insider Magazin Ausgabe 5
Die ungewöhnlich lang anhaltende Schwächephase sogenannter Value-Aktien hat Zweifel am Erfolg entsprechender Strategien aufkommen lassen. Während inzwischen die meisten Fondsmanager erklären, dass die Auswahl von Aktien nach klassischen Value-Kennzahlen zu kurz greife, wittern die verbliebenen Anhänger dieses Ansatzes Chancen auf ein bevorstehendes Comeback. er Begriff „Value“ wird für sehr unterschiedliche Stra- tegien verwendet. Wenn es aber darum geht, Aktien eines Anlageuniversums ohne subjektiven Bewer- tungsspielraum entweder „Growth“ oder „Value“ zuzuordnen, wie dies bspw. bei der Definition von entsprechenden Aktien- indizes der Fall ist, lässt sich eine objektive Zuordnung über das Kurs-Buchwert-Verhältnis erreichen: Die Hälfte aller Akti- en mit dem niedrigeren Kurs-Buchwert-Verhältnis sind Value- Aktien. Ihr aktueller Aktienkurs ist also in größerem Umfang durch Eigenkapital gedeckt. Deshalb wird auch der Begriff „Substanzwert“ verwendet. Weil Aktienkurse aber nicht nur die gegenwärtig vorhandene Substanz widerspiegeln, sondern auch die Zukunft einpreisen, sind Aktien i. d. R. mehr wert als das gegenwärtig auf sie ent- fallende Eigenkapital. Diese Prämie ist umso höher, je besser die Zukunftsaussichten eingeschätzt werden: Wachstums- aktien notieren mithin weit über ihrem Buchwert. Die Hälfte aller Aktien mit höherem Kurs-Buchwert-Verhältnis sind nach dieser Definition Growth-Aktien. Growth-Strategien setzen darauf, dass das Gewinnwachstum der erfolgreichen Unter- nehmen vom Markt unterschätzt wird, während Value-Stra- 24 tegien auf der Annahme basieren, dass die Prämien für das erwartete Wachstum zu hoch sind. Value-Outperformance / Value-Underperformance Langfristige Statistiken, die weit bis ins 20. Jahrhundert zu- rückreichen, zeigen einen klaren Vorsprung für Value. Eine Studie von HSBC bezifferte den langfristigen Mehrertrag von Value-Strategien gegenüber Wachstumsaktien auf 4,5 Prozent pro Jahr. Die ersten Jahre dieses Jahrhunderts pass- ten ins Bild: Vom Jahr 2000 bis einschließlich 2006 vergrö- ßerten Value-Aktien ihren langfristigen Vorsprung. Mit dem Ausbruch der Finanzkrise 2007 ist allerdings ein gewisser Paradigmenwechsel eingetreten, der zur längsten jemals be- obachteten Underperformance von Value geführt hat: In den vergangenen zwölf Jahren haben Substanzwerte in elf Jahren schlechter abgeschnitten als Wachstumswerte. Die Outper- formance des Growth-Ansatzes seit der Finanzkrise wurde bislang nur von kurzen Phasen unterbrochen, in denen Value- Strategien für wenige Monate einen Teil ihres Rückstandes aufholen konnten. Nur 2017 reichte es für Value, um auch im Gesamtjahr Wachstumsaktien zu schlagen. © iQoncept - stock.adobe.com
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