insider_03_2021

© butenkow - stock.adobe.com / Sandner.Bernhard - stock.adobe.com 12 In Deutschland sind Forderungen nach einem Provisionsver- bot für die Beratung und Vermittlung im Anlage- und Versi- cherungsbereich allgegenwärtig. Solche Forderungen könn- ten nach der Bundestagswahl neue Nahrung erhalten. Wir wollen hier einige negative Folgen eines Provisionsverbots beleuchten. Die können Sie auch im Austausch mit Wahl- kreisabgeordneten aufgreifen, sollte eine oder mehrere der zukünftigen Regierungsparteien in der nächsten Legislatur- periode ein Gesetz zum Provisionsverbot auf den Weg brin- gen. Verbraucherfreundlich? Von wegen! „Provisionsverbot: Europäische Beispiele verdeutlichen Er- folg“, behauptete der vzbv Anfang 2019 bezogen auf die Nie- derlande und UK. Handfeste Belege, z. B. für eine Verbesse- rung des Anlegerschutzes durch ein Provisionsverbot, gibt es aber keine, im Gegenteil. Eine Studie der EU-Kommission hat im Jahr 2018 u. a. mittels Mystery-Shopping festgestellt, dass z. B. in den Niederlanden Testanleger „systematisch auf die Websites der Institute umgeleitet wurden, wo sie eigenstän- dig im Execution-Only-Modus investieren konnten“. Diese – für die meisten Normalanleger oft alternativlose – Ver- lagerung des Anlageverhaltens von der persönlichen Bera- tung hin zur Selbstentscheidung „ins Netz“ scheint somit eine Folge des Provisionsverbots zu sein. Denn die EU-Kommis- sion stellte 2018 fest: „Das Verbot von Zuwendungen in den Niederlanden und im Vereinigten Königreich war ein starker Treiber für Fonds-Supermärkte, Online-Broker und Online- Investmentplattformen von etablierten Anbietern.“ Das Pro- visionsverbot entzieht dem Markt aber massiv Beratungska- pazität, die nur für die wenigsten durch Online-Angebote und Robo-Advisor-Modelle ersetzt werden kann. Die Redaktion „versicherungstip“ beobachtet seit Jahren regelmä- ßig die Entwicklung des Finanzdienstleistungsmarktes im Vereinig- ten Königreich von Großbritannien und Nordirland (UK). So wird UK von den sog. Verbraucherschützern nach der Einführung des Provi- sionsverbotes 2013 als das „gelobte Land“ für Privatanleger und damit als Vorbild für Deutschland gepriesen. Doch das ideologie- getriebene „Herbeischreiben“ von Erfolgen funktioniert nicht – das belegen Untersuchungen seit Jahren immer wieder, so erneut auch eine aktuelle Evaluierung.

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