insider Ausgabe 02/20 Online
© TOM RIVER ganz klare Bereiche definiert haben, in die wir nicht investie- ren. Das sind z. B. die Themen Atomkraft und Rüstung. Neben diesen Geschäftsfeldern haben wir auch Geschäftspraktiken definiert, die für uns nicht nachhaltig sind und in die wir somit nicht investieren werden. Konkrete Beispiele dafür sind Kor- ruption und Kinderarbeit. Die zweite Ebene ist dann ein tiefgehender Ansatz, ein sog. Best-in-Class-Ansatz. Gerade hierbei ist es wichtig, mit einer renommierten Nachhaltigkeitsratingagentur wie der ISS ESG zusammenzuarbeiten. Diese hat die Expertise und die nötige Kapazität, um auf Unternehmensebene sehr genau hinzu- sehen. So hat die ISS ESG bis zu 100 branchenspezifische Nachhaltigkeitskriterien festgelegt. Nur Unternehmen, die diese Kriterien erfüllen, kommen für uns infrage. Das Prinzip lautet „ganz oder gar nicht“. : Bleibt die Frage, welche Nachhaltigkeitskriterien der letzte Schritt beinhaltet? Kantner: Der dritte Schritt verlangt, dass ein Unternehmen mit seinem Kerngeschäft zusätzlich zu den anderen beiden Punkten einen nennenswerten Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten muss. Zunächst einmal haben wir sieben relevante Bereiche festgelegt. Die UN-Nachhaltigkeitsziele spielen dabei eine große Rolle und sind in diese sieben globa- len Herausforderungen eingeflossen. : Können Sie uns einzelne Handlungsfelder nennen? Kantner: Hierzu gehört z. B. die Biodiversität, also die Er- haltung der Artenvielfalt, oder das Thema Entwaldung. Hier schauen wir auf Unternehmen, die trotz Holznutzung für eine nachhaltige Forstwirtschaft sorgen und die Wälder langfristig erhalten. Wichtig ist auch der demografische Wandel, insbe- sondere die Überalterung der Bevölkerung in vielen Industrie- ländern oder das rasante Bevölkerungswachstum in vielen afrikanischen Ländern. Der Impact-Gedanke, verbunden mit einer breiten Streuung der Branchen, die nicht nur Windkraft- oder Solarbetreiber umfasst, unterscheidet uns von vielen anderen Investmentfonds im Bereich Nachhaltigkeit. Wir in- vestieren in progressive Unternehmen, die das Thema Nach- haltigkeit verstanden haben und sinnvoll in den o. g. Hand- lungsfeldern investieren. : Bedarf es generell einer allgemeingültigen Defini- tion des nachhaltigen Investierens? Kantner: Ja, eine einheitliche Taxonomie wäre trotz aller damit verbundenen Schwierigkeiten sinnvoll. Aktuell wird ja gerade auf EU-Ebene eine Referenz erarbeitet. Gegebenenfalls wird sie auch schon bald in Deutschland umgesetzt. Bisher wird der Begriff Nachhaltigkeit im Investmentbereich zuweilen in- flationär genutzt. Ganz gleich, wie ernst es dem Emittenten dabei ist. Der Vorwurf des „Greenwashings“ macht zuneh- mend die Runde und die Investmentbranche wäre gut bera- ten, hier selbst für klare Standards zu sorgen. Orientierung kann auch das branchenweit etablierte FNG-Siegel liefern. Seitdem das Siegel vergeben wird, erfüllt der PRIMA – Global Challenges die dazu nötigen Voraussetzungen. : Ab sofort kann Ihr Fonds bei verschiedenen Ver- sicherern steuerbegünstigt in allen drei Vorsorgeschichten gezeichnet werden. Wie sehr freut Sie dieser Zuspruch und welche Erwartungen sind damit verbunden? Kantner: Wir freuen uns natürlich sehr über diesen Zuspruch. Zeigt er uns doch auch, dass unser profundes Nachhaltig- keitskonzept von anderen Produktgebern anerkannt und verstanden wird. Insbesondere die strenge Nachhaltigkeits- analyse, verbunden mit unserem 100-Prozent-Transparenz- Ansatz, mit dem wir stets das komplette aktuelle Portfolio offenlegen, haben viele Versicherer dazu bewogen, mit uns zu kooperieren. Auch die Versicherer wissen sehr genau, dass die Kunden heutzutage mit ihrem Geld etwas Positives be- wirken und kontroverse Geschäftspraktiken wie bspw. Kin- derarbeit ganz klar ausgeschlossen haben wollen. Dass der Kunde aber jedes einzelne Unternehmen genannt bekommt, ist mindestens genauso wichtig. Kunden können unseren An- satz somit komplett nachverfolgen. Der Kunde will als mün- diger Investor ernst genommen werden, wir ermöglichen ihm mit unserem Fonds genau das! : Sind weitere Zusam- menarbeiten mit Versicherun- gen denkbar? Kantner: Ja, hier sind wir gerne für weitere Koope- rationen offen. Es haben sich auch schon weitere interessante Partner ge- meldet. << 29 Marco Kantner ist ausgewiesener Investmentexperte und seit Mai 2019 neben Walter Schmitz und Frank Berberich Inhaber der PRIMA Fonds Service GmbH. Die Gesellschaft betreibt eine Investment-Boutique für innovative und hochqualitative Investmentfonds.
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