insider_02_2022

11 nicht von Diskussionen um ein paar neue Propeller im märkischen Sand, sondern von Tausenden neuenWindkraft-, Solar- und Wasserstoff-Anlagen, die weltweit gebaut werden, vor allem in Asien. Die Nachfrage nach Elektroautos ist jetzt schon deutlich gestiegen. Und für all das benötigen wir wieder mehr Kupfer, Nickel etc. Da schließt sich der Kreis für uns dann wieder. Ansonsten waren wir schon sehr über - rascht, wie wenige Anleger uns in Bezug auf den Krieg und die Folgen für die Fi - nanzmärkte kontaktiert haben. Zunächst haben wir das auf eine Art Schockstarre geschoben, schließlich haben auch wir einige Zeit gebraucht, um das Unbegreif - liche zu begreifen. Aber auch nach einer Woche kontaktierten uns gerade einmal eine Handvoll Kunden zum Thema. Mit ihnen haben wir über die Risiken und unsere immer noch eher negative Ein - schätzung gesprochen.  Allerdings hatten wir schon vor Kriegs- beginn in mehreren Schritten die Akti - enquote in unseren vermögensverwal - tenden Strategien reduziert, Cash auf 20 Prozent verdoppelt und den Anteil der Goldminen, außer in der nachhaltigen Strategie, auf 10 bis 16,5 Prozent stark erhöht. Die kurzfristigen Gewinner Roh - stoffaktien und Ölaktien hatten wir als Inflationsabsicherung schon vorher im Portfolio, genau wie Gesundheitswesen und Konsumaktien. In der Strategie SJB Nachhaltig waren erneuerbare Energien auch vorher schon der größte Sektor. All diese Änderungen kommunizieren wir regelmäßig in unserem wöchentlichen Newsletter an alle Kunden. Vielleicht lag es daran, dass Ruhe herrschte.“ „Der Russland-Ukraine-Krieg ver- ändert die Welt und die Kapital - märkte. Der Krieg treibt die Energie-, Rohstoff- und Agrarrohstoffpreise an und damit weltweit die Inflation. Dage - gen straffen die Zentralbanken die Zügel der Geldpolitik. Die US-Notenbank hebt aktuell ihren Leitzins mit einer möglichen Steigerung auf 1,9 Prozent im Laufe des Jahres. Die EZB will ihre Anleihe - käufe bereits bis Ende des Jahres auf 20 Mrd. Euro reduzieren. Höhere Zinsen sollen die Nachfrage von Unternehmen und Haushalten und damit die Inflation dämpfen. Gleichzeitig schwächt dies aber auch das Wirtschaftswachstum. Diese gesamte Gemengelage hat poten - ziell das Zeug für eine Rezession oder gar Stagflation. Die makroökonomischen Verwerfungen gehen nicht spurlos an den Kapitalmärk - ten vorbei. Das erratische Auf und Ab und hohe Volatilitäten an den Börsen sind Ausdruck einer starken Verunsi- cherung und Orientierungssuche der Anleger zwischen Bangen und Hoffen. Investitionsentscheidungen unter hoher Ungewissheit und Unsicherheit wohnt das Risiko inne, die falsche Entschei - dung zu treffen. Unter solchen Bedin - gungen sind erfahrungsgesättigte, ge - neralisierbare Handlungsmuster für Rat und Entscheidung angesagt, die sich an den Kapitalmärkten historisch bewährt haben: Gelassenheit versus Panik und Langfrist- versus Kurzfristorientierung. Auch für die Einschätzung der gegen - wärtigen Situation und das Portfolio - management sind die Handlungs- und Orientierungsmuster handlungsleitend. Wir treffen keine grundlegende Revision unserer Strategien, bestenfalls situativ gering dosierte Veränderungen. Gelassenheit versus Panik: Auf einen Kriegsausbruch folgt meist ein Kurs - rutsch oder gar Crash an den Aktien - märkten. Wie die Geschichte in den letzten 60 Jahren zeigt, sind Crashs nach militärischen Auseinandersetzun - gen meist von kurzer Dauer. Das kann diesmal u. U. anders sein, da wegen der fortgeschrittenen Globalisierung die Kriegsfolgen nicht nur lokal wirken (mal abgesehen von der Unberechenbarkeit eines völlig irrational handelnden Kriegs- treibers). Aber im Vergleich zur Corona- Pandemie 2020 haben wir es bis jetzt mit weniger Verwerfungen und wenigen Anzeichen von Panik unter Anlegern und Vermögensverwaltern zu tun. Allerdings leiden – wie sich jüngst wieder bestä - tigt – deutsche und europäische Börsen stärker unter geopolitischen Krisen als z. B. die US-Märkte, die seit Kriegsbeginn weniger nachgegeben haben. Langfrist- versus Kurzfristorientierung: Wir erleben eine Zeitenwende, nicht nur geopolitisch wegen der Neuordnung der politischen Hemisphären, sondern auch Es ist bittere Realität: Wir haben Krieg in Europa. Der russische Ein - marsch in die Ukraine erschüttert die Welt. Bilder von getöteten Menschen, zerstörten Häusern und Millionen von Flüchtlingen sind täglich in den Medien zu sehen. So hat der Krieg zuallererst zu einer humanitären Katastrophe geführt, und das Leid der Menschen geht sehr nahe. Vor diesem Hintergrund fällt es schwer, eine Verbindung zu den Finanzmärkten vorzunehmen, aber die russische Invasion in die Ukraine beeinflusst nachdrücklich die Preisentwicklung von Öl, Aktien und Energie, das Thema Inflation und die Märkte. Zudem stellt sich die Frage, inwieweit eine Veränderung beim Anlegerverhalten oder gar Unsicherheit bei Endkunden feststellbar sind. Obgleich das gesamte Ausmaß an Schäden in der Wirtschaft und im Finanzsystem noch nicht absehbar ist, hat das Fachmagazin insider ausgewählte Finanzexper - ten nach ihrer Meinung gefragt. Dr. Paul Hild – Portfoliomanager HORA Investment GmbH

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