5 7 B E R A T U N G demokratischen Gesellschaften vor enorme Herausforderungen stellen“, so Dr. Bühler. Demzufolge ist es nicht verwunderlich, dass 91 Prozent der Umfrageteilnehmer vom Gesetzgeber einen rechtlichen Rahmen für den sicheren Einsatz von KI fordern. 83 Prozent sind der Meinung, dass sich die Regulierung und Nutzung von KI in der EU an europäischen Werten orientieren soll (siehe Abb. 1). Nutzerzahlen übertreffen jedes normale Maß Zurück zur Nutzung: In der Praxis hat die Anwendung inzwischen zahlreiche User. Innerhalb der Internetdienstleister-Szene blickt man gerne auf das „Erreichen der 100-Mio.-Nutzer-Grenze“. Spotify brauchte etwa 55 Monate und Instagram 30 Monate, um dieses Ziel zu erreichen. TikTok galt bisher mit neun Monaten als „High Flyer“. ChatGPT startete mit der Version 3.5 im November 2022 und brauchte nur zwei Monate, um diese magische Grenze von 100 Mio. Usern zu durchbrechen. Und der Lauf geht weiter: Bis heute schießen die Nutzerzahlen in die Höhe. Laut o. g. Umfrage des TÜV-Verbands hat bereits jeder vierte Teilnehmer ChatGPT für berufliche oder private Zwecke genutzt (23 Prozent ). Vorreiter sind die Jüngeren: 43 Prozent der 16- bis 35-Jährigen haben ChatGPT mittlerweile genutzt. In der Altersgruppe der 36- bis 55-Jährigen sind es 20 Prozent und unter den 56- bis 75-Jährigen nur sieben Prozent. Selbst wenn die Meinungen über Chancen und Risiken von KI-Systemen à la ChatGPT geteilt sind (siehe Abb. 2), zeigen die weltweiten Nutzerzahlen, dass die Frequentierung stark zunimmt. Die Umsatzprognosen von OpenAI für ChatGPT sind demnach auch nicht überraschend und belaufen sich auf 200 Mio. Dollar bis Ende 2023 und 1 Mrd. Dollar bis Ende 2024. Gestützt wird diese Annahme bzw. Entwicklung durch die stetige Weiterentwicklung des Tools. Unterstützt durch milliardenschwere Investitionsprogramme wird die Technologie immer leistungsfähiger. Dank eines aktuellen Updates soll ChatGPT-4 laut Betreiber OpenAI „bei verschiedenen beruflichen und akademischen Herausforderungen Leistungen auf menschlichem Niveau“ erbringen. Zudem kann die KI nun nicht nur Text generieren, sondern auch mit Bildern umgehen. Auch der Filter für falsche Chatbot-Aussagen wurde verbessert. Dennoch wird das Tool weiterhin Fehler machen oder falsche Informationen liefern. Eine Überprüfung der Quellen, Fakten etc. ist zwingend notwendig. Doch wird sich ChatGPT in der Finanzdienstleistungsbranche durchsetzen? Bereits heute werden digitale Anwendungen auf Basis von KI-Technologien etwa für Social-Media-Aktivitäten oder zur Automatisierung der gezielten werblichen Kundenansprache eingesetzt. Diese Bereiche können in Zukunft durch Anwendungen wie ChatGPT verstärkt werden, immer unter Berücksichtigung wichtiger Punkte wie Datenschutz und Urheberrecht. Allerdings befindet sich ChatGPT noch in der „Testphase“, sodass sich der eigentliche Mehrwert für Unternehmen erst mit der Weiterentwicklung zur „klassischen“ Form der KI ergeben wird. Dann können KI-Lösungen mit entsprechendem Datenmaterial für umfassende Vertriebsansätze inklusive Produktvergleich, Nutzenbeschreibung und gezielter Kundenansprache eingesetzt werden. Für die Zukunft ergeben sich neue Wertschöpfungspotenziale Ein Beispiel ist der kundenzentrierte Vertriebsansatz Next Best Offer: Auf Basis vielfältiger Kundendaten ermittelt KI für den einzelnen Kunden das Versicherungs- und/oder Anlageprodukt mit der höchsten Nachfragewahrscheinlichkeit. Kurzum: KI wird künftig unter bestimmten Voraussetzungen verstärkt vertriebsunterstützend eingesetzt. Darüber hinaus wird sie in einem weiteren Schritt in der Lage sein, aus den Daten Veränderungen im Leben, Verhalten und Bedarf des Kunden zu erkennen und entsprechend passende Produktangebote inklusive Vergleich zu erstellen. Durch den Einsatz von KI können technische Systeme somit effizienter arbeiten, d. h. den administrativen Aufwand reduzieren, Mehrwerte bieten, die Beratungsqualität erhöhen und den Erfolg des Maklerunternehmens steigern. Abb. 2: Bevölkerung sieht Chancen und Risiken Stimmen Sie den Aussagen zu möglichen Chancen und Risiken von generativen KI-Systemen wie ChatGPT zu? Quelle: TÜV Verband KI wird die Welt zu einem besseren Ort machen KI hat das Potenzial, mich in meinem privaten Leben zu unterstützen Unter dem Strich übersteigen die Chancen von KI die Risiken stimme eher zu/ voll zu stimme eher nicht/ gar nicht zu weiß nicht 18% Ja 49% Ja 50% Ja 69 % 14 % 18 % 43 % 39 % 49 % 8 % 12 % 50 %
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