insider 02/2025

61 BERATUNG Silvia Fischer Journalistin (FJS) / Diplom-Betriebswirtin kontakt@finanzjournalismus-fischer.de www.finanzjournalismus-fischer.de Telefon: +49 721 3540038 langfristig Renditepotenzial bietet, oder im Zinsbereich, wo wir heute deutlich attraktivere Niveaus sehen als noch vor wenigen Jahren“, so Engel. Durch die Kombination verschiedener Anlageklassen – Stichwort Multi Asset – lasse sich nicht nur das Renditepotenzial erhöhen, sondern auch die Volatilität im Portfolio glätten. Ergänzt um ein professionelles Risikomanagement ergebe sich daraus eine stabile Basis für ein ausgewogenes Kundendepot. Zudem könne durch regelmäßige, auf Wunsch auch monatliche Ausschüttungen, das laufende Einkommen der Kunden aufgebessert werden. Natürlich blieben Risiken bestehen – etwa in Form geopolitischer Entwicklungen, Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Inflation oder einer schwachen Konjunktur. „Doch gerade in einem derartigen Umfeld kann ein aktiver, breit diversifizierter Ansatz, der nicht auf einzelne Märkte oder Anlageklassen angewiesen ist, seine Vorteile ausspielen“, erläutert Engel. Wer also Chancen nutzen wolle, ohne die Risiken aus dem Blick zu verlieren, sei mit einem global aufgestellten, flexibel gesteuerten Portfolio vermutlich gut aufgestellt – vorausgesetzt, es passe zu seiner individuellen Risikotragfähigkeit. Auch die FFB sieht insgesamt langfristig weiterhin gute Chancen bei breit gestreuten Anlageprodukten wie Fonds und ETFs. Man sehe auch, dass gerade junge Menschen verstärkt in ETFs investieren wollten, was auch aktuelle Zahlen des Deutschen Aktieninstituts belegten: 35 Prozent der Anleger unter 40 Jahren sparten mit ETFs – verglichen mit 17 Prozent bei den Älteren. Mit einfachen Produkten wie ETF-Sparplänen erreiche die FFB neue Anlegergruppen. „Allerdings gilt die Devise ‚One size fits all‘ längst nicht mehr: Lange konnten Anleger mit einem ETF auf den MSCI World gute Renditen erwirtschaften. Angesichts der Diskussionen um Zölle und der langfristigen Stärke der US-Wirtschaft gilt es nun, genauer hinzuschauen, welche Indizes ein ETF abbildet“, gibt Schepanek von der FFB zu bedenken. Laut de Brouwer von ODDO BHF eröffnen die geplanten Infrastruktur- und Verteidigungsinvestitionen der neuen Regierung Chanen für deutsche und europäische Aktien, aber: „Die chaotische Zollpolitik Donald Trumps wird vermutlich (…) ein anhaltender Belastungsfaktor bleiben.“ Daher werden nach Ansicht von ODDO BHF im aktuellen Marktumfeld auch aktiv gemanagte Multi-Asset-Fonds als Basisinvestment stärker gefragt sein. Abb. 3: Kursentwicklung im März 2025 Nasdaq100 S&P 500 MSCI World Nikkei 225 Dax40 MSCI Emerging Markets -7,69 % -5,75 % -4,64 % -4,14 % -1,72 % 0,38 % Quelle: growney GmbH Trumps Zollpolitik beeinflusst auch den Versicherungsvertrieb Was sagen die Versicherer zu den aktuellen Chancen und Risiken im Vertrieb? Auch die ALH führt die unberechenbare Zollpolitik Trumps an. In unsicheren Zeiten steige der Wunsch nach Sicherheit bei den Kunden spürbar an und Versicherungslösungen könnten diese bieten. Vermittler könnten die Gelegenheit nutzen, um den Kunden die Mehrwerte einer Vorsorge im Versicherungsmantel vor Augen zu führen. Gerade die im April durch Trumps Zollpolitik verursachten Einbrüche an den Kapitalmärkten hätten vielen Anlegern die Volatilität der Aktienmärkte erneut verdeutlicht. Fondspolicen könnten dagegen Ertragschancen und Sicherheitsbausteine kombinieren, damit sich Kunden auch in turbulenten Zeiten nicht um ihre Rente sorgen müssten. „Andererseits besteht das Risiko, dass Kunden mit dem Vertragsabschluss zögern, weil sie auf Reformen der Bundesregierung warten möchten. Beispielsweise auf ein staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot ohne Garantien mit der Möglichkeit eines Auszahlplans bis zum Alter von 85 Jahren, wie es die Fokusgruppe Altersvorsorge 2024 vorgeschlagen hatte“, gibt Bohn zu bedenken. Im Beratungsgespräch könnten hier wiederum die Schwächen eines solchen Produkts dargestellt werden, insb. die fehlende Absicherung des Langlebigkeitsrisikos. Die Lebenserwartung steige in Deutschland immer weiter an und die meisten unterschätzten ihre eigene Lebenserwartung. Durchweg positive Vertriebschancen sieht die Stuttgarter. Gute Chancen lägen in der betrieblichen Vorsorge, also bAV, bKV und betriebliche Gruppenunfallversicherung. In den Diskussionen um die gesetzliche Renten- und Krankenversicherung, gepaart mit dem Fachkräftemangel, könne der Vermittler sehr gut als Lösungsanbieter auftreten. Grundsätzlich böten sich aber auch viele Möglichkeiten in der privaten Vorsorge bzw. Kapitalbildung, „allein wenn man bedenkt, wie viel Geld die Deutschen immer noch auf ihren laufenden Konten halten“, sagt Berndt. Auch in der Absicherung von biometrischen Risiken lägen Vertriebschancen. Bleibt also zu hoffen, dass sich die neue Bundesregierung nach einigen öffentlich ausgetragenen Querelen zusammenrauft und sich den Sachthemen zuwendet.

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