insider Ausgabe 03/19 Online
AUS DEM LEBEN EINER „PROFI-SPÜRNASE“ 52 : Herr Heitmann, die zehnte Staffel ist vor wenigen Tagen gestartet. Sind wieder ausschließlich reale Fälle da- bei? Timo Heitmann: Selbstverständlich sind auch diesmal alle gezeigten Fälle echt. Ebenso ist der ganze Ablauf vor Ort nicht abgesprochen, geplant oder inszeniert. Es gibt keine Vorgaben bzw. kein Drehbuch und ich kann agieren bzw. mich verhalten, wie ich das für richtig halte und wie es be- ruflich nötig ist. Parallel hierzu stimmen die beteiligten Ver- sicherten im Vorfeld zu, ob die Klärung des Sachverhaltes mit einer Kamera aufgezeichnet bzw. ausgestrahlt werden kann. Lehnen Sie es ab, wird der Fall natürlich in dersel- ben Art und Weise überprüft und reguliert – nur eben ohne Kamera. Seit 2011 ist Timo Heitmann, eigentlich Leiter Schadenaußendienst Norddeutschland bei der Gothaer Versicherung, als RTL-Versicherungsdetektiv beim gleichnamigen TV-Format zu sehen. Seit dieser Zeit erhalten die Zuschauer einen realen Einblick in die Arbeit des gelernten Versicherungskaufmanns: Sachverhalte ergründen, Schäden einschätzen und mit den Menschen eine Lösung finden. Und ab und zu gehört es auch dazu, einen Lügner zu ertappen – wie der gebürtige Kölner im Interview erklärt. : Sie wollen mit dem Format u. a. aufzeigen, dass Versicherungsbetrug kein Kavaliersdelikt ist. Hat sich dies- bezüglich die Einstellung bei den Verbrauchern in den letz- ten Jahren verändert? Heitmann: Es ist unser Ziel, den Menschen mit diesem For- mat einen Anstoß zum Umdenken zu geben. Laut Daten des GDV sieht jedoch immer noch rund ein Viertel der Menschen in Deutschland den Versicherungsbetrug als ein Kavaliersde- likt an. Es ist also ein längerer Prozess. Besonders bei den 20- bis 30-Jährigen ist zuletzt gar ein Anstieg der eingereich- ten Schäden mit Versicherungsbetrug feststellbar. Manch ei- ner ändert seine Grundhaltung erst ab dem Zeitpunkt, wenn er selbst von einem Schadenfall betroffen ist. Dann relati- viert sich ggf. die vorherige Meinung zum Thema Unrechts- bewusstsein, um die gewünschten Leistungsansprüche durchzusetzen. Um diesen Menschen die Folgen eines Ver- sicherungsbetrugs deutlich zu machen, setzen wir mit „den Versicherungsdetektiven“ ein wirksames Format entgegen. In zahlreichen Fällen aus der Praxis klären wir umfassend und, wie ich finde, auch unterhaltend auf. Darüber hinaus errei- chen wir mit der Sendung natürlich auch all diejenigen, die Versicherungsbetrug jederzeit für ein „No-Go“ halten. : Haben Sie in diesem Zusammenhang keine Sorge davor, dass die Sendung quasi eine Anleitung zum idealen Versicherungsbetrug bietet? Heitmann: Das sehe ich überhaupt nicht. Natürlich geben wir die Message raus, dass wir zahlreiche Details überprüfen können, und zeigen unsere Ermittlungsmöglichkeiten auch im Einzelfall, indem wir etwa den angegebenen Wasser- schaden an einem Smartphone mit technischen Hilfsmitteln kontrollieren können. Dieser mögliche Informationsgewinn für schwarze Schafe ist aber im Verhältnis zu der Aufklärung, die diese Sendung für den Rest der Zuschauer bietet, kaum der Rede wert. Vielmehr wird klipp und klar aufgezeigt, dass Versicherer selbst bei vermeintlich kleinen Schadenfällen viel mehr prüfen bzw. Maßnahmen wie Sichtungstermine, Befra- gungen, Gutachten etc. ergreifen, als es der Zuschauer bis- her gedacht und erwartet hat. Demnach ist das Format aus meiner Sicht ein weiterer Impuls, der Versicherungsbetrüger abschreckt. : Bei welchen Produkten bzw. Sparten wird häufig betrogen? Heitmann: Bei den Produkten werden häufig Beschädi- gungen aus dem Bereich der Unterhaltungselektro- nik gemeldet, also Smartphones, Tablets, Laptops etc. Demnach grundsätzlich alles, was wir tag- täglich mehrfach nutzen und was aufgrund Unkonzentriertheit oder Hektik schnell kaputt gehen kann. Parallel hierzu ver- VERSICHERUNGSDETEKTIV TIMO HEITMANN © Elnur - stock.adobe.com
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