BCA insider 03_2022
R U N D U M V E R S I C H E R U N G E N S A F E T Y & P R E V E N T I O N 4 8 VERSICHERER VERSTÄRKEN IHREN ANLAGEKURS Im Angesicht einer erhöhten Inflation bauen deutsche Lebensversicherer ihre Investments in Substanzwerten weiter aus. Diesen Anlagekurs hatte die Branche bereits als Reaktion auf die anhaltenden Niedrigzinsen eingeschlagen und nutzt ihn jetzt auch zum Ausbau ihrer „grünen“ Investments. Für die Kunden dürfte sich dieser Weg erst mittelfristig auszahlen. Die Verbraucherpreise ziehen im laufenden Jahr mit einer Rate von 6,1 Prozent so kräftig an wie seit 40 Jahren nicht mehr, schreiben die führenden Wirtschaftsforschungs institute in ihrer jüngsten „Gemeinschaftsdiagnose“. Der Krieg in der Ukraine hat die starken Preissteigerungen bei Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas und Landwirtschaftserzeug- nissen zwar stark befeuert. Doch die Preise hatten vor al- lem infolge pandemiebedingt gestörter Lieferketten bereits 2021 Fahrt aufgenommen. Stärker als bisher sind daher private und institutionelle Anleger gefordert, bei der lang- fristigen Kapitalanlage auf Sach- bzw. Substanzwerte zu setzen. Denn Kapitalanlagen in Geldwerte wie Festgelder und Rentenpapiere verursachen nach Abzug derart hoher Preissteigerungen spürbar reale Wertverluste. Zielanteile für Substanzwerte erhöht Lebensversicherer investieren schon regulatorisch bedingt überwiegend in Geldwerte wie Anleihen. Folglich müss- te das deutliche Anziehen der Inflation zu Anpassungen bei der Kapitalanlage führen, oder? insider machte eine Stichprobe und fragte nach. „Wir haben traditionell einen hohen Kapitalanlagebestand im Immobilienbereich und beabsichtigen, diesen auch mindestens beizubehalten“, sagt Klaus Keßner, Leiter der Abteilung Kapitalanlagen- Portfoliomanagement der VOLKSWOHL BUND Versiche- rungen. Ein Ausbau der Aktienquote sei hingegen nicht geplant. „Insbesondere in der Krankenversicherung, aber auch in unseren Schaden-/ Unfallversicherungen haben wir be- reits in den letzten Jahren die Zielanteile für die Substanz- werte erhöht“, sagt Andreas Gründemann, Bereichsleiter Vermögensverwaltung, -planung, und -controlling bei der SIGNAL IDUNA Gruppe. „Diese Ziele setzen wir auch wei- terhin schrittweise um“, ergänzt Gründemann und sieht hier derzeit aufgrund der Risikotragfähigkeit der Gesell- schaften kein regulatorisches Limit. In der Lebensversi- cherung komme hierbei in der aktuellen Marktsituation die Neugründung der SIGNAL IDUNA Lebensversicherung AG entgegen. Attraktive Renditechancen und hoher Inflationsschutz Die Allianz setzt seit Jahren verstärkt auf Substanzwer- te wie Aktien, Immobilien oder Infrastrukturanlagen und generell auf alternative Anlagen, die nicht an der Börse gehandelt werden, sagt Volker Priebe, Vorstand Privat- kunden und Produkte bei Allianz Leben, und fügt hinzu: „Sie bieten attraktive Renditechancen und einen hohen Inflationsschutz.“ Den Anteil an Substanzwerten im Port- folio beziffert Priebe auf etwa 28 Prozent. Ähnlich ist das Vorgehen in der ALH Gruppe: „Immobilieninvestments bieten einen Inflationsschutz und neue Anlagen in Sekto- ren wie Logistik oder Fachmarktzentren stabilisieren das Portfolio“, sagt Dr. Patrick Justen, Leiter Aktien/Renten/ Cash bei der Versicherungsgruppe und ergänzt: „Unser Rentenportfolio soll sich perspektivisch auf 70 Prozent der Gesamtallokation reduzieren.“ © Li Ding – stock.adobe.com
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