L E I T T H E M E N Zweitens die Lockerung der Portfoliozusammensetzung und Diversifizierungsanforderungen, die es ELTIFs erlauben, mehr Flexibilität bei der Auswahl ihrer Anlagen zu haben, insbesondere für solche, die nur an professionelle Anleger vertrieben werden. Drittens die Abschaffung der Mindestanlageschwelle von 10.000 Euro für Privatanleger, die es ELTIFs erschwert hat, ein breites Publikum zu erreichen. Und viertens die Vereinfachung der Vertriebsbedingungen für Privatanleger, die es ELTIFs ermöglichen, ihre Produkte besser an die Bedürfnisse und Ziele der Anleger anzupassen. Ulbricht: Was sind die wesentlichen Vorteile von ELTIFs gegenüber anderen Produkten, bspw. AIFs? Stefan Becker: Die ELTIFs bilden einen regulatorischen Rahmen, den die EU vor rund acht Jahren geschaffen hat, um nichtprofessionellen, beratenen Anlegern die Möglichkeit zu geben, in illiquide Anlageklassen wie Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur zu investieren. Um sich als ELTIF zu qualifizieren, muss ein Fonds ein AIF, sprich Alternative Investment Fund, sein und weitere strenge Kriterien erfüllen. Damit unterscheiden sie sich auch deutlich von den geschlossenen Beteiligungen der Vergangenheit. Ulbricht: Welches Potenzial haben ELTIFs für den Vertrieb in Deutschland? Koch: Die Änderungen, die ich bereits beschrieben habe, sollen prinzipiell dazu beitragen, das Potenzial von ELTIFs zur Mobilisierung von Kapital für die Finanzierung von langfristigen Projekten zu erschließen. Sie sollen auch dazu beitragen, die Rolle von ELTIFs bei der Unterstützung sowohl des ehrgeizigen Green Deals der EU als auch des digitalen Binnenmarkts zu stärken. Somit haben ELTIFs ein großes Potenzial für den Vertrieb in Deutschland, da sie eine attraktive Anlageklasse für Investoren darstellen, die ihre Investments mit einem langfristigen Horizont vornehmen und sowohl eine hohe Rendite als auch einen positiven gesellschaftlichen Nutzen anstreben. Regensburger: ELTIF 2.0 stattet den Produktkoffer im Vertrieb mit einer neuen Fonds-Gattung aus, die eine bisherige Marktlücke schließt: Denn gerade sicherheits- und langfristorientierte Anleger, die Wert auf Transparenz und Nachhaltigkeit legen, stehen reinen Aktienfondsprodukten skeptisch gegenüber – oder wünschen sich zumindest Alternativen zur Diversifikation. GreenwashingDebatten führten bei Kunden zu teils offener Ablehnung. ELTIFs bieten diesen Anlegern deutlich mehr Transparenz. Unser ab Anfang 2024 verfügbarer Pangaea-Life-ELTIF wird bspw. in nachhaltige Projekte wie Windparks, Energiespeicher oder nachhaltige Stadtquartiere investieren. Das macht es dem Vertrieb viel einfacher, dem Kunden das Produkt zu erklären und die Nachhaltigkeit greifbar und transparent zu machen. Ulbricht: Für wen eignet sich ein ELTIF-Investment? Und was ist bei der Platzierung zu beachten? Becker: Der ELTIF kann sich für alle beratenen privaten und professionellen Investoren, die langfristig in Unternehmen oder Projekte investieren möchten, eignen. Diese Anlageklassen waren bislang nur institutionellen Anlegern zugänglich. Die Anzahl der Unternehmen im Private-EquityMarkt ist deutlich größer als die der börsennotierten, und dabei handelt es sich keineswegs nur um kleine Unternehmen und Start-ups. Zudem kann der Private-Equity-Markt über die verschiedenen Laufzeiten eine im Schnitt attraktivere Rendite erzielen. Ulbricht: Kleinunternehmen, Infrastruktur- und Energieprojekte: Bei ELTIFs gibt es unterschiedliche Anlageobjekte. Können ELTIFs dennoch als Motor nachhaltiger Transformation angesehen werden? Oder braucht es dafür noch etwas Zeit? Koch: ELTIFs können als ein Motor für die nachhaltige Transformation angesehen werden, da sie in langfristige Vermögenswerte investieren, die sowohl eine hohe Rendite als auch einen positiven gesellschaftlichen Nutzen haben können. ELTIFs unterstützen die Ziele der Kapitalmarktunion und des Green Deals der EU, indem sie den Kapitalfluss in Projekte wie soziale und ökologische Infrastruktur, erneuerbare Energien, digitale Innovationen und kleine und mittlere Unternehmen erhöhen. ELTIFs können auch dazu beitragen, die Finanzierungslücke zu schließen, die durch die Covid-19-Pandemie entstanden ist, und die wirtschaftliche Erholung und Resilienz fördern. Durch das Upgrade der ELTIF-Verordnung sind hierfür die Weichen richtig gestellt. Becker: Des Weiteren ist der digitale und ökologische Wandel dringend notwendig – und teuer. Dass mehr Geld in entsprechende Unternehmen und Projekte fließt, war eine der Triebfedern der EU zur Schaffung des ELTIFs. Zwar gibt es den ELTIF bereits seit 2015, bislang hat er aber noch wenig Bekanntheit. Der Grund hierfür Daniel Regensburger ist seit 2007 in unterschiedlichen Positionen bei der Bayerischen tätig. Nach seinem dualen Studium und Stationen als Vertriebsdirektionsbeauftragter und Vorstandsassistent übernahm er 2013 die stellvertretende Leitung der Vertriebsdirektion Süd der Versicherungsgruppe. Seit 2018 ist er Geschäftsführer der nachhaltigen Tochter Pangaea Life.
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