BCA insider 04/2022

R U N D U M B E R A T U N G M A R K E T I N G & T E C H N O L O G Y 6 4 Zur WM 2022 in Katar – Interview mit Rolf Töpperwien „ALLES IST MÖGLICH!“ Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist umstritten. Dennoch werden viele Fußballbegeisterte das Turnier, das erstmals um die Weihnachtszeit stattfinden wird, vor dem Fernseher mitverfolgen. Die WM im Wüstenstaat wird ein Spektakel bleiben. Wenige Wochen vor dem Start traf sich die insider-Redaktion mit dem „Vater aller Feldreporter“, Rolf Töpperwien, in Wiesbaden. Vielen Fußballfans ist der Mann mit der markanten Stimme, der Leidenschaft und dem dynamischen Auftreten unvergessen: So berichtete der ehemalige ZDF-Sportreporter von 1.444 Bundesliga-Spielen und war zudem bei zehn Endturnieren der FußballNationalmannschaft journalistisch tätig. Im Restaurant i-Punkt Wiesbaden und somit in tollem Ambiente gab „Töppi“ seine Einschätzung zur WM in Katar preis. : Herr Töpperwien, Sie sind für Ihre „klare Kante“ bekannt: Schauen Sie sich die WM an, obgleich Sie in Katar ist? Rolf Töpperwien: Ja, ich schaue mir die WM an. Es ist mir aber nicht egal, dass sie in Katar ist. Das wichtigste Fußballturnier und Katar: Das passt nicht zusammen. Stattdessen passt es jedoch in das Konzept der FIFA: Die Länder, die das meiste Geld wahrscheinlich inkl. Schmiergeld anbieten, erhalten schlussendlich den Zuschlag. Da ist es am Ende völlig egal, ob in Sotschi „kein Schnee“ liegt oder im Wüstenstaat Temperaturen „von 50 Grad“ sind. Für die Teilnehmer gibt’s nur zweiWege: entwederMund abputzen und mitmachen oder boykottieren. : Einige Länder versuchen ja, sich mit kleineren Aktionen und Botschaften gegen unerwünschte Austragungsorte starkzumachen. Wie stehen Sie dazu? Töpperwien: Diese ganzen Statements gegen die Arbeitsbedingungen, Verletzung der Menschenrechte etc. in Katar bringen nichts. Etwas anderes wäre es, wenn Deutschland bzw. der DFB z. B. die WM boykottieren würden. Das wäre ein eindeutiges Zeichen! Ein Boykott wird aber nicht geschehen, da unser Verband Sorge hat, dass Länder wie Spanien, Frankreich, England nicht mitziehen. Zudem fürchtet man bspw. einen Ausschluss für mehrere Jahre. Ich bin mir jedoch sicher, dass ein solcher Schritt einen immensen Reputationsschub für den deutschen Fußball bringen und die deutsche Liga stärken würde. Auch wären Länder aus Skandinavien sofort beim Boykott dabei. In der Realität jedoch läuft die Gewinnmaximierung so lange weiter, bis das System irgendwann kollabiert. Wir befinden uns in einem Fußballkonstrukt, das mit meiner damaligen „romantischen Fußballwelt“ nichts mehr zu tun hat! : Dennoch schauen Sie sich die WM-Spiele im Fernsehen an? Töpperwien: Richtig ist, dass ich mir zu den Spielen keine Termine lege. Ob ich mir Spiele wie z. B. Marokko gegen Kanada auch anschaue, entscheide ich kurzfristig. So begleite ich die WM mit Interesse, aber nicht mit Fanatismus. Und im Unterschied zu früher muss ich mir auch nicht mehr alle Spiele anschauen, um Meinungsführer zu sein. Eine Ausnahme bilden die Spiele des deutschen Teams. An diesen Spieltagen bin ich bei ausgewählten sehr guten Firmen. Gemeinsam mit den Teilnehmern werde ich das Spiel anschauen, analysieren und einige Anekdoten aus meiner 40-jährigen Zeit als Sportreporter preisgeben. Übrigens: Bei der BCA bin ich ebenfalls – sofern die Deutschen ins Achtelfinale einziehen. : Apropos: Wie wird Deutschland Ihrer Meinung nach abschneiden? Töpperwien: Wenn wir in der Gruppe als Zweiter rausgehen und danach ggf. auf Belgien treffen, dann könnte die WM für Deutschland ganz schnell vorüber sein. Wenn wir jedoch Erster in der Gruppe werden und unter Umständen auf Kroatien treffen; dann ist auch der Weltmeistertitel drin. Es liegt viel am Spielplan bzw. am sogenannten WMBaum. Es ist alles möglich. Leidenschaft und Fachwissen pur! Der in Osterode am Harz geborene Rolf Töpperwien berichtete von 1.444 Bundesliga-Spielen in 37 Jahren.

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