insider Magazin - Ausgabe2

25 Großbritannien de-investiert. In den vergangenen drei Jahren aber ist das Interesse internationaler Investoren an Standorten wie London wieder stark gestiegen. London bleibt eine der Welt- hauptstädte gerade im Finanzbereich, egal was aus dem Brexit wird. Dr. Frank Ulbricht: Mit welchen Maß- nahmen ist die KanAm Grund Group bzw. AllianceBernstein den Brexit-An- forderungen entgegengetreten? Dr. Michael Birnbaum: Die Wieder- aufnahme unserer Investitionstätigkeit in Großbritannien fiel mit dem Brexit zusammen, sodass dieser bereits in der Investitionsstrategie berücksichtigt wurde. Wir haben die Chance genutzt und gezielt im innersten Herzen des Finanzviertels in London kleinere, aber sehr feine Objekte erworben. Als maxi- male Größenordnung haben wir uns die vergleichsweise geringe Summe von 100 Mio. Britischen Pfund gesetzt. Da Mietverträge in Großbritannien für ge- wöhnlich langfristig geschlossen wer- den, reduziert sich das Mieterausfallri- siko für den Fall, dass an bonitätsstarke Unternehmen vermietet wurde. Darauf haben wir geachtet. Und währungs- technisch abgesichert werden diese selektiven Objekte bei allen zu erwar- tenden Turbulenzen ihren erfolgreichen Weg gehen. Markus Novak: Wir haben schon zur Zeit des Brexit-Referendums eine Task Force eingerichtet, um mögliche Aus- wirkungen auf unsere Kunden, Portfolio und Wachstumsstrategie zu analysie- ren. Hierbei haben wir auch das „Worst- Case Szenario“ eines No-Deal/Brexits genauestens betrachtet. Wir waren in vieler Hinsicht schneller am Start, da wir schon sehr lange in Luxemburg unsere Fondsverwaltung haben und so hier nicht erst Aufbauarbeit leisten mussten. Dr. Frank Ulbricht: Immer mehr Firmen ziehen ihre Zentralen aus London ab: Erwarten Sie durch den Brexit gene- rell negative wirtschaftliche Folgen für UK? Carsten Roemheld: Wenn wir davon ausgehen, dass die Trennung Großbri- tanniens von der EU Einschränkungen in den Handelsbeziehungen zwischen der EU und Großbritannien mit sich bringt, dann ergeben sich natürlich negative Konsequenzen für die wirtschaftliche Entwicklung insbesondere in UK, aber auch für Europa. Unter den acht größ- ten Handelspartnern Großbritanniens sind außer den USA und China sechs Euro-Staaten zu finden, mit denen sich dann die Rahmenbedingungen ändern. Großbritannien weist außerdem ein über die vergangenen Jahre deutlich gewachsenes Außenhandelsdefizit auf, das die wirtschaftlichen Konsequen- zen aus dem Brexit für das Vereinigte Königreich deutlich verstärkt. Für die Planungssicherheit der Unternehmen ist es von enormer Wichtigkeit, welche Rahmenbedingungen nach dem Bre- xit vorliegen, daher lässt sich eine ab- schließende Einschätzung erst nach der endgültigen Entscheidung vornehmen. Dr. Frank Ulbricht: Welche zentralen Auswirkungen hat die Brexit-Ent- scheidung auf die Anlage in Invest- mentfonds bzw. grundsätzlich auf die kurzfristige Entwicklung von Aktien und Zinsen? Olgerd Eichler: Das unerwartete Er- gebnis der Abstimmung zum Brexit im Juni 2016 hatte kurzfristig für große Verwerfungen und eine hohe Volati- lität im Markt gesorgt. Vor allem das Britische Pfund wurde von den Ent- wicklungen beeinflusst und hat stark an Wert verloren. Seitdem haben sich die Kapitalmärkte jedoch sukzessive auf die Unsicherheit um den Brexit eingestellt. Der Brexit stellt nicht mehr das zentrale Thema an den europäischen Kapital- märkten dar. Wir befürchten daher we- nig Auswirkungen auf die Entwicklung von Aktien und nachgelagert der ent- sprechenden Investmentfonds. Dr. Frank Ulbricht: Gibt es dennoch Aktien oder Marktsegmente, die das MainFirst-Fondsmanagement beim Fonds MainFirst Germany Fund B un- ter dem Aspekt Brexit explizit meidet? Olgerd Eichler: Nein, in keiner unserer Investmentüberlegungen spielt die Fra- ge des Brexits eine zentrale Rolle. Für uns von Relevanz sind die Fundamen- taldaten der Unternehmen und deren Entwicklungsmöglichkeiten. Die einzige Ausnahme wäre, wenn der Brexit we- sentliche realwirtschaftliche Folgen auf die europäische und deutsche Ökono- mie hätte – wovon wir nicht ausgehen. Grundsätzlich gehen wir keine Wetten auf politische Entscheidungen ein. Dr. Frank Ulbricht: Ein Blick auf den Fidelity Funds „Global Dividend Fund A QIncome“ zeigt, dass dieser im Ver- gleich zu anderen globalen Aktien- Dr. Frank Ulbricht ist Bankbetriebswirt (Bankakademie) und promovierter Wirtschaftsjurist. Seit 2012 ist er Vorstand der BCA Unternehmensgruppe. Bereits 2010 hat er als Vorstand die BCA Bank AG, die Rechtsvorgängerin der BfV Bank für Vermögen AG, mit aufgebaut. Seine berufliche Laufbahn führte ihn 1999 in Führungspositionen namhafter Wertpapierhandelsbanken als Handels- und Finanz- sowie als Interimsvorstand.

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