insider Ausgabe 03/19 Online
22 bietern aufgeschlagen. Da diese Ent- wicklung bei US-Unternehmen weiter fortgeschritten ist, als es noch hierzu- lande in Europa der Fall ist, gibt es in den USA bereits eine große Anzahl an bör- sengelisteten FinTech-Unternehmen. Auch das aktuell fast überall gespielte Megathema Nachhaltiges Investieren/ Sustainable Finance wird längst schon in der ETF-Industrie gespielt. „Anla- geentscheidungen, die unter Beach- tung der ESG-Kriterien (Environmental, Social & Governance) getroffen werden, sind definitiv ein bedeutsamer Trend, der einen Zeitgeist widerspiegelt. Wir beobachten in Europa ein überdurch- schnittlich starkes Wachstum bei ETFs, die das Thema Nachhaltigkeit abde- cken. Aktuell verwalten wir in solchen Strategien ein Vermögen von mehr als 6 Mrd. Euro. Im Vergleich dazu waren es im Jahr 2015 lediglich rund 500 Mio. Euro“, so UBS-Experte Rodewald. „Aus unserer Sicht sollte das The- ma ESG aber kein Selbstzweck sein. Es kommt auch hier auf den richtigen Portfolio-Mix an – sofern ein breit auf- gestellter Nachhaltigkeits-ETF sinnvoll für einen Anleger sein könnte, empfeh- len wir auch ein Investment“, relativiert Michael Gott , Vertriebsleiter bei der Sutor Bank. Auch bei Vanguard nimmt man sich dieses zentralen Themas in- tensiv an, betont jedoch die Notwen- digkeit der Klärung offener Punkte, so bspw. nach den vermeintlich richtigen Ausschlusskriterien bei ESG-Invest- ments. Laut Lyxor-Markterhebung wa- ren Ende April 2019 bislang nur zwei Prozent der Gesamtassets in ESG-Pro- dukten allokiert. Smart Beta – wirklich alles „smart“? Im Trend sind auch Produkte unter dem Label „Smart Beta“. Berater könnten hier allerdings etwas verwirrt werden, zumal jeder Anbieter darunter etwas anderes versteht. Eine eindeutige Be- griffsklarheit wäre in diesem Fall vonnö- ten. Smart-Beta-ETFs bilden statt der klassischen, nach Marktkapitalisierung ben Investoren per Ende 2018 ca. 700 Mrd. Euro in knapp 1.700 ETFs inves- tiert. Das Angebot wird stetig erweitert, wenngleich die Produktpalette auf der aktiven Seite natürlich wesentlich grö- ßer ist. Zumindest noch. Und auch trotz der steigenden Bedeutung spielen ETFs mit einem Anteil von knapp 14 Prozent des weltweit bestehenden Fondsver- mögens noch eine untergeordnete Rol- le, stellte die Bundesbank in einer Erhe- bung Ende 2018 fest. In der langfristigen Betrachtung zeigt sich jedoch der „Siegeszug“ der pas- siven Investments. Und wie läuft das Geschäft 2019? Manche Kritiker wähn- ten eine spürbare Verlangsamung des Wachstums, zumal im Mai erstmalig seit Langem bei Aktien-ETFs Abflüsse registriert wurden. Stottert der Motor? „In der Tat gab es im Mai Netto-Ab- flüsse bei ETFs. Unserer Meinung nach muss man diese Kennzahlen jedoch in Relation betrachten. Die Abflüsse wa- ren vor allem durch Aktien-ETFs getrie- ben und eine nachvollziehbare Reaktion auf die anspruchsvollen Finanzmärkte im Mai. Insbesondere der Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China war das dominierende und belas- tende Thema. Zeitgleich kam es jedoch zu signifikanten Zuflüssen bei Anleihen- ETFs, auch wenn diese im Gesamten nicht kompensieren konnten“, stellt Dag Rodewald , Head Passive & ETF Speci- alist Sales Deutschland & Österreich bei UBS Asset Management, klar. Und François Millet , Head of Product Line Management - ETF & Indexing bei Lyxor ETF, ergänzt, dass Anleger vor dem Markthintergrund ihre Port- folios umschichten und weniger Risiko suchten. „Dies wird aber durch Zuflüs- se in anderen Anlageklassen wie Fixed Income, ESG-ETFs oder auch Smart Beta mehr als kompensiert“, so Millet. Ein Blick auf die Zuflüsse im gesamt- europäischen Markt untermauert die- se Annahme. Zum Stichtag Ende Mai konnten rund zwei Drittel der Zuflüsse dem Anleihen-Segment zugeschrieben werden. Anleihen-ETFs, einstmals noch eine Nische, haben in den vergangenen Jahren deutlich an Gewicht zugenom- men. Und wo das Geschäft mehr oder weniger boomt, wird zwangsläufig auch der Wettbewerb intensiver. Die Anbie- ter sind gezwungen, sich von ihrer Kon- kurrenz abzuheben und neue Trends zu spielen. Für Anleger ist das gut: Je mehr Geld in ETFs investiert wird, desto nied- riger die Produktkosten. Neue Anbieter und Themen Vor diesem Hintergrund ist es auch mehr als verständlich, dass inzwischen auch JPMorgan Asset Management oder Fidelity ins ETF-Karussell einge- treten sind. Dahingehend war Fidelity im vergangenen Jahr der erste Anbieter, der für Indexfonds die Gebühr auf null senkte. Ja, die Gebühren schrauben sich immer weiter nach unten. Zum Vorteil der Beratergilde und Privatanleger, die in Zeiten von MiFID II ein noch wach- sameres Auge auf die Kosten haben. „Berater suchen einfach zu erklärende, einfache abzuwickelnde und attraktive Lösungen für die Kundendepots. Und die Privatkunden ihrerseits entdecken zunehmend ETFs als Anlagevehikel und fragen entsprechende Produkte aktiv nach“, heißt es beim Oberurseler Mak- lerpool BCA. Und die ETF-Branche bleibt im wahrs- ten Sinne innovativ. So ist bspw. das Thema FinTech auch bei den ETF-An- Entwicklung des in ETFs investierten Volumens Quelle: https://de.extraetf.com/ (Referenz: ETF-Markt für deutsche Privatanleger) 30.06.2016 9,9 Mrd. 30.12.2016 11,7 Mrd. 30.06.2017 13,9 Mrd. 30.12.2017 16,6 Mrd. 30.06.2018 18,5 Mrd. 30.12.2018 18,8 Mrd. 31.05.2019 23,3 Mrd. AuM (Assets under Management) in Euro Stichtag
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