© Chinnapong – stock.adobe.com 49 ZU GUTER LETZT BERATUNG OHNE BALLAST Warum das Haftungsdach für Vermittler an Bedeutung gewinnt Das Geschäft der Finanzberatung befindet sich in einer Phase der strukturellen Neuordnung. Während sich Produktlandschaften, Zielgruppen und Beratungsanlässe verändern, bleibt eine Entwicklung besonders konstant: die stetig wachsende Regulierungsdichte. Kaum eine Art von Versicherungs- und Finanzberatung (oder -vermittlung), die nicht mit immer detaillierteren Vorschriften, Prüfpflichten und Haftungsfragen konfrontiert wird. MiFID II, FinVermV, Nachhaltigkeitspräferenzen, Zielmarktabfragen – was auf dem Papier oft unter Verbraucherschutz firmiert, bedeutet für den Berater in der Praxis mehr Dokumentation, mehr Prüfpflichten, mehr juristische Verantwortung. Ob das konstante Hochziehen von immer mehr Vorschriften wirklich dem Verbraucher dient, sei dahingestellt. Die Briten haben dafür einen schönen Begriff: „conspiracy of complexity“ – die Verschwörung der Komplexität. Sie besagt frei übersetzt: „Je komplizierter die Finanzregulierung, desto exklusiver wird der Zugang zu ihrem Verständnis — und desto profitabler für die, die sich darin heimisch fühlen.“ Viele Marktteilnehmer fragen sich vor diesem Hintergrund, wie sie ihr Geschäftsmodell langfristig so entwickeln können, dass die regulatorischen Lasten tragfähig bleiben – ohne dabei den Kern ihrer Arbeit, die Beratung ihrer Kunden, aus dem Blick zu verlieren. Regulierung trifft auf Marktkonsolidierung Parallel zur steigenden Regulierung verändert sich auch die Marktstruktur selbst. In den letzten Jahren hat sich ein zunehmender Konsolidierungsdruck aufgebaut. Mehrere Maklerpools wurden übernommen oder haben sich größeren Verbünden angeschlossen. Private-Equity-Investoren steigen in die Poolwelt ein, auch Versicherer sichern sich über Beteiligungen strategische Positionen im Vermittlermarkt. Für den einzelnen Berater bedeutet diese Entwicklung: Die Auswahl an Partnern wird kleiner, die Strukturen professioneller. Gleichzeitig steigen die Erwartungen an die Infrastruktur, die IT-Systeme, die Compliance-Unterstützung und die operative Schlagkraft der Partner. Kritiker befürchten derweil eine Aufweichung der klassischen Unterscheidung von freier Vermittlung und angebundener Vertriebsstruktur. Die Alternative: das Haftungsdach der BfV als regulatorischer Schutzschirm Ein Lösungsweg gewinnt in diesem Kontext deutlich an Kontur: die Anbindung an ein Haftungsdach. Hier übernimmt ein lizenziertes Wertpapierinstitut die aufsichtsrechtliche Verantwortung für die Wertpapierberatung und -vermittlung. Der Berater bleibt weiterhin Unternehmer, arbeitet aber unter dem regulatorischen Schutzschirm des Haftungsdachs.
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