BCA insider 04/2022

R U N D U M K A P I T A L A N L A G E N A S S E T S & I N V E S T M E N T S 3 0 VOGEL-STRAUSS-TAKTIK IST KEINE OPTION! Das Jahr 2022 hat den Kapitalmärkten bislang mies mitgespielt. Rote Vorzeichen dominieren in den Depots und man kann sich schon glücklich schätzen, wenn sich die Verluste einigermaßen in Grenzen halten. Wie geht es weiter? Anleger sollten vorsichtig bleiben, doch den Märkten nicht gänzlich den Rücken kehren. Jetzt liegt es an Ihnen, liebe Berater, aktiv mit den Kunden in Kontakt zu treten und sie vom langfristigen Mehrwert eines Engagements zu überzeugen. Herbst 2022: Das geflügelte Wort der „Zeitenwende“ lesen wir fast täglich. Einverstanden, wir sind mitten dabei, wie sich die Welt neu ordnet und sich Trends zu verfestigen beginnen, die längere Zeit Bestand haben werden. Stichwort: Inflation. Es ist für Anleger daher unverzichtbar, diese Zeichen des Wandels einerseits zu verstehen und sie andererseits richtig einzuordnen, um jetzt erst recht erfolgreiche strategische Anlageentscheidungen treffen zu können. Hier kommen Vermittler ins Spiel. Der offene Austausch ist das Motto der Stunde, Wegducken ist kein Mittel. Es steht letztlich zu viel auf dem Spiel. Für alle. In jeder Krise gibt es Chancen, die es wahrzunehmen gilt. Ausgangslage – schwierig, aber nicht ganz hoffnungslos Das Gespenst der Inflation hat sich in der Welt eingenistet. Nachdem dieses Phänomen der Preissteigerungen während der vergangenen Jahre oder sogar Jahrzehnte nicht präsent war, ist es mit Wucht zurückgekehrt (siehe Beitrag auf Seite 28: „Wie bewegt sich die Inflation?“). Es liegt auf der Hand, dass „Stillhalten“ bei diesen Werten keine adäquate Strategie ist. Mit anderen Worten: In der Hoffnung, die Inflation „auszusitzen“, stellt sich in den Portfolios der Anleger deutlicher Wertverlust ein. Felix Herrmann, Chefvolkswirt ARAMEA AG, bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Spätestens bis jetzt sollten Anleger ihre Portfolios wetterfest – soll heißen „stagflationsfest“ – gemacht haben. Eine kurze Duration im Bondportfolio ist genauso wichtig wie ein Fokus auf margenstarke Qualitätsunternehmen auf der Aktienseite, die mit dem aktuellen Umfeld noch am besten klarkommen sollten. Gleichzeitig empfiehlt es sich, eine hohe Cashquote vorzuhalten, um attraktive Einstiegsniveaus, die sich häufig in der Frühphase einer Rezession ergeben, ausnutzen zu können.“ Auch Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM, gibt zu bedenken, dass die „derzeitige Phase aus Rezession, Inflation und einem hoffentlich bald endenden Krieg irgendwann vorbei sein wird und der nächste Aufschwung steht dann vor der Tür.“ Darauf müsse der Anleger vorbereitet sein. Aktien, so der Experte, sollten von einer solchen Aussicht stärker profitieren. Natürlich sind Indexstände wie beim großen DAX (−23 Prozent per 26. September 2022 seit Jahresbeginn) oder beim kleinen Bruder MDAX (−36 Prozent per 26. September 2022 seit Jahresbeginn) mehr als betrüblich. Isoliert betrachtet sind sie eher eine „Katastrophe“. Doch auch hier hilft der längerfristige Blick. Denn mit den Kursverlusten können Aktien jetzt zu rabattierten Preisen erworben werden, die es seit Jahren in dieser Form nicht mehr gegeben hat. Auch Werte, die teilweise zu hoch bewertet erschienen, sind gegebenenfalls nun wieder attraktiv (siehe Abb. 1 und 2). Chancen erkennen, auch in der Baisse In den vergangenen Monaten wurde vermehrt von institutionellen wie auch von Privatanlegern die Cashquote des Portfolios aufgestockt und/oder Puts, sprich Absicherungen, eingekauft. Das, zumal niemand an den Kapitalmärkten das Timing bestimmen kann, welches Tief letztlich auch das tiefste sein wird. Der Blick zurück verrät, dass es durchaus eine Zeit dauern kann, bis die Abwärtsbewegung ihren tiefsten Punkt erreicht hat. Diejenigen, die sich zuvor entsprechend positioniert haben, verringern oder vermeiden Verluste. Liquidität zu halten, zumindest auf einen begrenzten Zeitraum, ist in Krisenzeiten nicht verkehrt. Umso einfacher ist es dann, richtig zuzukaufen und Positionen aufzubauen. Gareth Gettinby, Investment Manager Multi Asset & Solutions bei Aegon Asset Management, sagt in diesem Zusammenhang: „In einer Zeit höherer Zinsen und strafferer monetärer Bedingungen wird dies die Bewertungen der meisten Finanzanlagen weiterhin infrage stellen. Es ist daher sinnvoll, mehr Bargeld als defensiven Vermögenswert zu halten. Ein höherer Bargeldbestand bietet auch die Möglichkeit, in der Zukunft Vermögenswerte zu niedrigen Kursen zu kaufen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.“ Strategiebausteine für Rendite in Krisenzeiten Aktien galten in den vergangenen Jahren für viele als „alternativlos“. Zweistellige Renditen waren keine Seltenheit. Diejenigen, die insbesondere auf den US-Markt und dort auf die Technologiewerte setzten, rieben sich die Hände. Das hat sich beginnend im vergangenen Jahr geändert. Vormals gemiedene Titel und Branchen standen auf einmal © Andrey Kuzmin – stock.adobe.com

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