insider Ausgabe 02/20 Online
und kritische Fragen stelle – niemals habe ich jedoch private Dinge angesprochen oder sie gar bloßgestellt. Es hat schon einen Grund, warum Spieler wie u. a. Oli Kahn erklärt haben, dass ich der einzige sei, dem sie immer ein Interview gegeben haben. Viel wichtiger ist jedoch, dass ich den Gegenwind von allen journalistischen Kollegen aushalten musste. Viele haben die Einstellung, dass man nicht im selben Boot sitzen dürfe wie die Spieler. Ich jedoch hatte die Einstellung, dass ich mit Fußballern im selben Boot sitze, aber gegensteuern kann. Selbst auferlegte Distanz im Vorhinein brachte Fußballrepor- ter meines Typs da nicht weiter. : Ist es ein Problem, dass Spieler oder Trainer auf- grund von Kommunikationsschulungen zunehmend Wort- hülsen von sich geben? Töpperwien: Umso unanständiger ist das Ganze, wenn der Kommunikationsberater ein Sportjournalist ist. Und das ist in der Praxis des Öfteren der Fall. Richtig ist, dass Gespräche mit abgedroschenen Phrasen zugelegt haben. Dem könnte ein Reporter entgegenwirken, indem er provokante Fragen stellt oder den Interviewten notfalls unterbricht und eine kur- ze Nachfrage stellt. Generell musst du Typen suchen, mit ih- nen vorab sprechen und Vertrauen aufbauen. Dann werden sie gute Aussagen geben. Das hat übrigens nichts damit zu tun, dass die Spieler heute wesentlich mehr Geld verdienen als damals. Interessante Typen wird es immer geben. : Apropos mehr Geld. Auch Sponsoren aus der Ver- sicherung und Finanzdienstleistung investieren immer mehr Geld in den Fußball. Wie stehen Sie dazu? Töpperwien: Das werden sich die großen Unternehmen wie Allianz, Signal Iduna und Co. gut überlegt haben. Ich verhal- te mich beim Thema Werbung und Sponsoring atypisch. Ich kaufe, was mir gefällt, und lasse mich durch Werbung nicht manipulieren. Zum damaligen „Oberjägermeister“ Günter Mast, der in den 1970er-Jahren als Sponsor von Eintracht 55 Braunschweig bekannt wurde, habe ich gesagt: Herr Mast, Sie können noch so viel Werbung machen, ich trinke Fernet Branca. : Wäre denn Töppi als Markenbotschafter à la Klopp denkbar? Töpperwien: Bis zu meinem 65. Lebensjahr hätte ich dies aufgrund meiner ZDF-Festan- stellung nicht machen dürfen. Aber jetzt wäre das durchaus möglich. Allerdings nur, wenn mir das Produkt zusagt und die sprichwörtliche Chemie zwischen Marketingvorstand und mir stimmt. Aber das würde sich in einem per- sönlichen Gespräch schnell rausstellen. << © www.flow-united.de BUCHHINWEIS: Rolf Töpperwien Von Braunschweig bis Johannesburg Rolf Töpperwien blickt zurück auf fast 50 Jahre deutsche Fußball- und Fernsehgeschichte. Er gewährt Einblick in den Alltag der Bundesliga und sein besonderes Verhältnis zu Otto Rehhagel, schildert seine Innovationen, die die Berichterstattung noch heute prägen, und plaudert über Kurioses auf dem Platz und daneben. Rotbuch-Verlag Hardcover, 271 Seiten Erschienen: September 2010 4. Auflage 2020 ISBN 10: 3867891117 ISBN 13: 9783867891110 „Freundschaftlich verbunden“ Erfahrungsaustausch zwischen Rolf Töpperwien und BCA-Vorstand Rolf Schünemann
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