insider Ausgabe 02/20 Online

© Maridav - stock.adobe.com 50 HEMSÄKER (kombiniert die schwedischen Wörter für „Zu- hause“ und „sicher“) heißt die Haushaltversicherung inkl. Privathaftpflichtversicherung, mit der IKEA zunächst in der Schweiz und Singapur in den Versicherungsmarkt einge- stiegen ist. Die Bewerbung des Angebots erfolgt nicht über die Einrichtungshäuser, sondern ausschließlich durch IKEA- eigene Kanäle wie die sog. Family Newsletter und durch Online-Maßnahmen. Nach einer einjährigen Laufzeit sollen Versicherte einen Gutschein erhalten, sofern sie Mitglieder des Family-Bonussystems sind und keinen Versicherungs- schaden gemeldet haben. SwissRe verschafft sich Zugang zu potenziellen Neukunden Einen wirklichen Mehrwert in Bezug auf umfassenden Versi- cherungsschutz bietet das Produkt mutmaßlich nicht. Es wer- den auf überschaubarem Niveau Schäden durch Feuer, Was- ser, Naturgefahren und Diebstahl abgesichert. Der Tarif ist auf das Wesentliche ausgerichtet, beinhaltet keine unnötigen Extras und ist dementsprechend „günstig“ abzuschließen. Das Hauptaugenmerk sollte indes auf das Konstrukt gerich- tet werden: So handelt es sich um ein lupenreines digitales Versicherungskonzept. Das Produkt lässt sich in wenigen Minuten direkt über mobile Geräte abschließen und ist ohne Frist jederzeit kündbar. Schadensmeldungen können schnell digital eingereicht werden. Möglich wurde dies durch die Zu- sammenarbeit mit dem Versicherungsunternehmen SwissRe bzw. deren Tochtergesellschaft iptiQ. Die Idee des Schweizer Rückversicherers scheint es zu sein, über iptiQ als Plattformlösung und White-Label-Anbieter ein breites Spektrum an digitalen, einfachen und transparenten Angeboten aus den Bereichen Leben-, Kranken- und Sach- IKEA STEIGT IN DEN VERSICHERUNGSMARKT EIN: versicherungen in Partnerschaft mit Großunternehmen an die jeweilige Kundschaft zu bringen. Infolgedessen erhält die Swiss Re Group digitalen Zugang zu einer großen Anzahl von potenziellen Neukunden. Beispielhaft zählte IKEA Schweiz im Geschäftsjahr 2016 fast 8 Mio. Kunden. Sollte das Angebot später über das ganze Verkaufsnetz angeboten werden, käme mit IKEA Deutschland ein Markt hinzu, der im Geschäftsjahr 2019 rund 50 Mio. Kunden verzeichnet hat. IKEA erhält Kundeninformationen und forciert digitalen Weg Auf der anderen Seite bietet die Zusammenarbeit auch für IKEA wertvolle Unterstützung bezogen auf die erst vor we- nigen Jahren angestoßene Digitalstrategie. Lange Zeit setzte der Möbelriese verstärkt auf den stationären Handel als Ver- kaufsplatz. Das Geschäft mit den Online-Kunden lief wäh- renddessen bestenfalls auf niedrigem Umsatzniveau neben- her. Inzwischen nimmt E-Commerce eine wichtige Rolle ein. Beispielhaft beträgt der Online-Umsatz in Deutschland inzwi- schen 494 Mio. Euro und nimmt einen Anteil am Gesamtum- satz von über 9 Prozent ein. IKEA Schweiz verbuchte 2019 einen Gesamtumsatz in Höhe von 1,138 Mrd. Franken. Über 9 Prozent des Umsatzes stammen aus dem Online-Handel: Die Tendenz ist in beiden Ländern steigend. Das digitale Haushaltsversicherungsangebot passt zum Ge- schäftsfeld des Möbelkonzerns. Durch die Vermittlung er- hält IKEA Zugang zu zahlreichen Daten der Kunden über die jeweilige Wohnsituation. Wertvoller Input somit für das Unternehmen, das, basierend auf den Daten, digital affinen Kunden individuelle, auf sie zugeschnittene Online-Angebote unterbreiten kann. Darüber hinaus eignet sich das einfach gehaltene und digitale Versicherungsprodukt als Kunden- bindungsinstrument für jüngere Klientel wie Studenten oder Auszubildende. Aus diesem Grund dürfte es nicht verwun- dern, wenn IKEA mittelfristig auch in Deutschland mit dem Produkt an den Start gehen sollte. Zunächst gilt es aber ab- zuwarten, ob das Pilotprojekt Schweiz/Singapur erfolgreich verläuft. << IKEA erweitert sein Geschäftsfeld. So können Kunden aus der Schweiz und Singapur künftig neben Billy-Regalen, Teelichtern und Köttbullar auch einen Versicherungsschutz beim schwedischen Möbelriesen abschließen – allerdings nur online. Doch welches Ziel steckt dahinter?

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