insider Ausgabe 03/19 Online

36 IMMOBILIENFONDS IM AUFWIND? Sah das Projekt Null-/Negativzins zunächst nach einer notwendigen, aber in ihrer zeitlichen Dimension überschaubaren Intervention der Notenbanken aus, verdichtet sich zuletzt der Eindruck, dass eine echte Zinswende zumindest in Europa in weite Ferne rückt und dass die Politik des billigen Geldes zur Stimulierung der Konjunktur fortgesetzt, ggf. sogar noch einmal weiter verschärft werden könnte. Und auch in den USA, wo in den vergangenen Jahren erste Schritte zurück auf dem Weg zu einer Zinsnormalität gewagt wurden, spricht angesichts aufkommender Rezessionssorgen manches für eine erneute Trendumkehr und damit möglicherweise wieder für sinkende Zinsen und neue Geldspritzen. n der Anleihenwelt hat die Politik sinkender Zinsen die Anleger lange Jahre erfreut und ihnen satte Kursge- winne beschert, lehrt sie aber auf dem mittlerweile erreichten Niveau, auf dem Anleihen im Wert mehrerer Bio. US-Dollar negativ rentieren, gleich in doppelter Hinsicht das Fürchten. Nicht nur, dass der Zinskupon als stabiler und damit berechenbarer Ertrag verloren ging, die Anleihen schwan- ken auch in ihren Kursen stärker als früher und drohen ihre Funktion als Risikoanker in den Portfolios zu verlieren. In der Folge leiden vor allem jene Fonds unter der Situation, die aus- schließlich oder überwiegend in Anleihen investieren. Die Rede ist von Rentenfonds und Multi-Asset-Fonds – im zuletzt genannten Fall vor allem von jenen Produkten, die ein defensi- ves bis konservatives Chance-Risiko-Profil aufweisen. Auf der Suche nach Alternativen erfahren offene Immobilienfonds starke Nachfrage Mit wachsendem Verständnis für die Lage und die Wirkme- chanismen neigen die Berater und Fondsanleger vor diesem Hintergrund immer häufiger zum Fluchtreflex, tendieren dabei allerdings zu unterschiedlichen Richtungen. Die Bandbreite reicht vom Switch in preiswertere Produkte, etwa Renten- ETFs, über aktiver gemanagte „unconstrained Funds“, die um die Optimierung ihrer Renditen durch den Einsatz von deri- vativen und timingorientierten Strategien bemüht sind, oder eine stärkere Frequentierung „alternativer Investmentstrate- gien“ bis hin zum wieder verstärkt zu beobachtenden Kauf von Immobilienfonds. Der Trend ist eindeutig zu erkennen: 2016 flossen netto insgesamt 4,2 Mrd. Euro in offene Immobilienfonds der im Deutschen Fondsverband (BVI) zusammengeschlossenen Anbieter, 2017 waren es bereits 5,9 Mrd. Euro, 2018 schon 6,4 Mrd. Euro und allein im ersten Quartal 2019 schlugen 3 Mrd. Euro zu Buche (siehe Abb. 1). Dabei muss man wissen, dass die Mittelzuflüsse in den vergangenen Jahren noch um ein Vielfaches größer hätten sein können, wäre der Andrang © Alexandr Bognat - stock.adobe.com

RkJQdWJsaXNoZXIy OTE4MzI3