch die Verknappung steigen die Preise wieder und die Kapazitäten werden zeitversetzt hochgefahren – ein Kreislauf (siehe Abb. 4). Befinden wir uns am Anfang eines neuen Superzyklus? Das vergangene Jahrhundert war eine Phase voller Superzyklen. Doch wann spricht man von einem Superzyklus? Dieser zeichnet sich durch eine Periode mit steigender Rohstoffnachfrage aus, die das Angebot nachhaltig übersteigt und damit zu steigenden Preisen führt. Erster Superzyklus: Industrialisierung in den USA Der erste Superzyklus begann 1890 mit der Industrialisierung in den USA und dauerte bis zum Ersten Weltkrieg. Zweiter Superzyklus: Verbreitung des Automobils Ihm folgte der zweite Superzyklus mit Beginn der 1930er-Jahre. Gründe dafür waren der Zweite Weltkrieg sowie die Verbreitung des Automobils. Dritter Superzyklus: Erdölboom und -krise Der dritte Superzyklus umfasst die Ära der 1960er- bis 1980er-Jahre. Verstärkt durch geostrategische Spannungen im Nahen Osten und die damit verbundenen zeitweisen Unterbrechungen der Ölversorgung in den 1970ern gab es massive Preisanstiege. In den 1980ern kam es durch alternative Energieträger wieder zu einem Preisrückgang. Vierter Superzyklus: China 2001 läutete China mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WHO) den vierten Superzyklus ein. Die damit verbundenen Reformen und die massive Urbanisierung führten bei Rohstoffen zu starken Preisanstiegen, die erst 2008 mit der weltweiten Finanzkrise ein jähes Ende fanden. Wohin geht die Reise? Befinden wir uns am Anfang eines neues Superzyklus? Es spricht einiges dafür. Nach der Covid-Pandemie haben Regierungen weltweit Konjunkturprogramme aufgelegt, Abbildung 3: Kobaltpreis USD Abbildung 4: „Schweinezykluseffekt“ Quelle Grafiken: BfV Investment Research

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