BCA insider 03/2023

2 9 K A P I T A L A N L A G E N der moderaten und schwächelnden Konjunkturumgebung – wird für niedrigere Renditen und somit für Kursgewinne vor allem im Jahr 2024 sorgen“, so Kolad. Vielfältiges Anleihespektrum – inverse Zinsstruktur Wie lassen sich Anleihen in das Kundenportfolio integrieren? Fakt ist, dass insbesondere hochqualitative Anleihen gegenwärtig wieder attraktivere Renditen als in den vergangenen Jahren anbieten. So sind beispielsweise Staatsanleihen oder auch hoch geratete Investment-Grade-Anleihen derzeit so attraktiv, dass sie sich für die Aufnahme in ein breit diversifiziertes Portfolio mehr als eignen. Demzufolge kann eine Strategie, bestehend aus der Kombination aus Erträgen und Kapitalzuwachs, verfolgt werden. Nicolas Forest, CIO bei Candriam, stellt fest: „Das europäische Investment-Grade-Anleihensegment ist nach wie vor ein sehr interessantes Angebot, da die Renditen auf Mehrjahreshochs ein ausreichendes Polster für den Fall einer wirtschaftlichen Verschlechterung bieten. Darüber hinaus erscheint die Rendite von Unternehmensanleihen im Vergleich zur Dividendenrendite im historischen Vergleich attraktiver.“ Beim Blick über den Großen Teich traut man seinen Augen kaum. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen hat nach der letzten Notenbanksitzung im September erstmals seit 2007 wieder die Marke von 4,5 Prozent überschritten. Weitere Anstiege könnten folgen. Investoren beobachten seit geraumer Zeit eine stark inverse Zinsstruktur. Von einer inversen Zinsstruktur spricht man, wenn die Renditen kurz laufender Anleihen, in der Regel mit einer Laufzeit von zwei Jahren, höher sind als die Renditen zehnjähriger – also lang laufender – Anleihen. Eine inverse Zinsstruktur gilt gemeinhin als Vorbote einer Rezession. Der Normalfall sieht anders aus. Anleger verlangen in der Regel eine höhere Rendite, wenn sie längerfristig investieren. Diese Schlussfolgerung – höhere Renditen für lang laufende Anleihen – gilt jedoch seit Sommer 2022 nicht mehr. Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen Datum Wert Sep 22, 2023 5.10 % Jan 1, 2023 4.21 % Jan 1, 2022 0.98 % Jan 1, 2021 0.13 % Jan 1, 2020 1.52 % Jan 1, 2019 2.54 % Jan 1, 2018 2.03 % Jan 1, 2017 1.21 % Jan 1, 2016 0.90 % Jan 1, 2015 0.55 % Jan 1, 2014 0.39 % Jan 1, 2013 0.27 % Quelle: https: //www.multpl.com/2-year-treasury-rate/ table/by-year Dahinter steckt die nach wie vor nicht gebannte Rezessionsgefahr. Anleiheinvestoren sollten in wirtschaftlich ungünstigen Zeiten immer sorgsam abwägen, in welches Teilsegment sie letztlich allokieren. Staatsanleihen guter Bonität sind wie erwähnt ein Core-Produkt, ebenso Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Einstufung. „Hier sollte man allerdings zwischen Investment-Grade-Anleihen und HighYield-Emittenten unterscheiden. Bei Investment Grade gehen wir davon aus, dass diese ohne Weiteres einen ‚Business Cycle‘ überstehen können“, bemerkt Amundi-Experte Kolad an dieser Stelle. Skeptisch mit Blick auf die Gesamtsituation und die bereits gesehenen Zinsanstiege gibt sich Charles Diebel, Head of Fixed Income bei Mediolanum International Funds. „Gerade weil Zinserhöhungen erst mit langer Verzögerung Wirkung zeigen, rechnen wir damit, dass die Notenbanken es übertrieben haben – und eine ausgewachsene Rezession folgen wird. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass dies vor 2024 geschehen wird“, so Diebel. Teilsegment EM-Bonds und Nachranganleihen im Fokus Zur breiteren Diversifikation des Kundenportfolios und insb. mit Blick auf die Renditechancen können auch Nachranganleihen und zunehmend Emerging Market Bonds interessant sein. Nachranganleihen werden bspw. von Finanzinstituten und Industrieunternehmen emittiert, um ihr Eigenkapital flexibel zu steuern. Für Unternehmen sind Nachranganleihen auch deshalb interessant, weil die Kupons steuerlich abzugsfähig sind. Aufgrund der Hybridkomponente sind Nachranganleihen aber auch für Investoren sehr attraktiv, da die Kupons höher sind als bei Senior Bonds desselben Emittenten. Die Kehrseite der Medaille ist, dass man im Falle einer Insolvenz des Emittenten nachrangig bedient wird. Alternativ geraten auch die Schwellenstaaten wieder vermehrt in den Blick der Investoren. Auch wenn China, Argentinien und andere Länder aufgrund völlig unterschiedlicher Entwicklungsstadien, Bevölkerungsgrößen und Regierungsformen schwer unter einen Hut zu bringen sind, ist gerade diese Diversität für Anleger mitunter ein Vorteil. Die Korrelationen zwischen den Emerging Markets sind viel geringer als die zwischen Industrienationen. Cornel Bruhin, Portfoliomanager im Team Emerging Markets/Corporate Debt bei MainFirst Asset Management: „Schwellenländeranlagen sind historisch tief bewertet und eröffnen eine spannende Opportunität: Aktien stehen mit historisch tiefen Bewertungen da und haben enormes Potenzial. Auch für festverzinsliche Anlagen sind die Aussichten sehr gut.“ Fazit Anleihen sind zurück. Zur Diversifikation, zur Renditegenerierung oder auch als Stabilisator hat diese Anlageklasse ein echtes Comeback erlebt. Aber auch hier gilt: Nicht blind investieren, sondern vor allem auf Qualität und Laufzeit achten.

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