BCA insider 03/24

2 2 KAPITALANLAGEN © pfluegler photo – stock.adobe.com Das Neugeschäft mit Baukrediten soll derzeit wieder anziehen. Können Experten das bestätigen? Und wenn ja, was sind die Ursachen für diese Entwicklung? Angela Roth ist Geschäftsführerin des Karlsruher Unternehmens Zinskonzept, das seit 2011 mit Schwerpunkt auf private Wohnbaufinanzierung rund um das Thema Baufinanzierung berät und entsprechende Kredite vermittelt. Sie bestätigt die höhere Nachfrage und sagt: „Die Ursachen sind vielfältig. Zum einen haben die Kunden sich an höhere Zinssätze gewöhnt, die ‚Schockstarre‘ ist also vorbei. Kunden werden trotz höherer Zinsen wieder kaufwilliger.“ Zum anderen sei die von vielen prophezeite Immobilienblase ausgeblieben, sodass Kunden noch mal Vertrauen in das Thema Immobilienkauf hätten. Natürlich spiele aber auch der etwas entspanntere Zinsmarkt eine Rolle. Im Vergleich zum letzten Jahr sei man wieder auf einem etwas gesünderen Niveau. Die bevorstehende Senkung vonseiten der Europäischen Zentralbank und die derzeitige Inflationsrate trügen ebenfalls positiv dazu bei. Laut der ING DiBA AG hat sich bereits Ende letzten Jahres ein leichter Aufschwung abgezeichnet – und sich in diesem Jahr bestätigt. Das habe mehrere Gründe. „Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank hat zu sinkenden Bauzinsen und zu einer von Zinssenkungsfantasien geprägten positiven Stimmung am Markt geführt“, sagt Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING Deutschland. Parallel dazu sei die Inflationsrate gesunken, während die Gehälter gestiegen seien. Modernisierungen und Sanierungen sollten gefördert werden Werden nun Kredite eher für neue Projekte oder für Modernisierungen bzw. Sanierungen nachgefragt? Die ING sehe aktuell, dass der Neubau stagniere und der Kauf von Bestandsimmobilien zunehme. In vielen Fällen auch in Kombination mit einer Sanierung oder Modernisierung. Auch laut Zinskonzept ist die Nachfrage nach Bestandsimmobilien nach wie vor am höchsten. Und – im Unterschied zur ING – registriere man auch eine etwas steigende Nachfrage nach Neubaufinanzierungen, was sehr erfreulich sei. Beim Thema Modernisierungen bzw. Sanierungen dagegen zeigten sich die Kunden von Zinskonzept eher verhalten. „Hier müsste meines Erachtens von zwei Seiten etwas getan werden. Von politischer Seite sollte es einfache und transparente Fördermöglichkeiten geben, auch für Einzelmaßnahmen. Darüber hinaus sollte es innerhalb der Produktlandschaft Modernisierungsdarlehen geben, welche schnell und unkompliziert zu beantragen sind“, zeigt Roth auf. Je kleiner die Hürde, desto eher sei der Kunde bereit, in seine Immobilie zu investieren und deren Energiestandard zu verbessern. Aus Sicht der ING würde eine stärkere finanzielle Förderung die Entwicklung zu mehr Energieeffizienz sicher noch weiter forcieren. „Allerdings sollte die Förderung so gewählt werden, dass sie sich nicht auf Immobilienpreise und Baukosten auswirkt. Hier wären steuerliche Impulse sicher zielführender als aktuelle Direktförderungsmodelle“, konstatiert Hein. Wie können Baufinanzierer potenzielle Interessenten bestmöglich unterstützen? Nach Roths Meinung in erster Linie dadurch, dass sie dem Kunden genau zuhören, seine Ziele und Wünsche erfragen und ein Produkt wählen, das sich der Lebenssituation optimal anpasst und die nötige Flexibilität bietet. Oft gebe es nicht die eine Lösung, sondern verschiedene Möglichkeiten, die für den Kunden passend sein könnten. Im Vorteil sei sicher, wer über eine BAUEN, WOHNEN, MODERNISIEREN … … oder wie der Schwabe sagt: „Schaffe, schaffe, Häusle baue.“ Allerdings soll dieses Zitat nicht vom ehemaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss stammen, sondern vom Schlagersänger Ralf Bendix aus Dortmund (!). Wie auch immer: Die aktuellen Entwicklungen im Baufinanzierungs- und Immobilienmarkt sind immer einen Blick wert. Zumal der Zeitpunkt für einen Immobilienerwerb gerade perfekt zu sein scheint.

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