insider Ausgabe 02/20 Online
Bei der Auswahl eines Fonds wird oft die historische Performance als Kriterium herangezogen. Wer in der Vergangenheit eine gute Leistung erbracht hat, wird dies auch in Zukunft tun – so die häufige Denkweise von Anlegern. Doch was sich so einfach und verführerisch anhört, ist einer der größten Irrtümer der Finanzbranche und kostet Anleger Jahr für Jahr viele Milliarden Euro. Erst die ganzheitliche Betrachtung unter Hinzunahme von qualitativen Elementen liefert verwertbare Erkenntnisse und ermöglicht die Identifikation von wirklich erfolgreichen Fonds. ie Investmentbranche ist durch eine hohe Dynamik geprägt. Gab es 1991 gerade einmal 331 Fonds auf dem Markt, sind aktuell in Deutschland mehr als zehntausend aktive Fonds zum Vertrieb zu- gelassen. Und es werden immer wieder neue Fonds aufgelegt. Doch was sind die Kriterien bei der Fondsselektion? Zahlen lügen nicht – oder doch? Bei der Selektion von Fonds wird häufig die vorhandene, historische Performance zu Rate gezogen. Dazu gehören bspw. Ranglisten. Das ist nicht verwunderlich, denn wer in der Ver- gangenheit gute Leistungen gezeigt hat, wird dies auch in der Zukunft tun. Oder etwa doch nicht? Nun sind historische Performancezahlen mit äußerster Vorsicht zu genießen. Das Heran- ziehen dieser Daten in die eigene Entscheidung basiert nämlich auf der Philosophie, dass er- brachte Leistung ein Qualitätsmaßstab sei. Doch das ist ein sehr teurer Trugschluss. Die Wertentwicklung eines Fonds wird nicht nur durch den Fondsmanager, sondern auch durch viele Umwelteinflüsse bestimmt. Konjunkturzy- klen, Branchenrotation, aktuell vorherrschende Investmentstile – all diese Faktoren bestimmen die Leistung eines Fonds. Somit ist es nicht ver- wunderlich, dass eine rein Kennzahlen basierte Fondsanalyse ihre Schwächen hat. Diese wol- len wir im Folgenden näher beleuchten. Was waren die Gründe für die Performance? Eine der Schwächen liegt darin, dass Kennzah- len kaum eine Aussage über die Gründe für eine 34 gegebene Performance liefern können. Zwar kann man sich dieser Frage mit Faktor- und Sty- leanalysen etwas nähern. Eine konkrete Ant- wort wird man hier aber nicht erhalten. Welchen Beitrag hat der Fondsmanager geleistet? Der Fondsmanager ist die zentrale Spielfigur. Doch wie hoch war sein Beitrag zum Erfolg eines Fonds tatsächlich? Sicherlich kann man das Alpha berechnen. Dieses ist die Differenz zwischen der Fondsrendite und einem Ver- gleichsmaßstab. Doch auch das Alpha allein sagt nichts darüber aus, warum der Fonds er- folgreich war. Lag es an den Fähigkeiten des Fondsmanagers oder an den Marktumständen? Hat er sich an seine Vorgaben gehalten oder ist er davon abgewichen? Wie stabil sind die Ergebnisse? Bei dieser Frage gibt es eine Reihe von Kenn- zahlen, die die Stabilität der Ergebnisse an- zeigen. Volatilität ist eine gern genommene Kennzahl. Doch sie hat ihre Tücken. Erstens sagt sie nichts über Draw Downs, also maximal eintretende Verluste am Stück, auf. Die Corona- Krise ist ein sehr gutes Beispiel dafür, das ein Blick auf die historische Volatilität eines Fonds keinerlei Nutzen gehabt hätte. Zweitens sagt sie nichts darüber aus, ob die Schwankungen anhand von fallenden oder steigenden Kursen zustande kamen. Und drittens hat sie keinen Informationswert zu strukturellen Risiken. Dazu gehören bspw. Währungsrisiken, Selektionsri- siken des Fondsmanagers, aber durchaus auch Personenrisiken. © Chaosamran_Studio - stock.adobe.com DIE GRENZEN EINER QUANTITATIVEN BEWERTUNG FONDS!
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