BCA insider 03/2023

2 2 K A P I T A L A N L A G E N Übersicht: Leitzinsentwicklung in der Eurozone Datum Wert 14.09.2023 4,50 % 27.07.2023 4,25 % 15.06.2023 4,00 % 04.05.2023 3,75 % 16.03.2023 3,50 % 02.02.2023 3,00 % 15.12.2022 2,50 % 28.10.2022 2,00 % 08.09.2022 1,25 % 21.07.2022 0,50 % Quelle: https: //www.finanzen.net/zinsen/leitzins/historisch, Abruf am 19.09.2023 EZB hat ihr „Pulver“ verschossen; Deutschland lahmt Nach dem Blick über den Großen Teich stellt sich die Frage, wo wir derzeit in der Eurozone stehen. Hat die EZB ihren Zinserhöhungszyklus schon beendet? Zehn Zinserhöhungen in Folge liegen nun hinter der Europäischen Zentralbank. Mitte September zeichnete sich ab, dass die schwächelnde Konjunktur den Zinserhöhungszyklus im Euroraum vorerst nicht stoppen wird. Die EZB erhöhte den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent. Das ist der höchste Stand seit Beginn der Währungsunion. Der Zinsentscheidung vorausgegangen war eine Kerninflationsrate im Euroraum, die zuletzt auf 5,3 Prozent gefallen war. Sie bewegt sich also weiter in die richtige Richtung. Die Reaktionen auf die EZB-Entscheidung waren zum Teil sehr verhalten. Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), hält die Entscheidung der EZB angesichts der nur langsam zurückgehenden Inflation zwar für „verständlich“. „Sie darf mit weiteren Zinserhöhungen jedoch nicht überziehen. Anderenfalls würde sie die Wirtschaft zu stark dämpfen.“ Ein berechtigter Einwand. Denn im Gegensatz zur US-Wirtschaft, die sich bisher recht gut entwickelt hat, sieht es in der Eurozone nicht so gut aus. Sie ist zwar imzweitenQuartal auf den Wachstumspfad zurückgekehrt, kämpft aber weiterhin mit einer hohen Inflation. Sorgen bereitet den Ökonomen vor allemDeutschland. „Die Nachfrage aus dem In- und Ausland hat sich weiter abgeschwächt. Die Aussichten für die Industrie bleiben trübe. Dennoch sollte sich die Wirtschaftspolitik auf mittelfristige Weichenstellungen auf der Angebotsseite konzentrieren und sich mit kurzfristigen Nachfragestimuli zurückhalten. Denn sonst könnte der Preisdruck erneut angefacht werden, bemerkt Chefvolkswirt Dr. Mayr. Und was machen die Märkte nach dem Zinsentscheid? Die Aktienmärkte interpretierten die Entscheidung zumindest kurzfristig als Wendepunkt in der hawkishen Haltung der EZB. Indizes wie der DAX oder der EURO STOXX verzeichneten Kursgewinne, gaben aber in den Folgetagen wieder nach. Auch aus Chance-Risiko-Sicht könnten europäische Aktien gegenüber ihren Pendants aus dem Rentenbereich das Nachsehen haben. Dabei ist zu beachten, dass die gute Performance seit Jahresbeginn vor allem dem Finanzsektor, Luxusgüterherstellern und Technologiewerten zu verdanken ist. Qualität wird auch im Euroraum das Gebot der Stunde sein, insb. in stürmischen Zeiten. Anleger sollten sich generell der Risiken in stark zyklischen und exportabhängigen Wirtschaftsbereichen bewusst sein und die längerfristigen, säkularen Trends im Auge behalten. Deutschland hinkt hier leider hinterher. © studio v-zwoelf – stock.adobe.com

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1Mzk2Nw==