insider Ausgabe 03/19 Online

26 STABILITÄT GESUCHT reite Risikostreuung allein, die klassische Stärke von In- vestmentfonds, reduziert zwar gut Einzelwertrisiken, die sogenannten unsystematischen Risiken, verhindert aber nicht, dass die Marktrisiken, die sogenannten systematischen Risiken, bestehen bleiben. Anders ausgedrückt: Was nützt mir die Verteilung des investierten Geldes auf tausend ver- schiedene Aktien, wenn sie (fast) alle gleichzeitig Kursverluste erleiden? Dies gilt insbesondere für solche Fonds, die passiv Aktienindizes abbilden, meist mit dem Sammelbegriff „ETF“ bezeichnet. Denn hier gibt es noch nicht einmal ein aktives Fondsmanagement, das sich um Risikomanagement bemüht. Ohne Barreserve oder andere schwankungsdämpfende Maß- nahmen machen ETFs die Marktbewegungen in beide Rich- tungen ungebremst mit. Misch-, Total- und Absolute-Return-Fonds Unter den aktiv gemanagten Fonds reklamieren viele Misch- fonds den Anspruch für sich, Verluste zu minimieren. Die Grenzen zu Absolute-Return- und Total-Return-Fonds, die diese Zielsetzung im Namen tragen, sind fließend. Doch aus- gerechnet den aktiv gemanagten Mischfonds fällt es schwer, eine passive Benchmark aus Aktien- und Rentenindex zu schlagen. Eine Studie bezifferte den Prozentsatz aktiver Akti- enfonds, die nach Kosten langfristig ihre Benchmark bei zehn Jahren Anlagezeitraum schlagen konnten, auf immerhin rund Seit mindestens anderthalb Jahren befinden sich die Kapitalmärkte in einem schwierigen Umfeld. Sorgen um die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft drücken seitdem immer wieder auf die Aktienkurse und führen – zumindest zeitweilig – zu empfindlichen Verlusten. Gleichzeitig sind die Zinsen nahe null und können somit, wenn man Fremdwährungsrisiken vermeidet, in Euro nicht einmal den Kaufkraftverlust ausgleichen. Und ein Ende der Zinsdürre ist nicht absehbar. Jüngst kündigte die Europäische Zentralbank ihre Bereitschaft an, ihre Geldpolitik wieder zu lockern. Wo liegen also die Alternativen für Anleger, die stabile Wertpapieranlagen suchen? 30 Prozent. Bei Rentenfonds verringerte sich die Erfolgsquo- te auf 15 bis 25 Prozent – je nach Ausrichtung der Fonds. Aber bei Mischfonds schafften noch nicht einmal 7 Prozent langfristig eine Überrendite zumMarkt. Das Ziel einer langfris- tig attraktiven Rendite bei Begrenzung des Risikos erzwingt meist prozyklische Entscheidungen, bspw. auf Kursverluste an den Aktienmärkten mit einer Verringerung der Aktienquo- te zu reagieren – trotz der dann niedrigen Bewertungen. Bei einer statischen Benchmark dagegen bleibt die Aktienquote stabil, was zu einem antizyklischen „Rebalancing“ führt. Doch dieses antizyklische Verhalten fällt Menschen schwer: Wer kauft schon gerne das, was gerade Verluste gebracht hat? Einigen Fondsmanagern gelingt es aber, rechtzeitig vor Kurs- einbrüchen ihr Exposure zu reduzieren. Ist die Outperfor- mance gerade in Phasen der Marktschwäche klar erkennbar, avancieren solche Fonds und ihre Manager gerne zu Anle- gerlieblingen. Mit den gestiegenen Erwartungen wächst al- lerdings dann das Risiko von Enttäuschungen. Denn es nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser Fonds und dieser Manager Verluste nicht mehr vermeiden kann oder eine Underperfor- mance aufweist. Ein Beispiel dafür lieferte schon vor Jahren © Orlando Florin Rosu - stock.adobe.com

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