insider Magazin Ausgabe 5

rungen aber nicht aus. Nach heutiger Zinsstruktur wäre ein Negativzins für kurze Zinsfest- schreibungen wahrscheinlicher als für lange Zinsbindungen.“ Fachkompetenz und digitale Features entscheidend Parallel hierzu bleiben die grundsätzlichen Rahmenbedin- gungen sehr positiv für Baufi- nanzierungsberater. Das Inte- resse an Immobilien und somit Finanzierungen bleibt hoch, der Kundenbedarf ist gegeben. Darüber hinaus werden ange- botene Beratungsstrecken bzw. -plattformen stetig verbessert, sodass Finanzierungsprofis so- wohl mit Kompetenz als auch mit Schnelligkeit überzeugen können. Der digitale Service und das Internet gewinnen an Bedeutung. „Fakt ist: Die meis- ten Kunden informieren sich inzwischen vorab im Internet und nutzen Vergleichs- und Re- chentools, möchten dann aber von einem Experten begleitet werden. Schließlich handelt es sich beim Immobilienerwerb in der Regel um eine Entscheidung von großer finanzieller Trag- weite“, so Lichner. Demnach wird die Beratungskompetenz eines Vermittlers auch 2020 gefragt bleiben – auch wenn die Option für den Endkunden besteht, die Baufinanzierung komplett online durchzuführen. Hierzu erklärt Matthias Rother , Vorstands- vorsitzender der HYPOFACT AG: „Vor dem Hintergrund, dass Roboter und digitale Prozesse (noch) über keine sozi- ale Kompetenz und emotionale Intelligenz verfügen, bleibt der Mensch bei aller Digitalisierung weiterhin ein wichtiger Faktor im Beratungsprozess. Hinter ‚Big Data‘ verbergen sich Hoffnungen und Zweifel zugleich. Ohne wäre der moderne Finanzmarkt aufgeschmissen.“ Zudem hält er fest: „Die digita- len Mechanismen hinter vielen Analysetools sind aber selbst für Experten teilweise undurchschaubar. Cloud Computing wird zunehmend dezentraler und intransparenter. Ob bei Entscheidungsprozessen ein Mensch oder eine Maschine die Feder führt, bleibt meist ungewiss. Wir werden auf jeden Fall auf unserem Branchentreffen am 27. Februar 2020 in Berlin darüber diskutieren. << Generell sind sich Finanzie- rungsexperten einig darüber, dass das Zinsniveau auch 2020 äußerst niedrig bleiben wird. Die Situation ist für die Geldin- stitute derart herausfordernd, das einige inzwischen dazu übergangen sind, Negativzin- sen auf Spareinlagen zu ver- langen – wohlgemerkt auch im Privatkundenbereich. Auf der anderen Seite werden Darlehen weiterhin zu günstigen Konditi- onen vergeben. Geschenke von der Bank? Mehr noch, gibt es doch bereits erste Anzeichen dafür, dass Endkunden künftig Geld geschenkt bekommen, wenn sie spe- zielle Baufinanzierungen in Anspruch nehmen. Erst kürzlich hat die KfW angekündigt, dass sie Förderkredite mit Nega- tivzinsen auf den Markt bringen möchte. „Immobilienkredite mit negativen Zinsen gibt es in einigen Ländern bereits heute schon – so in unserem Nachbarland Dänemark. Wir selbst planen es für unsere eigenen Baufinanzierungen aktuell nicht“, so Thomas Hein , Leiter Vertrieb Immobilienfinanzie- rung bei der ING Deutschland. Allgemein sind Negativzinsen laut Finanzierungsexperten durchsetzbar, das Gros der Banken bedarf allerdings noch er- heblicher Optimierungen innerhalb der IT-Strukturen, möchte man die Niedrigzinsen abbilden. Diese Anpassungen werden mutmaßlich das Jahr 2020 in Anspruch nehmen. „Ob Nega- tivzinsen dann aber den Verbrauchern für Kredite offeriert werden, wird auch von den dann geltenden Refinanzierungs- bedingungen abhängen“, betont André Lichner , Geschäfts- führer Prohyp GmbH. Und Michael Neumann , Vorstands- vorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, hält fest: „Für die nächsten Jahre schließe ich Negativzinsen auf Baufinanzie- © ra2 studio - stock.adobe.com Verkehrte Welt: Möglicherweise erhalten Immobilienbesitzer künf- tig Geld von Banken und Spar- kassen geschenkt, wenn sie dort eine Baufinanzierung in Anspruch nehmen werden. Die derzeitige Zinssituation scheint es möglich zu machen. 56

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