insider Ausgabe 02/20 Online
8 weise geringen Prozentsatzes derer, die schwer erkranken oder sterben, besitzt Covid-19 eine in der jüngeren Geschichte der Menschheit unerreichte Relevanz. Denn Infektionen mit SARS-CoV-2 werden meist erst nach einer längeren Inkubationszeit bemerkt, in vielen Fäl- len wohl gar nicht. Weil die Infizierten aber auch dann hochansteckend sind, erfordert eine Eindämmung oder sogar nur Verlangsamung der Infektionswelle das deutliche Verringern von Sozialkon- takten. Während der Kampf gegen die Seuchen der vergangenen Jahrzehnte vor allem in Krankenhäusern und Labo- ren ausgetragen wurde, ohne nennens- werte Auswirkungen auf dieWirtschaft, kommt es nun zu Grenzschließungen, Reiseverboten, häuslichen Quarantä- nen, Veranstaltungsabsagen, Ver- sammlungsverboten und Schließungen von Fabriken. Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sind deshalb beispiellos. Asien mit Erfolgen Dass solche Maßnahmen geeignet sind, die Infektionswelle einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen, zeigen die Erfolge in Asien. Nachdem man dort in den vergangenen zwei Jahrzehnten drei größere Epidemien erlebt hat, wa- ren die Staaten besser vorbereitet als etwa Europa und die USA. Viele Länder Asiens modernisierten ihre Krisenreak- tionspläne und investierten verstärkt in Forschung und Vorbereitung. Als sich die jetzige Covid-19-Pandemie im Januar noch im Anfangsstadium be- fand, begann Taiwan bereits damit, bei Einreisenden vom chinesischen Fest- land die Temperatur zu messen. Etwa 800.000 Personen aus Taiwan leben und arbeiten in China, das zudem der wichtigste Handelspartner ist. Trotz- dem folgte schon am 7. Februar ein Einreiseverbot für alle Personen, die in den zurückliegenden 14 Tagen in China waren. Dadurch blieb es bei wenigen Infektionen in Taiwan, die zudem offen- bar frühzeitig entdeckt und isoliert wer- den konnten. Auch der Stadtstaat Singapur hatte die Konsequenzen aus den Erfahrun- gen mit SARS 2003 und H1N1 2010 gezogen. Vor zehn Jahren hatten sich geschätzt 400.000 Patienten mit der Schweinegrippe angesteckt. Danach wurden die Kapazitäten in der Ge- sundheitssicherheit massiv ausgebaut, darunter ein staatliches Quarantänege- bäude und ein nationales Zentrum für infektiöse Krankheiten mit 330 Betten. Schon am 2. Januar informierte das Gesundheitsministerium Singapurs alle Ärzte im Lande über eine neue Lungen- krankheit in der Region Wuhan. Und tags darauf begann das Flughafenper- sonal, die Temperatur der Ankömmlinge aus Wuhan zu messen. Auch Singapur schränkte dann sehr früh die Einreise aller Personen ein, die in den letzten 14 Tagen nach China gereist waren. Zudem setzte der Stadt- staat auch beim Kampf gegen Corona auf ein System von Anreizen und Be- strafungen: Coronavirus-Patienten wird die Behandlung vom Staat geschenkt, während Personen, die sich nicht an eine angeordnete Quarantäne hal- ten, mit hohen Geld- oder Haftstrafen rechnen müssen. Jeder Privathaushalt erhielt vier Schutzmasken und wurde angewiesen, diese nur bei Krankheits- symptomen zu tragen. Daten zu Ange- steckten und Geheilten einschließlich persönlichen Adressen und Orten, wel- che die Patienten besucht hatten, wer- den öffentlich zugänglich gemacht. Vietnam hat frühzeitig umfangreiche Aufklärungskampagnen gestartet. Als die ersten Infektionsfälle auftraten, riegelten die Behörden die betroffene Stadt Son Loi für 20 Tage ab. Auch die Grenzen zu China, Vietnams wichtigs- tem Handelspartner, wurden geschlos- sen, Flugverbindungen von und nach China und Südkorea gekappt und die Schüler in 63 Provinzen vom Unterricht befreit. Mittels eines neu entwickelten Online-Service müssen alle Bürger bei Strafandrohung ihren Gesundheits- zustand melden. Das Land habe sein Reaktionssystem zu einem frühen Zeit- punkt des Ausbruchs aktiviert, indem „Trotz der Corona-Krise konnte die Betreuung und Beratung unserer Kunden jederzeit sichergestellt werden. Während einige unserer Mitarbeiter ins Homeoffice gingen, waren durch die vor Ort anwesenden Mitarbeiter der Fonds-Handel sowie die Weiterleitung der Telefonate immer gewährleistet. Alle SJB- Kunden, die aufgrund der volatilen Börsensituation einen erhöhten Beratungsbedarf oder Fragen zum Marktgeschehen hatten, konnten ihre Kundenbetreuer wie gewohnt erreichen. In den SJB Fonds-Strategien haben wir schnell entsprechende Maßnahmen getroffen und Sektoren nachgekauft, die von der aktuellen Situation profitieren, darunter Goldminenaktien und Health-Care- Titel. Zugleich wurde durch die Umschichtung in Geldmarktfonds und defensive Mischfonds die Risikostruktur der Strategien verringert. Wir stehen täglich im Kontakt mit den Fondsgesellschaften und tauschen uns in regelmäßigen Telefonaten mit den Managern unserer Fonds über die neuesten Entwicklungen aus. Die Folgen des Virus für die Börsen sowie die Weltwirtschaft sind aktuell noch kaum abschätzbar, eine globale Rezession dürfte unvermeidlich sein. Sobald sich eine erste Stabilisierung an den Märkten abzeichnet, sind wir bereit, wieder erhöhte Positionen in ausgewählten Aktienfonds einzugehen, wobei sich unser Fokus tendenziell auf Asien richtet: Dort, wo das Corona-Virus seinen Anfang nahm und die Börsen als Erstes in den Keller rauschten, dürfte auch die Erholungsbewegung beginnen.“ Volker Schmidt-Jennrich Geschäftsführer der SJB FondsSkyline STIMME ZUM THEMA
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