49 KAPITALANLAGEN Haushaltslage schwierig / Vertrauen in Safe Haven verloren Mitte Mai kam es zum Showdown im US-Repräsentantenhaus. Mit denkbar knapper Mehrheit von 215 zu 214 Stimmen votierten die Abgeordneten für die von Trump vorgelegten Haushaltspläne, die im Kern Steuersenkungen vorsehen. Allerdings muss der Gesetzentwurf „Big Beautiful Bill“ noch durch die zweite Kammer, um Gültigkeit zu erlangen und im Nachgang vom Präsidenten abgesegnet zu werden. Eine enge Sache. Kritiker warnten v. a. vor der aus dem Ruder laufenden Haushaltslage. Aktuell liegt die Staatsschuld der Vereinigten Staaten bereits bei mehr als 120 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung. Tendenz steigend. Jeder achte US-Dollar im US-Haushalt fließt in die Schuldentilgung. Insbesondere der Anstieg der Verschuldung in den vergangenen Jahren ist dramatisch. Auch in Trumps erster Amtsperiode stiegen die Schulden; einen zusätzlichen Schub bewirkten die Maßnahmen von Vorgänger Biden zur Stimulierung der Wirtschaft im Zuge der Corona-Pandemie. Das Ausmaß der Verschuldung ruft immer mehr Kritiker auf den Plan. Ablesbar letztlich auch im niedrigeren Rating. Moody’s stufte Mitte Mai die Kreditwürdigkeit der USA von der höchsten Stufe Aaa auf Aa1 mit stabilem Ausblick herab. Die USA verloren damit das letzte Triple-A-Rating, nachdem S&P bereits 2011 und Fitch 2023 ihre Bonitätseinschätzungen herabgestuft hatten. Wie prekär die Lage sich entwickeln könnte, zeigen auch die Zinsen für US-Staatsanleihen. Kurz nach Bekanntgabe der niedrigeren Bonität kletterten die Renditen der zehnjährigen US-Staatspapiere auf mehr als 4,5 Prozent. Aktuell (22. Juni) notieren die Langläufer immer noch bei 4,4 Prozent; die 30-Jährigen stehen bei 4,9 Prozent. Das mag zwar vielleicht kein Zeichen für Alarmismus sein; aber ein Indikator, dass die Welt den USA weniger Vertrauen schenkt, ist es allenthalben. „Die US-Verschuldung ist ein strukturelles Problem, das sich seit rd. drei Jahrzehnten beobachten lässt. Unter republikanischen Präsidenten waren es zumeist Steuersenkungen, die eine Konsolidierung verhinderten. Demokratische Staatslenker sorgten dagegen für steigende Ausgaben, ohne die Einnahmen gleichermaßen zu erhöhen. Dies führte dazu, dass die Ratingagenturen den USA sukzessive ihre Spitzenbonität entzogen haben. Die ‚Kettensäge‘, die TechMilliardär Elon Musk ansetzen sollte, war letztendlich zahnlos“, sagt Klaus Niedermeier, Leiter Investment Strategie der apoBank. Zoll-Hickhack schadet allen Donald Trump ist zumindest ein Mann der starken Worte. Am sog. „Liberation Day“ Anfang April hat er mit einer entsprechenden Durchführungsverordnung die Einführung von Zusatzzöllen (reziproke Zölle) angewiesen. Demnach werden seit dem 5. April Einfuhren in die USA auf unbestimmte Zeit mit zusätzlichen Wertzöllen i. H. v. zehn Prozent belastet. Doch bereits eine Woche nach Erlass, am 11. April, wurden Ausnahmen von den Zusatzzöllen bekannt gegeben. Die Ausnahmen gelten rückwirkend ab Einführung der Zusatzzölle. Zudem wurden die länderspezifischen Zusatzzölle, die ab dem 9. April hätten gelten sollen, für 90 Tage ausgesetzt. Für die EU ist ein Zollsatz i. H. v. 20 Prozent vorgesehen. Hier ist ein Blick auf die Bedeutung der USA als Handelspartner und die Relevanz einzelner Branchen wichtig. Zahlen sprechen Bände. Einer Umfrage der DZ BANK zufolge gehen 15 Prozent der deutschen mittelständischen Unternehmen davon aus, dass US-Zölle auf europäische Güter direkte Auswirkungen auf ihr Unternehmen haben werden. Immerhin rechnet rd. die Hälfte der Befragten mit indirekten negativen Folgen von US-Zöllen über die davon betroffenen Lieferanten und Kunden. Nur knapp 30 Prozent der Befragten sehen sich von den US-Zöllen gar nicht tangiert. Insbesondere der Automobilsektor und die Pharmabranche sind von den Belastungen betroffen. Wichtigster Absatzmarkt bei Autos sind ausgerechnet die USA. Die Zölle würden die deutschen Autohersteller und den Zuliefererbereich, die sowieso mit Gewinneinbrüchen kämpfen, deutlich treffen. Laut offiziellen Zahlen wurden 2024 rd. 3,4 Mio. neue Pkw im Wert von 135 Mrd. Euro aus Deutschland in die Welt exportiert. Es sind die USA, die das Ranking anführen. Sie lagen mit einem Anteil von 13,1 Prozent an den Exporten vorn, gefolgt von Großbritannien (11,3 Prozent) und Frankreich (7,4 Prozent). 2024 exportierten deutsche Konzerne Waren im Wert von mehr als 161 Mrd. Euro in die USA. Tabelle 1: Rangfolge der (deutschen) Handelspartner im Außenhandel, Stand 2024 Rang Exporte Importe Bestimmungsland 1.000 Euro Ursprungsland 1.000 Euro 001 Vereinigte Staaten 161 386 136 China 156 184 438 002 Frankreich 115 355 412 Niederlande 93 723 436 003 Niederlande 109 376 599 Vereinigte Staaten 91 569 762 004 Polen 93 146 521 Polen 77 310 639 005 China 89 934 742 Italien 67 289 504 006 Vereinigtes Königreich 80 299 257 Frankreich 66 988 463 007 Italien 80 166 250 Tschechien 59 329 072 008 Österreich 76 193 075 Schweiz 52 575 126 009 Schweiz 68 015 074 Österreich 50 954 541 010 Belgien 58 223 635 Belgien 47 739 804 Quelle: Destatis 2025, Abruf am 22. Juni 2025
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