insider 04/2020 online

40 : Herr Nuschele, konnte Standard Life trotz der Co- rona-Krise die Neugeschäftsziele erreichen? Christian Nuschele: Ja, unsere Erwartungen wurden sogar deutlich übertroffen. Wir liegen aktuell knapp 50 Prozent über dem Vorjahresergebnis und auch deutlich über Plan. Um ehrlich zu sein, hätte ich damit zu Beginn der Krise nicht ge - rechnet und ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal für das Vertrauen bedanken, das uns entgegengebracht wurde. Aufseiten der Kunden haben wir gerade bei Unternehmern und Freiberuflern gesehen, dass sie die Zeit des Lockdowns genutzt haben, sich mit ihrer privaten Altersvorsorge zu be- schäftigen, und das Thema gerade jetzt aktiv angehen. : Welchen Verlauf haben die With-Profit-Produkte sowie ausschließlich fondsbasierte Lösungen 2020 zu ver- zeichnen? Nuschele: Die With Profits haben sich sehr robust gezeigt und auch in den schärfsten Krisenwochen nur sehr wenig an Wert verloren. Die meisten Kunden haben sich in den letzten Jahren für gemanagte Multi-Asset-Fonds unseres strategi - schen Partners Aberdeen Standard Investments entschie - den. Die sogenannten MyFolios legen breit diversifiziert an und werden risikobasiert gemanagt. Auch während der Krise sind sie innerhalb der definierten Risikovorgaben geblieben und haben Kursrückschläge in dem Maß abgefedert, wie es der jeweiligen Risikoneigung entspricht. Die stabile Perfor - mance unserer Kapitalanlagen hat ohne Zweifel für Vertrauen gesorgt und war ein weiterer wesentlicher Grund dafür, dass wir so gut durch die Krise gekommen sind. : Ihr Haus hat die Wochen des Lockdowns dazu genutzt, die gesamte Produktpalette zu überarbeiten. Was war der Beweggrund für diese Maßnahmen? Nuschele : In erster Linie wollten wir unser Produktangebot verbessern, um noch moderner, transparenter, fairer und da - mit auch zukunftsfähiger zu werden. Zum Zweiten haben sich im Lauf der Jahre durch verschiedene Produkteinführungen und Tarifüberarbeitungen einige Konsistenzprobleme bei un - seren Produkten ergeben, die wir auflösen wollten. Und drit - tens war es uns wichtig, viele der zumeist sehr konkreten Ver - besserungsvorschläge unserer Vertriebspartner umzusetzen, die gerade auch in den letzten Monaten an uns herangetragen wurden. : War es nicht riskant, die Umstellung mitten in einer Corona-bedingten, eher unruhigen Phase vorzuneh- men? Nuschele: Natürlich haben wir uns auch damit beschäftigt, ob es sinnvoll ist, mitten in der Krise eine neue Produktgeneration auf den Markt zu bringen. Aber auch hier haben viele Gründe dafür gesprochen. Zum einen haben wir gesehen, dass sich viele Kunden während des Lockdowns über das Thema pri - vate Altersvorsorge informiert und ihre bisherige Strategie überprüft haben. Auch aufseiten der Makler konnten wir in den vergangenen Wochen eine deutlich größere Bereitschaft feststellen, sich intensiv mit neuen Produktlösungen zu be - schäftigen. Und last, but not least hat ein Großteil der Branche angekündigt, im dritten Quartal neue Produkte auf den Markt zu bringen. Hier hatten wir ehrlich gesagt die Befürchtung, dass wir mit unserer Produkteinführung nicht das notwendige Gehör finden. Aus all diesen Gründen war die Entscheidung für die Produkteinführung die richtige. : Künftig setzen Sie nun auf Bruttoillustration. In- vestment- und Versicherungskosten werden klar voneinan- der getrennt. Welche Folgen hat die Bruttodarstellung für den Vermittler? Mit einer neuen Produktausrichtung machte die Standard Life Deutschland im Sommer 2020 auf sich aufmerksam. Die zentralen Veränderungen waren der Umstieg von der Netto- auf die Bruttoillustration, die Einführung von provisionsfreien Anteilsklassen sowie die Erweiterung um passive Produkte des ETF-Giganten Vanguard. Diesbezüglich kommt die neue Produktwelt bereits gut im Vertrieb an, wie Christian Nuschele, Head of Sales & Marketing bei Standard Life Deutschland, im Gespräch mit dem insider-Magazin konstatiert. © Costello77 - stock.adobe.com

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