insider Magazin Ausgabe 5

4 Prozent in Leben“. Lässt sich bei aller durchaus ernst zu neh- menden BFV-Positionierung bei solch einer Rundumbefeuerung ein LV-Deckel noch ernsthaft abwehren? Hausen: Tatsächlich registrieren wir eine ideologische Rundumbe- feuerung interessierter Kreise aus Politik, vermeintlicher Verbrau- cherschützer und Medien. Die entscheidende Frage aber lautet, ob ein Provisionsdeckel sachge- recht oder notwendig ist. Er ist weder das eine noch das ande- re. Das sehen auch Politiker so, die sich objektiv damit befassen. Zu den neueren BaFin-Zahlen der Abschlussvergütungen muss man hinsichtlich deren korrek- ter Interpretation wissen, was die BaFin erhoben hat und wie abgefragt wurde. Doch weder BMF noch BaFin beantworten dazu Fragen. Insbesondere das BMF beansprucht für sich eine bedenkliche Datenhoheit. Nach meiner Wertung wird diese missbraucht, um eine ideologisch geprägte Politik zu betreiben. Wir haben schon bei der ers- ten Erhebung gravierende Fehlinterpretationen des BMF ent- larvt, und, mehr kann ich heute nicht dazu sagen, wir arbeiten daran, dass die neuen Zahlen auch objektiv und transparent dargestellt werden. Abgesehen davon wurde durch das LVRG eine Entwicklung eingeleitet, die Abschlussvergütung mehr über die Laufzeit zu verteilen. Das halte ich für den klügeren Hebel, wobei darauf zu achten ist, dass die Beratung und Ver- mittlung auch weiterhin mit einer angemessen höheren Ver- gütung ‚vorne‘ entlohnt werden muss. : Was sind aus Ihrer ganz persönlichen Sicht her- aus die brisantesten Herausforderungen, gegenüber denen sich die Vermittlerszene auch in den kommenden Jahren ausgesetzt sieht? Hausen: Unzweifelhaft wird sich zum einen die Branche wei- terhin lautstark gegen Überregulierung und Angriffen mit überzogener und unsachlicher Kritik wehren müssen. Bei berechtigter Kritik wäre es zu begrüßen, wenn die Branche praxistaugliche Lösungen findet, bei ideologisch motivierter Kritik heißt es „Aufklären und Mitstreiter finden“. Zum ande- ren drängt sich die Frage nach den Anbindungsmöglichkeiten der Versicherungsmakler immer mehr in den Vordergrund. In der Poollandschaft ist bei einigen eine gewisse Unruhe zu verspüren, Schlagworte wie ganzheitliche Aufstellung bei © markt intern Verlag GmbH Beratung und Kundenservice oder medienbruchfreie Pro- zessoptimierung spielen eine sehr wichtige Rolle, und dann scheint es da vereinzelt Fin- Techs mit viel Geld zu geben. Sorge würde mir machen, wenn sich die Anbindungsmöglich- keiten und die Poollandschaft zu sehr verengen würden oder gar eine Art Giganten-Pool ent- stünde. Tendenziell kann das nicht gut für die Unabhängigkeit der Versicherungsmakler sein, zumal es partiell auch Proble- me mit Direktanbindungen gibt. Kosteneffiziente Prozesse bei gleichzeitiger Wahrung der Un- abhängigkeit der Marktteilneh- mer sind aus meiner Sicht zwei extrem wichtige Faktoren, die für die Zukunft ohne Einschrän- kungen erhalten und offensiv geschützt werden müssen. : Abschließend laien- haft gefragt: Was spräche Ihrer Einschätzung nach eigentlich dagegen, das altbewährte Provisionsmodell radikal auf- zulösen und es schlicht und ergreifend künftig komplett in die Hände des Vertrieblers zu legen. Der könnte doch nach bester „Angebot & Nachfrage“ Manier selbst bestimmen, in welcher Form und Höhe dieser seine Vergütung mit dem Kunden aushandelt? Hausen: Gegenfrage: Warum ein funktionierendes Modell beerdigen, wenn das andere Modell nicht hinreichend nach- gefragt wird? Nach den mir bekannten Marktuntersuchungen sind viele Verbraucher nicht bereit oder in der Lage, angemes- sene Honorare zu zahlen, sondern bevorzugen die Verteilung über die Provision. Eine Entwicklung des Honorargeschäfts durch stärkere Nachfrage der Verbraucher wäre zu begrüßen, dies könnte dann das bewährte Modell sukzessive ergänzen. Von radikalen Änderungen rate ich aber ab, das wäre zum Nachteil sowohl für Verbraucher, als auch der meisten Ver- mittler und auch vieler Versicherer. Schwächen, die mit den handelnden Menschen zu tun haben, sehe ich bei beiden Modellen. Honorar schützt nicht vor einer Falschberatung. Denn entscheidend ist die Qualität der Berater, deren Inte- grität und Qualifikation, nicht die Art der Vergütung. Ein Pro- visionsverbot würde zudem aus mündigen Bürgern entmün- digte Verbraucher machen. Auch wenn Verbotsforderungen in Deutschland Hochkonjunktur feiern, stellen wir uns dem entgegen und befürworten Leitplanken, die dem Verbraucher Wahlmöglichkeiten lassen. << 19

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