insider 02/2025

39 KAPITALANLAGEN © ai tekno koncept – stock.adobe.com DIE HOFFNUNG LEBT Nach Jahren der Tristesse scheint es, als dass Deutschland im internationalen Vergleich wieder Fuß gefasst hat. Die Stimmungsindikatoren senden zaghaft positive Signale und die Börse nimmt es auf. Mit der Wiederentdeckung Europas könnte auch Deutschland als Wirtschaftsstandort wachgeküsst werden. Vielen Worten und Absichtserklärungen müssen aber Taten folgen. Dann können wir wieder von Deutschland als europäischer Konjunkturlokomotive sprechen. Rückblick: Im April 1997 hielt der damalige Bundespräsident Roman Herzog eine viel beachtete Rede, die bis heute nachhallt. „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von lieb gewordenen Besitzständen“, so Herzog. Beinahe drei Jahrzehnte (!) sind seitdem vergangen. Viel ist in der Zwischenzeit geschehen. Doch der „Ruck“ ist ausgeblieben. Dagegen machte sich in den letzten Jahren immer mehr das Bild der „lahmen Ente“ Deutschlands breit. Behäbig, abwartend, dem Fortschritt nicht zugewandt. Das blieb natürlich auch im Ausland nicht unbemerkt. Das Image Deutschlands hat gelitten. Ende März 2025 dann ein Zeichen der Hoffnung. Eine Zeitenwende? Abwarten, aber die Stimmung hat sich wieder ins Positive gedreht. Mehr Investitionen beleben Aufschwung Das neu geschaffene Sondervermögen i. H. v. bis zu 500 Mrd. Euro für Investitionen in Infrastruktur und die Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 ist für die Dauer von zwölf Jahren errichtet. „Die Gelder dürfen ausschließlich für zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur und zur Erreichung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 verwendet werden. Ähnlich wie bei der neuen Regelung zu den Verteidigungsausgaben werden auch diese Kredite nicht auf die Schuldenbremse angerechnet“, heißt es hierzu bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Basis ist das Ziel der erhöhten Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Kritiker wenden ein, dass mit dem Programm der Schuldenstand neue Höhen erreicht, und pochen auf Ausgabenkürzungen. Die positiven Rückmeldungen überwiegen allerdings. Experten des DZ BANK Researchs kommentieren: „Zum einen führt die langfristige Ausrichtung des Programms dazu, dass in der Wirtschaft Kapazitäten aufgebaut werden, was einem nachhaltigen Inflationsanstieg entgegenwirken dürfte. Zum anderen wird die deutsche Staatsschuldenquote zwar ansteigen. Ausgehend von derzeit etwas über 60 Prozent sollte die Marke von 80 Prozent selbst unter konservativen Annahmen für das BIP-Wachstum in den nächsten Jahren jedoch nicht überschritten werden.“ „Es stimmt doch positiv, dass mit dem verabschiedeten Sondervermögen ein Schritt in die richtige Richtung unternommen wurde. Endlich wieder Gas geben, weniger Trübsal blasen. Dann wird auch der Standort Deutschland für ausländische Firmen und ihre Investitionen wieder attraktiver. Deutschland kann und darf sich weiteren Stillstand im internationalen Konzert der Wirtschaftsmächte nicht leisten“, so Dr. Frank Ulbricht, Vorstandsvorsitzender der Bank für Vermögen und Vorstandsmitglied der BCA AG. Tendenziell positiv gestimmt mit Blick auf die Zukunft ist auch Paul Wild, Senior Fund Manager des JOHCM Continental European Fund, und ergänzt: „Ermutigend ist, dass Deutschland die Binnennachfrage ankurbelt, und es wird interessant sein zu sehen, ob der starke Arbeitsmarkt und die hohen Ersparnisse der privaten Haushalte zu einem Anstieg der Verbraucherausgaben führen können.“

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1Mzk2Nw==