BCA insider 04/2022

R U N D U M V E R S I C H E R U N G E N S A F E T Y & P R E V E N T I O N 4 4 © Maxim Grebeshkov – stock.adobe.com Untersuchungen zu Folgen des Provisionsverbots im Vereinigten Königreich: ZUNEHMENDE BERATUNGSLÜCKEN, SINKENDE HONORARBERATUNGSQUOTE, NACHTEILE FÜR VERBRAUCHER UND VERMITTLER Das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland (UK) wird von den sogenannten Verbraucherschützern nach der Einführung des Provisionsverbotes 2013 als das „gelobte Land“ für Privatanleger und damit als Vorbild für Deutschland gepriesen. Doch das ideologiegetriebene „Herbeischreiben“ von Erfolgen funktioniert nicht, die Realität ist eine andere. Die Redaktion „versicherungstip“ recherchiert seit Jahren regelmäßig die Entwicklung des Finanzdienstleistungsmarktes in UK. Über die für Verbraucher und Vermittler dramatischen Ergebnisse berichteten wir in „insider“ 03/2021. Nun liegen aktuelle Untersuchungen und Evaluierungen aus UK vor. Ein Provisionsrichtwert ist keine Mauer gegen das Provisionsverbot: Als in Deutschland der von der BaFin geplante Provisionsrichtwert für Lebensversicherungen diskutiert wurde, fand die These „Eine klare Vorgabe mittels Provisionsrichtwert zur Begrenzung der Provisionshöhe schützt Vermittler und Versicherer vor einer schärferen Regulierung der EU“ Verbreitung. Es ist unbestritten, dass es in der EU Kräfte gibt, die trotz bereits bestehender Überregulierung ein Provisionsverbot anstreben. Ob sich jemand, der aus ideologischen Gründen gegen das Provisionssystem ist, durch einen Provisionsrichtwert besänftigen lässt? Wir glauben das nicht, im Gegenteil: Ein Provisionsrichtwert würde Provisionsgegnern nicht weit genug gehen, sondern als Einfallstor für die Forderung eines noch tieferen Deckels dienen – oder gleich eines Provisionsverbots. Damit sind wir beim eigentlichen Thema: Wer sich die Entwicklungen in UK auf Basis seriöser Erhebungen anschaut, der kann nur dann noch ein Provisionsverbot fordern, wenn die ideologischen Scheuklappen festbetoniert sind. Besser wäre es, diese abzulegen und aus den folgenden Zahlen die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Was sagen die aktuellen FCA-Statistiken? Seit Jahren werten „versicherungstip“ und „kapital-markt intern“ die Statistiken der britischen Finanzaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) zum Beratermarkt aus, um mehr Objektivität in die Provisionsverbot-Debatte zu bringen. Auch die neuesten Daten aus UK belegen, dass das Provisionsverbot negative Effekte hat. Dies geht aus den sogenannten „Retail Investments Product Sales Data“ hervor. Die aktuellen Daten für 2021 zeigen erneut bzw. weiterhin, dass die Beratungsquote in den meisten der neun Retail-Produktgruppen mit insgesamt 30 erfassten RetailAnlagevehikeln seit Einführung des Provisionsverbots sinkt bzw. teilweise drastisch zurückgeht. Rückschlüsse auf die Beratungsquote sind dadurch möglich, dass die FCA für Neuabschlüsse in den Produktgruppen jeweils gesondert „advised sales“ sowie „non-advised sales“ erfasst. Erstere sind Abschlüsse durch Beratungen. Unter „nonadvised sales“ dagegen werden Vermittlungen, „Execution only“ und Direktvertrieb erfasst. 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Abbildung 2: Bonds 2021 Abbildung 1: Fonds 2021

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