insider_02_2022

und erreichte im Dezember des vergan - genen Jahres mit 5,3 Prozent ihren vor - läufigen Höhepunkt (siehe Abb. 1). Welche Faktoren lassen sich hierfür finden? Dr. Holger Brauer , Senior Port - folio-Manager bei Nomura Asset Ma - nagement, sagt: „Erstens wächst die für die Inflation relevante Geldmenge (M3 bzw. M2 in den USA) mit großer Ge - schwindigkeit. Dies ist ein großer Un - terschied zur Finanzkrise 2008/2009, wo nur die Zentralbankgeldmenge wuchs, nicht aber die relevanten ‚brei - ten‘ Geldmengen. Jetzt hingegen gerät viel Geld über die expansive Fiskalpoli - tik tatsächlich in den Wirtschaftskreis - lauf. Hinzu kommt, dass sich nach der Pandemie aufgestaute Konsumbedürf - nisse Bahn brechen. Und die treffen auf ein eingeschränktes Güterangebot, weil während der Pandemie – und noch schlimmer: durch den Krieg in der Ukra - ine – die Lieferketten gestört sind.“ Eine Ansicht, die auch BfV-Vorstands - vorsitzender Dr. Frank Ulbricht so teilt und auf die temporären wie strukturel - 8 len Faktoren der Inflationssteigerung zu sprechen kommt: „Temporär wirkt der post-pandemische Nachfragesog, der auf ein wegen Kapazitätsrückbau und Lieferengpässen reduziertes Angebot trifft. Aber auch strukturelle Gründe wie z. B. der Kampf gegen den Klimawandel lassen sich anführen. So tragen auch Investitionen in die Energiewende und die steigende CO 2 -Steuer zum Preis - auftrieb bei.“ Tatsächlich hat die Pan - demie die weltweite Wirtschaft hart getroffen und die Notenbanken taten alles, um kräftig gegensteuern. Die EZB weitete ihr Notkaufprogramm für Anlei - hen auf 1,35 Bio. Euro aus. Die Bilanzen der großen Notenbanken blähten sich weiter auf; die Preise von Vermögens - verwerten stiegen zeitweise auf neue Rekordstände, zum anderen wurden auch die Lebenshaltungskosten höher. Zur Klarstellung: Der Auftrag der Zent - ralbanken ist es, eine Geldpolitik der ru - higen Hand zu betreiben. Doch wie sehr eint bzw. unterscheiden sich die Noten - hüter dies- und jenseits des Atlantiks? EZB und Fed – vereint in der Sache, unterschiedlich im Tempo und Ansatz Bereits vor einem Jahr, im Frühsom - mer 2021, mehrten sich die Stimmen, die für eine Abkehr von der ultralocke - ren Geldpolitik plädierten. Die Industrie boomte und die Preise stiegen kräftiger als erwartet. So sprang die Inflations - rate in den USA im April 2021 auf 4,2 Prozent. Auch in der Eurozone war der Preistrend klar zu sehen, wenn auch weniger deutlich als bei unseren trans - atlantischen Partnern. Ende 2021 war klar, dass die US-Notenbank ihre Wert - papierkäufe schneller zurückfahren würde als zunächst angekündigt, wäh - rend die EZB erst mal abwartete und zunächst von einer temporären Inflation ausging. Die Fed trat deutlicher auf die Bremse und hob die Zinsen Mitte März um 25 Basispunkte an. Es war die erste Zinserhöhung seit mehr als drei Jahren (siehe Abb. 2). Fraglich ist jedoch, ob das von den No - tenbankern angeschlagene Tempo der Zinswende reicht, um die Inflation zu besiegen. Bleibt die hohe Teuerungs - rate? „Das ist sehr wahrscheinlich. Die beispiellose fiskalische Unterstützung hat die Einkommen der Haushalte stark erhöht, sodass die US-Familien nicht nur einen Konsumboom finanzieren, sondern auch riesige Geldbeträge spa - ren können. Diese sollten eingesetzt werden, um den Konsumboom fortzu - setzen. Diese starke Nachfrage trifft auf brüchige Lieferketten, die bis weit in das Jahr 2023 hinein beeinträchtigt bleiben dürften, sodass das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage un - gewöhnlich groß ist und die Preise weiterhin unter Aufwärtsdruck stehen“, bemerkt Matteo Cominetta , Senior Economist und Stratege beim Barings Investment Institute. „Der politisch motivierte Trend zur Re - nationalisierung globaler Lieferketten könnte den Personalmangel in einer oh - nehin mit Vollbeschäftigung arbeiten - den Wirtschaft verstärken. Dies könnte Abb. 2: Leitzinsentwicklung in den USA – Historische Kurse (Datum/Wert) Quelle: finanzen.net 16.03.2022 15.03.2020 03.03.2020 30.10.2019 18.09.2019 31.07.2019 19.12.2018 26.09.2018 13.06.2018 21.03.2018 13.12.2017 14.06.2017 15.03.2017 14.12.2016 0,25 % 0,13 % 1,13 % 1,63 % 1,88 % 2,13 % 2,38 % 2,13 % 1,88 % 1,63 % 1,38 % 1,13 % 0,88 % 0,63 % Abb. 1: Deutschland – Inflationsrate von Februar 2021 bis Februar 2022 (gegenüber dem Vorjahresmonat) Februar 2021 März 2021 April 2021 Mai 2021 Juni 2021 Juli 2021 August 2021 September 2021 Oktober 2021 November 2021 Dezember 2021 Januar 2022 Februar 2022 +1,3 % +1,7 % + 2,0 % +2,5 % +2,3 % +3,8 % +3,9 % +4,1 % +4,5 % + 5,2 % +5,3% +4,9 % +5,1 % Quelle: statista.com ; Abruf am 29.03.2022

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