insider Ausgabe 03/19 Online

16 ie derzeit angespannte wirtschaftliche Entwicklung in Europa hat einen hohen Anteil daran, dass viele euro- päische Staatsanleihenmärkte Mitte Juni neue Allzeit- Renditetiefs verkünden mussten. Exemplarisch hierfür stürzte die zehnjährige Bundesanleihe um 8 Basispunkte auf 0,32 Prozent ab. Was den Sparer frustriert, dürfte Finanzierung- suchende freuen. So gaben zahlreiche Banken in den letzten Wochen Zinssenkungen bekannt. Eine Entscheidung, die u. a. die große Zahl von Bau- und Kaufinteressenten, sei es zur Ei- gennutzung oder als Kapitalanlage, freuen wird. Finanzierungsbedarf hoch Laut Daten der FAZ und des Instituts der Deutschen Wirt- schaft verfügen 18,8 Mio. Haushalte (ca. 48 Prozent) in Deutschland über Haus- und Grundbesitz. Infolgedessen ha- ben die meisten Besitzer dieser Immobilien entweder noch laufende Kredite zu bedienen oder wollen (altersgerecht) an- oder umbauen bzw. das Eigenheim (energieeffizient) mo- dernisieren, renovieren, sanieren etc. Somit ergibt sich eine sehr große Zahl von potenziellen Finanzierungskunden für Umschuldungen und Anschlussfinanzierungen (Prolongatio- nen). Hinzu kommt die Gruppe derjenigen, die eine Immobilie erben bzw. geschenkt bekommen: Auch hier entsteht hoher Finanzierungsbedarf, um das Objekt den Vorstellungen und Bedürfnissen der neuen Eigentümer anzupassen bzw. um ggf. vorhandene Miterben auszuzahlen. Filialsterben geht weiter Die Nachfrage nach Finanzierungen ist hoch. Eine Baufi- nanzierung ist sehr komplex, somit gibt es einen hohen Be- ratungsbedarf. Wohnimmobilienkreditrichtlinie, Kreditwe- sengesetz und Immobiliardarlehensvermittlungsverordnung lassen grüßen. Gut für den Bankberater, möchte man meinen. Auswirkungen auf das Beratungsangebot haben jedoch die gewaltigen Strukturänderungen, die Banken seit einiger Zeit vornehmen. Das aktuelle Marktumfeld und die Notwendigkeit von Investitionen in technische Anlagen fordern die Institute. Als eine Konsequenz daraus reagieren Banken mit dem Ab- bau von Filialen und Personal. Zahlen der Deutschen Bundes- bank belegen: Die Anzahl der Bankfilialen ist 2018 gegenüber dem Vorjahr um rund 1.900 auf 30.126 gefallen. Zum Ver- gleich: 1995 gab es noch ca. 68.000 Bankfilialen. Abgesehen davon, dass es für Finanzierungswillige generell besser wäre, sich einen Immobiliardarlehensvermittler mit einem hinreichenden Marktüberblick zu suchen, anstatt ein- zelne Banken anzufragen, ist eine Grundversorgung abhän- gig von der Filialdichte. Diese nimmt bei vielen Instituten in fortwährend mehr Regionen ab. Sollte das Zinsniveau keinen merklichen Anstieg erfahren, wird der Abbau weitergehen. Ein Zustand, der Folgen auf das Beratungsangebot haben könnte. Bereits heute teilen rund 30 Prozent der Bankmitar- beiter mit, dass eine individuelle Kundenbetreuung nicht mehr Die Immobilienfinanzierungsnachfrage brummt weiter. Die Nachfrage nach neuen Objekten in begehrten Regionen ist größer als das Angebot. Hinzu kommt eine große Gruppe von Eigenheimbesitzern, die sich zeitnah um eine Umschuldung bzw. Anschlussfinanzierung kümmern muss. Vermeintlich bieten diese Rahmenbedingungen gute Geschäftspotenziale für Banken und Sparkassen. Viel mehr könnten jedoch selbstständige Immobiliardarlehensvermittler von der aktuellen Lage profitieren. So hat etwa das Filialsterben bei Kreditinstituten Einfluss auf die vorhandene Beratungskapazität. KONKURRENZ BELEBT DAS GESCHÄFT, FEHLENDE KONKURRENZ BEFLÜGELT ES © alphaspirit - stock.adobe.com

RkJQdWJsaXNoZXIy OTE4MzI3