BCA insider 04/2022

R U N D U M K A P I T A L A N L A G E N A S S E T S & I N V E S T M E N T S 3 2 auf der Kaufliste, wohingegen Lieblinge abgestoßen wurden. Aktuell setzen die Rezessionssorgen auch den USMärkten zu. Der Dow Jones steht unter 30.000 Zählern, der Nasdaq 100 etwas über 11.000. Feuer aus in den Vereinigten Staaten? „Die konjunkturelle Perspektive spricht eher für US-Aktien als für europäische Titel. Zinssensitive Sektoren wie Technologieaktien dürften es in den kommenden Wochen weiter schwer haben. Auch Nicht-Basiskonsumgüter sollten eher gemieden werden angesichts der vorherrschenden Lebenshaltungskostenkrise. Am ehesten erscheinen uns weiter Energiewerte attraktiv zu sein. Zumal wir auch mit wieder steigenden Energiepreisen im Winter rechnen“, so ARAMEA-Chefvolkswirt Herrmann. Auch Sébastien Galy, Marktstratege bei Nordea, gibt sich mit Blick auf die USA zaghaft optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass die Inflation nach einer hartnäckigen Phase viel schneller als erwartet zurückgehen wird, was dem Aktienmarkt Erleichterung verschaffen wird, aber das wird wohl noch einige Monate dauern. Bis dahin wird der Markt weiterhin zwischen Rezessions- und Inflationsängsten schwanken. Die Fed wird weiter am Ball bleiben, weil sie noch nicht weiß, wie viel geldpolitische Straffung angesichts der nach wie vor starken Nachfrageseite notwendig ist.“ Zu bedenken gilt (global), dass Ende des dritten Quartals viele Abwärtsrevisionen bei den Gewinnschätzungen noch nicht eingepreist sind und es folglich zu weiteren Kursrückgängen der Aktienkurse kommen könnte. Um dieses schwierige Fahrwasser zu meistern, bleibt wohl nichts weiter übrig, als aktuell bevorzugt auf defensive Aktien zu setzen. Und der Anleihenmarkt? 2022war auch in dieser Anlageklasse eine Zäsur. Die zuvor (zögerlich) eingeläutete Zinswende hat 2022 Fahrt aufgenommen. Notenbanken kämpfen weltweit gegen die hohe Inflation an; das sorgt für anhaltenden Zinsauftrieb. Die US-amerikanische Fed hat im September den Leitzins stark um 0,75 Prozentpunkte angehoben – auf eine Spanne von nun 3,0 bis 3,25 Prozent. Das ist nicht das Ende der Fahnenstange; weitere Zinsschritte dürften bis zum Jahresende folgen. Die Konsequenzen sind ablesbar. Die Zinsanhebungen lassen die Renditen in den kürzeren Laufzeiten steigen, während die Auswirkungen der Zinsschritte bei den längeren Laufzeiten gedämpfter ausfallen. Die EZB zog nach und hob die Zinsen ebenfalls um0,75 Prozentpunkte an. Hohe Zinsen kommen die europäischen Unternehmen teuer zu stehen. Die Zinsdifferenz zwischen ausstehenden und aktuell neu begebenen Unternehmensanleihen stieg laut einem von Bloomberg aggregierten Index Ende September 2022 auf 250 Basispunkte; der höchsteWert seit 1998. „Der Rentenmarkt birgt immer noch hohe Risiken. Die Chancen sind noch sehr überschaubar. Wer sich zu schnell zu offensiv aufstellt, kann böse Überraschungen erleben. Das HighYield-Segment bietet aktuell attraktive Renditen. Man muss jedoch bedenken, dass in einer konjunkturellen Abschwungphase oder Rezession das Ausfallrisiko gerade in diesem Segment höher sein wird“, so Experte Gerlinger. Zumindest in den vergangenen Monaten waren daneben auch inflationsindexierte Anleihen eine gewählte Möglichkeit, sich gegen Inflationsrisiken zu schützen und gleichzeitig von steigenden Inflationserwartungen zu profitieren. Wie ist generell das Chancen-Nutzen-Profil am Bondmarkt einzuschätzen? Hier herrscht weitgehend Konsens, dass angesichts der nach wie vor hohen Unsicherheit im Markt ein aktiver Ansatz von größter Bedeutung ist: eher kürzere Laufzeiten, bei einer bevorstehenden Rezession im Investment-Grade-Bereich fündig werden und sich nicht nur von dem „Schein der höheren Zinsen“ blenden lassen. Die allgemeine Zeitenwende hat auch die Multi-AssetInvestoren (stark) erwischt, zumal wir erstmals seit langer Zeit wieder in einer Welt mit einer positiven Korrelation Abbildung 1: DAX-Performance, 2008 bis 2022 Jahr Jahresstart Jahresende Jahrestief Jahreshoch % 2022 15.947,44 - 12.227,92 16.271,75 −23,02 2021 13.890,22 15.884,86 13.432,87 16.251,13 15,79 2020 13.233,71 13.718,78 8.441,71 13.790,29 3,55 2019 10.477,77 13.249,01 10.416,66 13.407,66 25,48 2018 12.897,69 10.558,96 10.381,51 13.559,60 −18,26 2017 11.426,38 12.917,64 11.509,84 13.478,86 12,51 2016 10.485,81 11.481,06 8.752,87 11.481,06 6,87 2015 9.869,13 10.743,01 9.427,64 12.374,73 9,56 2014 9.598,25 9.805,55 8.571,95 10.087,12 2,65 2013 7.689,46 9.552,16 7.459,96 9.589,39 24,77 2012 5.900,18 7.655,88 5.969,40 7.672,10 29,80 2011 6.973,39 5.898,35 5.072,33 7.527,64 −14,69 2010 5.975,52 6.914,19 5.476,47 7.077,99 15,19 2009 4.856,85 6.002,29 3.666,41 6.010,92 24,78 2008 8.045,97 4.810,20 4.127,41 8.045,97 −39,95 Abbildung 2: S&P500, Performance 2008 bis 2022 Jahr Jahresstart Jahresende Jahrestief Jahreshoch % 2022 4.778,14 - 3.666,77 4.796,56 −23,31 2021 3.764,61 4.766,18 3.700,65 4.793,06 26,89 2020 3.244,67 3.756,07 2.237,40 3.756,07 16,26 2019 2.476,96 3.230,78 2.447,89 3.240,02 28,88 2018 2.683,73 2.506,85 2.351,10 2.930,75 −6,24 2017 2.251,57 2.673,61 2.257,83 2.690,16 19,42 2016 2.038,20 2.238,83 1.829,08 2.271,72 9,54 2015 2.058,90 2.043,94 1.867,61 2.130,82 −0,73 2014 1.845,86 2.058,90 1.741,89 2.090,57 11,39 2013 1.426,19 1.848,36 1.457,15 1.848,36 29,60 2012 1.258,86 1.426,19 1.277,06 1.465,77 13,41 2011 1.257,62 1.257,60 1.099,23 1.363,61 0,00 2010 1.116,56 1.257,64 1.027,65 1.259,78 11,63 2009 902,99 1.126,60 676,53 1.128,55 24,73 2008 1.467,97 903,25 752,44 1.467,97 −38,77 Quelle: www.finanzen.net, Abruf am 26. September 2022

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