insider Ausgabe 02/20 Online

ige Zahlungsprobleme zu erörtern sowie Hilfen anzubieten: „Die Krise ist schlimm, aber auch gleichzeitig hinsichtlich Kun- denbindung eine große Chance.“ Ein Ende März verabschie- detes Gesetz ermöglicht es Eigenheimbesitzern, die aufgrund der Corona-Folgen das monatliche Baudarlehen für das Haus nicht mehr bedienen können, Zins- und Tilgungszahlungen im Zeitraum vom 1. April bis zum 30. Juni 2020 auszusetzen. Aussetzen oder Stunden heißt jedoch nicht, dass die Zins- und Tilgungsleistungen erlassen werden. Der Kreditnehmer gewinnt Zeit, bekommt allerdings kein Geld geschenkt. Darüber hinaus zeigen sich gute Banken zum Wohle des Kunden überaus flexibel, wenn Kreditnehmer aufgrund der Corona-Folgen in eine finanzielle Schieflage geraten sind. So gibt es bereits Banken, die mitgeteilt haben, dass sie sich vor- stellen könnten, die gesetzlichen Maßnahmen über den 30. Juni hinaus zu verlängern. Laut Rother bietet über alle Insti- tutsgruppen hinweg eine große Anzahl von Kreditinstituten ihren Bestandskunden deutliche Erleichterungen in Bezug auf den laufenden Vertrag an. „Instrumente hierbei sind z. B. die Reduzierung der laufenden Tilgung, die Aussetzung oder Verschiebung der Tilgung, die Stundung von Leistungsra- ten wie auch das Finden von individuellen Lösungen“, zählt Rother auf. Auch gebe es bei Neukunden die Option, bei den Anträgen einen bis zu zwölf Monate späteren Tilgungsbeginn zu wählen. „Nach wie vor geht es in der Baufinanzierungsberatung dar- um, den Kunden ganz individuell zu betrachten und zu bera- ten. Sicher ist das in der aktuellen Situation noch wichtiger. Die Berater sind unser verlängerter Arm zum Kunden. Sie müssen ihm gut zuhören, seine speziellen Themen aufnehmen sowie gemeinsam mit ihm Ideen zu einer möglichen Hilfe entwickeln – und in der Folge auf uns zukommen. Wir besprechen dann zusammen, wie eine Lösung aussehen kann“, informiert Hein und erklärt weiter: „Ein Kunde, der in Kurzarbeit gehen muss, hat möglicherweise ein Problem damit, seine Rate zu bezah- len. Ihm hilft es, wenn er seinen Tilgungssatz senkt. Oder wir fin- den eine andere Lösung. Wichtig ist uns, dass ein Berater die Situ- ation des Kunden insgesamt und auch langfristig betrachtet und ihn, wenn sich die Zeiten wieder bessern, auf die erneute Anpas- sung der Tilgung anspricht, damit die Gesamtlaufzeit auch wieder dem Kundenbedarf entspricht – um bei dem Beispiel zu bleiben.“ Wager Ausblick Zusammengefasst sind sich die Experten einig darüber, dass es noch zu früh ist, um die Auswir- kungen der Corona-Pandemie auf die Entwicklung des Immo- bilienmarktes bzw. Baufinanzie- rungsgeschäfts vollumfänglich einschätzen zu können. So wird man erst in der nächsten Zeit sehen, welche Folgen Corona für die Branche hat. Letztendlich hängen alle Szenarien von der weiteren wirtschaftlichen Ent- wicklung des Marktes ab. Je län- ger die Krise dauert, desto mehr Unternehmen werden sukzessiv in Schwierigkeiten geraten. „Hier ist die Frage: Wie werden die Unternehmen und Menschen vom Staat möglichst unbürokratisch unterstützt? Auch wird es entscheidend sein, wie die Unternehmen nach Corona wieder in den Markt zurückfinden. Herrscht hier schnell Si- cherheit, dass es ohne gravierende Einschränkungen gut wei- tergeht, wird sich das positiv auf die Baufinanzierung auswir- ken. Andersherum bedeutet das aber auch, dass es für die Branche – bleiben die Zeiten unsicher – herausfordernd wird“, beschreibt Hein. << 12

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