BCA insider 03_2022

R U N D U M K A P I TA L A N L A G E N A S S E T S & I N V E S T M E N T S 2 9 Sanierung, bei der Modernisierung und auch beim Neubau aus. Auf der anderen Seite sehen wir aktuell noch keinen flächendeckenden Nachfragerückgang – damit ist noch immer das Potenzial für ein gutes Baufinanzierungsjahr gegeben. : Nebst der oben genannten Punkte stehen auch regulatorische Vorgaben auf der Agenda: Die Regeln für Hypothekengeschäft werden strenger. Gleichzeitig blei- ben das Immobilienangebot knapp und die Preise hoch. Wird die Klientel somit kleiner, da sich weniger eine Im- mobilie leisten können? Hein: Die Klientel wird allein schon durch die steigenden Zinsen zurückgehen. Die Menschen sind zunehmend ver- unsichert. Werden die Zinsen weiter steigen? Mit welchen Fördermitteln kann ich rechnen? Und kann ich mir die Im- mobilie in den nächsten Jahren noch leisten? Diese Fragen führen dazu, dass sich immer weniger Menschen schnell für eine Immobilie entscheiden – und damit perspektivisch gesehen die Nachfrage nach Finanzierungen abnimmt, auch wenn sie aktuell noch immer über dem Angebot liegt. : Wie sollte ein Vermittler in Bezug auf Informa- tion und Beratungsangebot künftig reagieren? Hein: Zuallererst auf allen Kanälen mitspielen, das Emp- fehlungsgeschäft forcieren, in den Social-Media-Kanälen Präsenz zeigen und auch andere Produkte wie Kredite und Versicherungen ins Portfolio aufnehmen. Je breiter die Klientel ist, die die Vermittlerinnen und Vermittler anspre- chen, desto größer ist die Chance, in einem gegebenenfalls rückläufigen Markt noch immer gute Umsätze zu erzielen. : Bleiben wir noch einmal bei der Regulatorik. Schnelleres Bauen, bessere Förderungen für potenzielle­ Immobilienkäufer oder andere Aspekte: An welchen Stellschrauben sollte regulatorisch nachjustiert werden? Hein: Die energetische Sanierung wird in den nächsten Jah- ren in den Vordergrund rücken. Damit muss auch die Re- gulatorik aus unserer Sicht differenzierter erfolgen. Eben nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern punktgenau da, wo die Hebel auch angesetzt werden können. Wenn wir wollen, dass schneller mehr Wohnraum erstellt wird, dann muss z. B. eine höhere Geschwindigkeit bei den Baugeneh- migungsverfahren möglich sein. Das gilt auch für viele In- vestitionen in die energetische Sanierung von Immobilien. Auch die Bankenregulatorik sollte für derartige Investitio- nen „entschlackt“ werden. Davon profitieren dann alle, und die Klimaschutzziele lassen sich schneller erreichen. : Nachhaltigkeit ist natürlich auch in Ihrem Seg- ment ein zentrales, aber ebenso komplexes Thema. Ge- rade für Berater und Endkunden bedarf es diesbezüglich umfassender Hilfen. Wie gehen Sie diesbezüglich vor bzw. mit welchen Angeboten unterstützen Sie Vermittler? Hein: Im Sommer werden wir mit einem eigenen Bau- finanzierungsprodukt starten, das Kunden bessere Kon- ditionen gewährt, wenn sie Maßnahmen zu mehr Nach- haltigkeit und Energieeffizienz ergreifen. Aber auch sonst sind wir diesbezüglich sehr aktiv. Aktuell testen wir einen gemeinsam mit der KfW entwickelten Energietipp-Pilo- ten sehr erfolgreich in unserer Direktberatung, über un- seren Kooperationspartner McMakler können sich unsere Kunden Energieausweise günstiger erstellen lassen und wir haben gerade gemeinsam mit der KfW ein Update- Webinar für unsere Vermittler veranstaltet. Darüber hinaus sind wir mit einem Anbieter bzgl. Zerti- fizierungen im Gespräch und schauen, was wir hier ge- meinsam auf die Beine stellen können. Und auch bei der Einführung eines energetischen Ratenkredits unterstüt- zen uns ausgewählte Vermittlerinnen und Vermittler, die einen ersten Testlauf live erproben werden. : Welche Vorteile bringt das Thema Nachhaltig- keit für den Kunden mit sich? Und wie sollten sich Ver- mittler dahingehend positionieren? Hein: Für unsere Klientel stellt der Fokus auf Nachhaltig- keit vor allem einen im Vergleich zu anderen Immobilien höheren Objektwert und damit einen besseren Wieder- verkaufswert der Immobilie sicher. Außerdem sparen sie langfristig Energie und schonen damit die Umwelt. Stich- wort Photovoltaik: Wer die eigene Anlage auf dem Dach hat, kann sich von Energielieferanten unabhängiger ma- chen – das ist ein Argument, das gerade in heutiger Zeit ins Gewicht fällt. Die Vertriebe sollten die anstehenden Herausforderungen annehmen und sich schon heute in die energetischen The- men einarbeiten. Es gilt Netzwerke zu schließen – etwa mit ortansässigen Energieberatern. Auch eine regelmäßi- ge Weiterbildung schafft Kompetenzvorteile, mit denen man in der Kundenberatung punkten kann. Grundsätzlich sollte das Thema Energieeffizienz schon heute proaktiv in der Finanzierungsberatung angesprochen werden. : Abschließend gefragt: Welche Themen, Dienst- leistungen oder Produktangebote möchten Sie in diesem Jahr voranbringen? Hein: Erste Meilensteine werden die Einführung des neu- en Energieeffizienzprodukts in der Baufinanzierung und ein nachhaltiges Ratenkreditprodukt sein. Wir werden un- sere Energietipps weiter testen, optimieren und ausbauen sowie mit einem Test bei unseren Partnern starten. Auch arbeiten wir aktuell daran, unser internes Objektbewer- tungstool für unsere Vermittlerinnen und Vermittler zu öff- nen und ihnen damit einen langjährigen Wunsch zu erfül- len. Parallel dazu optimieren wir unsere internen Prozesse mit dem Ziel, die Kreditentscheidung für alle Beteiligten künftig noch schneller zu machen.

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