insider Ausgabe 02/20 Online
: Erledigen Sie Ihre Versicherungs- oder Anlagege- schäfte auch telefonisch bzw. persönlich vor Ort? Töpperwien: Selbstverständlich! Für Versicherungsgeschäfte habe ich seit ewigen Jahren einen Versicherungsfachmann meines Vertrauens aus meiner Heimatstadt Osterode am schönen Harz. Mit ihm kläre ich alles ab. Und bei Vermögens- angelegenheiten sitze ich zweimal im Jahr mit meinen Anla- geexperten von der Nassauischen Sparkasse zusammen. Die persönliche Beratung ist mir wichtig – jedoch bereite ich mich immer gut auf die Termine vor. : Auch im Sport waren Sie immer gut vorbereitet: Sie standen jahrzehntelang als Feldreporter im Fußball mit sehr großem Einsatz für eine direkte und zugleich hartnä- ckig nachfragende Art der Interviewführung. Irgendwie scheint es Typen wie Sie heutzutage nicht mehr zu geben, oder? Töpperwien: Als ich aufhörte, sagte mein ZDF-Kollege Béla Réthy: Da geht der letzte Mohikaner. Abgesehen von Boris Büchler gibt es heutzutage im- mer seltener Typen meines Schlages. Bei vielen Journalisten fehlt mir die ab- solute Leidenschaft bzw. die Beses- senheit, etwas erreichen zu wollen. So habe ich mal zu Uli Stein, der nach einer Heimniederlage seiner Frankfur- ter Eintracht gegen Uerdingen kein In- terview geben wollte, aber später am Abend in einem Restaurant seinen Geburtstag feiern wollte, gesagt: „Uli, das Sportstudio fängt um 22 Uhr an. Für 20 Uhr hast Du einen Tisch reserviert. Ich bleibe bis 20 Uhr hier vor der Eintracht- Kabinentür stehen.“ Gegen 19 Uhr kam er dann raus und gab mir schließlich das Interview. Nur wenige Fußballreporter sind heute noch so hartnäckig. Das fehlt mir. : Welche drei bis vier Eigenschaften haben Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn ausgezeichnet? Töpperwien: Zuallererst bin ich ein absoluter Menschen- freund. Zusätzlich sind meine Stimme, Begeisterung bzw. Leidenschaft Punkte, die mich sicherlich gut charakterisieren. : Was braucht ein erstklassiger Reporter damals wie heute? Töpperwien: Neben der Leidenschaft benötigt er absolutes Fachwissen, totales Engagement sowie mutiges Durchset- zungsvermögen. Zudem die Eigenschaft, Niederschläge zu verkraften und daraus für die Zukunft zu lernen. Nicht ohne Grund hat mein damaliger Sportchef Hanns Joachim „Hajo“ Friedrichs einmal gesagt: „Der Töpperwien ist mein Terrier, der buddelt so lange, bis was rauskommt, und wenn er zehn Storys macht, kann er auch zwei in den Sand setzen.“ Infol- gedessen benötigt ein Journalist auch das Vertrauen und die Rückendeckung seines Chefs. Aber Vertrauen muss man sich auch erarbeiten. : Ist es heutzutage nicht eher so, dass diejenigen Sender die besten oder meisten Interviews bekommen, die das meiste Geld bezahlen? Töpperwien: Es ist schon richtig, dass Geld bzw. Rechte-Pa- kete die Regeln bestimmen. Speziell der Fußball ist abhängig von Lizenzgebühren. Wenn Sky oder DAZN das meiste Geld bezahlen, dann kriegen sie auch die wichtigen Interviews. Früher ging es ausschließlich über Vertrauen, heute müssen die Spieler dort antanzen, weil dies Teil einer Vereinbarung ist. Eine sehr traurige Entwicklung, da die Qualität des Jour- nalismus darunter leidet. Das kann jedoch keine Ausrede für engagierte Reporter sein: Mit Leidenschaft und Einsatz wird weiterhin viel erreicht. Ich habe mich etwa nie um irgendwel- che Beschränkungen in diesen sog. Mixed-Zonen oder am Spielfeldrand gekümmert, wenn es darum ging, ein Interview mit Oliver Kahn oder Michael Ballack nach einem Spiel zu er- halten. : Braucht es dazu die fast schon kumpelhafte Nähe zu den Sportlern? Töpperwien: In der Tat. Wer in der dritten Halbzeit nicht arbei- tet, kommt in der ersten Halbzeit nicht voran. So habe ich mit vielen Fußballern, Präsidenten, Managern bis hin zum Zeug- wart eines Teams gemeinsam gefeiert. Das schafft gegensei- tiges Vertrauen und erleichtert den Umgang miteinander. Sie wussten aber auch, dass ich auf dem Platz meinen Job mache © www.flow-united.de
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