insider 03/2020 online
65 BUCHHINWEIS: Gerald Reischl Internet of Crimes: Warum wir alle Angst vor Hackern haben sollten Das Internet bietet Verbrechern ganz neue Möglichkeiten: Hacker attackieren Bezahlsysteme, beeinflussen Wahlen und ganze Demokratien. Gehackt und erpresst werden nicht nur Konzerne und Internetgrößen wie Facebook oder Microsoft, auch kleine und mittlere Unternehmen sind immer häufiger im Visier der Internetmafia. Jeder, der das Internet nutzt, ob privat oder beruflich, kann Opfer einer Attacke werden. Gerald Reischl zeigt in seinem Buch „Internet of Crimes“, mit welchen Szenarien wir alle rechnen müssen, wie man die Gefahr eindämmen kann und was jeder Einzelne tun kann, um nicht selbst Opfer von Internetkriminalität zu werden. Redline Verlag Hardcover, 320 Seiten Erschienen: Juni 2020 1. Auflage ISBN 978-3-86881-778-2 Preis: 19,99 Euro inkl. MwSt. : Wie stehen Sie eigentlich zum Thema „Bargeld versus digitale Bezahlweisen“? Reischl: Also ich gebe zu, dass ich ein Fan digitaler Zahlungsmittel bin, ob- wohl ich bereits schlechte Erfahrungen gemacht habe. So wurde bspw. meine Kreditkarte bereits mehrfach gehackt. Sofern man jedoch sorgsam mit den Codes umgeht und die Zwei-Faktor- Authentifizierung nutzt, sollte nichts Nachteiliges für den Verbraucher pas- sieren. So hat in meinen Fällen stets die Kreditkartengesellschaft den Schaden reguliert. Digitales Bezahlen ist nicht mehr aufzuhalten. Selbst auf Bauern- märkten lässt sich inzwischen mit Apple Pay zahlen. Darüber hinaus müssen sich Kinder und vor allem Eltern daran ge- wöhnen, dass junge Menschen künftig das Taschengeld in mobilen Smartpho- ne-Geldbörsen ansammeln. : Wenn es sich um Cyberkri- minalität, Erpressung und das entspre- chende Lösegeld handelt, dann sind Kryptowährungen zumeist „gängige Cyber-Crime-Bezahlweise“. Würde es der Kriminalarbeit dahingehend hel- fen, den Markt des digitalen Geldes stärker zu regulieren? Reischl: Es gibt mit Stichtag 6. Juli 2020 exakt 5.692 Kryptowährungen. Tendenz steigend. Doch der Markt ist sehr volatil, er wird sich irgendwann selbst regu- lieren und es werden nur die größten Währungen überleben. Ich bin nicht der Regulierungsexperte, aber so etwas wie eine Regulierung gibt es ja schon im Ansatz, da die meisten Kryptobörsen die Know-Your-Customer-Daten (KYC) sammeln müssen, damit die Behörden die Accounts einem Steuerzahler zu- ordnen können. So verhindern sie auch Geldwäsche. : Besteht somit die Gefahr, dass Digitalisierung irgendwann mehr Nach- als Vorteile bietet? Reischl: Ich will nicht hoffen, dass es mehr Nach- als Vorteile gibt. Wichtig ist es jedoch, die Nachteile zu kennen, um sich entsprechend davor zu schüt- zen. Was ich zudem hoffe, ist, dass die Entwickler von Systemen und Produk- ten das Thema Sicherheit größtmöglich berücksichtigen. Unternehmen müssen sich so aufstellen, dass Cybersicher- heit und Digitalisierungsinitiativen stets miteinander gedacht werden – nur so können zum einen Sicherheitsprobleme vermieden und zum anderen in Unter- nehmen wirtschaftliche Erfolge erzielt werden. : Zum Schluss gefragt: Wie sollten sich Verbraucher am besten vor Cyberkriminalität schützen? Welche Rolle können an dieser Stelle vor allem speziell hierfür konzipierte Cyberversi- cherungen spielen? Reischl: Der beste Schutz ist, eine Sensibilität und ein Bewusstsein für mögliche Gefahren zu entwickeln und skeptisch zu sein. Niemand schenkt Ihnen etwas – weder im echten noch im virtuellen Leben. Denken Sie daran, wenn Sie demnächst via Mail informiert werden, dass jemand seinen Reichtum mit Ihnen teilen möchte oder Sie eine kostenlose App installieren. In diesem Zusammenhang gewinnen Cyberversi- cherungen an Bedeutung, weil Cyber- kriminelle vor nichts und niemandem haltmachen. Das Risiko, durch Cyberkriminalität ei- nen Schaden zu erleiden, ist höher denn je. Zudem kann man bei der Cyberkrimi- nalität kaum einschätzen, wie groß der sog. „Weiterfresser-Schaden“ ist. Zum Vergleich: Wenn das Auto kaputt ist, dann ist das Auto kaputt. In diesem Fall wird der Schaden durch den Versiche- rer reguliert und alles ist gut. Aber bei Cyberattacken besteht das Risiko eines immens großen Schadens, wenn es nicht gelingt, den Schaden zu beheben. Dies kann langfristig finanzielle Folgen für das Geschäft eines Unternehmens haben und ggf. die Existenz bedrohen. Dieser „Weiterfresser-Schaden“ kann übrigens auch zum kalkulatorischen Pro- blem für die Versicherer werden. <<
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1Mzk2Nw==