insider 03/2020 online

Videos – fast alle mit pornografischem Inhalt. Zunehmend gibt es auch andere Arten von Deepfakes. Bekannt ist das Video von Barack Obama, in dem er Trump einen „Vollidioten“ nennt. Oder auch das Nancy-Pelosi-Video mach- te im Web die Runde. Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses schaut im Video volltrunken oder verwirrt aus. Diese digitale Möglichkeit wird künftig die Wirtschaftskriminalität ansteigen lassen, indem Deepfakes mit CEOs er- zeugt werden. Die Vorstufe sind Voice- Deepfakes, bei denen die Stimme des CEOs aus Audiodateien, die man im Netz sammelt, sozusagen zu einer Sprachnachricht mutiert, um damit Mit- arbeiter in die Irre zu führen. : Ein ganzes Kapitel widmen Sie zudem Siri, Alexa, Cortana, Google und Co.: Wo sehen Sie die grundsätz- lichen Probleme beim Einsatz digitaler Sprachassistenten? Reischl: Einerseits bieten die digitalen Assistenten Vorteile. Andererseits wer- den alle gesprochenen Daten nicht nur © sasun Bughdaryan - stock.adobe.com : Der Corona-Ausbruch hat auch die Cyberkriminellen kurz lahm- gelegt. Direkt danach wurden die Rah- menbedingungen jedoch quasi zum Lotteriegewinn für die Cyberkriminel- len. Können Sie dies kurz erläutern? Reischl: Die Ausgangsbeschränkungen haben bekanntlich dafür gesorgt, dass Menschen vermehrt zu Hause waren und sich verstärkt mit ihren Smartpho- nes, Tablets oder Notebook beschäf- tigt haben. Sie waren genau dort, wo Cyberkriminelle sie haben wollen: vor ihren Bildschirmen. Der Datenverkehr stieg während der Wochenenden um 50 Prozent, bei Online-Spielen gab es ein 400-prozentigesWachstum, der An- teil an Video-Konferenzen legte allein in den USA um 300 Prozent zu. Zusätzlich waren etliche Menschen in einer Corona-bedingten Stimmung, in der sie leichter zu manipulieren waren. Laut einer Studie sind die wichtigsten Risikofaktoren, Opfer von (Online-)Be- trug zu werden, die soziale oder phy- sische Isolation (Social Distancing), aktives Online-Engagement (Social Me- dia) sowie finanzielle Verwundbarkeit (Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit). Und das alles haben wir während Covid-19 er- lebt. : Es gibt zahlreiche „Fallen“ im Netz, über die Sie in Ihrem Buch berichten. So gibt es nicht nur Fake- News, sondern auch sog. Deepfakes: Was verbirgt sich dahinter und worin liegt die Gefahr? Reischl: Das ist schnell erklärt. Die Kriminellen klauen Fotos im Netz und benutzen das Bild für ein sog. Face Swapping. Hierbei wird das Gesicht der Person bspw. in Sex-Fotos oder gar Pornovideos integriert. Eine perfekte Möglichkeit, um jemanden zu erpres- sen oder zu denunzieren. Zudem kann man mit Deepfakes manipulieren, da einige Menschen das glauben, was sie im Netz sehen. Die Anzahl dieser Bild- und Videomanipulationen steigt. Inzwi- schen sind es bereits über 44.000 Fake- bei Amazon & Co. gespeichert, sondern zudem von Tausenden Menschen im Homeoffice ausgewertet, um beste- hende Systeme zu verbessern. Neben- bei will inzwischen auch verstärkt die Polizei Zugriffe auf die Dateien haben. Zusätzlich dürften die Sprachassisten- ten das Gesprochene analysieren und es mit anderen Systemen kombinieren, etwa mit Werbesystemen. Wenn man bspw. mit dem Smartphone auf dem Tisch über ein Produkt redet, dann ist es durchaus möglich, dass beim nächsten Surfen im Web plötzlich Werbung sol- cher Produkte eingeblendet ist. Dass hier nur künstliche Intelligenz im Spiel ist, die den Menschen analysiert und vorhersagt, welche Produkte ihn interessieren, wage ich zu bezweifeln. Kurzum: Ich würde Sprachassistenten nur dort vertrauen, wo sie keine ver- traulichen Informationen mitlauschen können. Übrigens: Diese Systeme las- sen sich auch mit Audio-Injektionen, sprich Laserstrahlen, hacken. : Besonders im Fokus von Ha- ckern scheinen Banken zu sein. Ist die- ser Trend fortlaufend? Reischl: Auf jeden Fall. Banken sind, weil dort das Geld „daheim“ ist, schon immer Ziele von Hackern gewesen. Bei dem Vorfall, der als Carbanak bekannt ist, haben Betrüger z. B. ab 2014 bis zu 1 Mrd. US-Dollar von 100 Banken und Finanzdienstleistern gestohlen. Und die Hackerangriffe nehmen in diesem Sektor zu: Waren es im Jahr 2007 noch drei Fälle, ist die Zahl im vergangenen Jahr auf 33 gestiegen. Dieses Jahr ka- men bisher weitere fünf Fälle hinzu. Von Ransomware-Attacken über erfolgrei- che Spear-Phishing-Kampagnen bis zu ATM-Hacks – die Angriffe sind äußerst unterschiedlich. Selbstverständlich wer- den auch Online-Banking-Nutzer Opfer von diesen Cyberangriffen. Der IT-Si- cherheitsspezialist Kaspersky hat fest- gestellt, dass fast eine Mio. Menschen, die deren Software installiert hatten, von Banktrojanern angegriffen worden sind. 64

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1Mzk2Nw==