insider Ausgabe 02/20 Online

9 es die Überwachung intensiviert, die Testkapazität der Labore erhöht und die Handhabung von Krankheitsfällen in den Krankenhäusern geregelt habe, stellte ein Fachmann der Weltgesund- heitsorganisation WHO fest. Eindrucksvoll ist vor allem die Leistung Südkoreas bei der Eindämmung der In- fektionen. Nach China zählte Südkorea zunächst die höchsten Fallzahlen. Dies dürfte aber auch daran liegen, dass die Dunkelziffer nicht entdeckter Infektio- nen vergleichsweise gering ist. Wäh- rend andere Länder nicht genau wissen, wie schlimm die Lage ist, gelten Südko- reas Zahlen als die zuverlässigsten der Welt. Nach der Erfahrung mit den Co- ronaviruskrankheiten SARS und MERS baute man große Testkapazitäten auf. In Südkorea können rund 20.000 Viren- tests täglich durchgeführt werden. Und mit den Tests begann das Land schon am 11. Januar. Bis Mitte März wurden rund 200.000 Personen auf das Virus untersucht. Unter anderem wurden Drive-Through-Testzentren eingerich- tet, wo Bürger in ihren Autos sitzend getestet werden können. Inzwischen wurde diese Organisati- onsform in anderen Ländern kopiert. Thermometer zur Fiebererkennung und Desinfektionsmittel standen in Südko- rea rasch flächendeckend zur Verfü- gung. Wurden größere Infektionsherde gefunden, stellte die Regierung zudem auch ganze Wohnblöcke oder Einrich- tungen unter Quarantäne. Das Gesund- heitssystem war gut vorbereitet und sortierte die Patienten rasch: Schwere Fälle kamen in Spezialkliniken, leichte Fälle mussten sich zu Hause auskurie- ren, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. So blieb die Sterberate bei Infizierten unter einem Prozent. Die Pandemie hat den Westen erreicht Schon Mitte März deuteten die Da- ten aus Asien da- rauf hin, dass der Höhepunkt der Seuche dort überschrit- ten sein könnte – ausgenommen viel- leicht Japan, das vergleichsweise lasch vorging. Der Schwerpunkt der Pande- mie verlagerte sich nach Europa und er- reichte auch die schlecht vorbereiteten USA mit großer Wucht. Eine Rezession auch der westlichen Volkswirtschaf- ten ist damit vorprogrammiert, also ein Zeitraum von mindestens einem halben Jahr, in dem die Wirtschaftsleistung niedriger ist als im Vorjahreszeitraum. An den Aktienmärkten ist eine Rezes- sion bereits in den Kursen enthalten. Die hohen Kursausschläge sind Folge der Frage, wie lange diese wirtschaft- liche Lähmung dauert. Die Rezession der Weltwirtschaft durch die Spani- sche Grippe 1918/1919 dauerte sieben Monate. Angesichts der bislang um- fangreichsten Stützungsmaßnahmen von staatlicher Seite und der geldpoli- tischen Maßnahmen der Notenbanken, die Liquidität in nie zuvor gesehenem Ausmaß zur Verfügung stellen, stehen die Chancen gut, dass auch diese Re- zession nicht viel länger als zwei Quar- tale andauern wird. Schon im Laufe des zweiten Halbjahres könnte die Welt- wirtschaft wieder Tritt fassen. Die Ak- tienmärkte werden bereits bei zuneh- menden Anzeichen für dieses Szenario mit steigenden Kursen reagieren. Fazit: Die beispiellose Pandemie hat Weltwirtschaft und Börsen erschüttert. Aus der Summe der historischen Erfah- rungen und der Entwicklung in Asien darf man aber annehmen, dass weite Teile der Weltwirtschaft im Laufe des Jahres wieder zu einem „Normalbetrieb“ zurückkehren können. Und noch bevor die Weltwirtschaft wieder Fahrt aufge- nommen hat, werden die Aktienmärkte zu ihrer Erholung ansetzen. << STIMME ZUM THEMA Gottfried Baer Geschäftsführer der MehrWert GmbH „Selbstverständlich erfordert es die Corona-Krise, dass wir tagtäglich mit unseren Mandanten kommunizieren und über die Veränderungen sprechen. Dies geschieht bei uns telefonisch oder über Videoberatung. Wir erleben die Menschen dabei sehr offen, verständnisvoll und ohne Panik. Durch die aktive Beratung in der Krise wird die Kundenbeziehung langfristig gestärkt. Im Rahmen unserer nachhaltigen Vermögensverwaltungsstrategien haben wir schon Mitte/Ende Februar die Aktienquote in der offensiven Strategie auf 50 Prozent und in der ausgewogenen Strategie auf 27 Prozent reduziert. Zudem lösten wir Unternehmensanleihenfonds auf. Diese Entscheidungen haben unsere Mandanten sehr positiv aufgenommen. Daneben erreichen uns Anfragen von Kunden, die aufgrund niedriger Kursstände investieren möchten. Wir agieren an dieser Stelle mit Fingerspitzengefühl und investieren stufenweise in volatile Märkte. Was uns dabei sehr entgegenkommt, ist der neue MehrWert-Investmentshop. Hier haben wir unsere eigene nachhaltige Topfondsliste mit 50 grünen Einzelfonds – mit eigenem Nachhaltigkeitsrating –, drei nachhaltige Vermögensverwaltungsstrategien, sechs nachhaltige Modellportfolios und nachhaltige VL-Fonds hinterlegt. Fakt ist aber, dass keiner die wirtschaftlichen Folgen vorhersehen kann. Dies führt zu Unsicherheit bei vielen Menschen und wirkt als Bremsklotz im Neugeschäft. Demgegenüber bin ich mir sicher, dass Kunden verstärkt auf nachhaltige Anlagen und Online-Beratung setzen werden. Diesbezüglich sind wir top aufgestellt.“

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