insider Magazin - Ausgabe2

60 : Wie schätzen Sie die aktuellen Rahmenbedingun- gen betreffend Baufinanzierungen für den Verbraucher ein? Matthias Rother: Sehr gut. Privatkunden profitieren schon seit Jahren von den niedrigen Bauzinsen. Und nach den ak- tuellen Vorhersagen wird das auch noch eine Zeit lang so bleiben. Ergänzend hierzu profitieren einige Privatkunden von der grundsätzlich guten gesamtwirtschaftlichen Situation in Deutschland. Daneben gibt es vom Staat vielzählige Förder- mittel. Des Weiteren haben wir den Eindruck, dass sich die Vergaberichtlinien der Banken wieder etwas gelockert ha- ben. Nach der Einführung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WoKRi) und anderer gesetzlicher Vorgaben hat es eine gan- ze Weile gedauert, bis sich die Institute auf die neuen Regeln eingestellt haben. Da gab es an der einen oder anderen Stelle auch eine übertriebene Vorsicht. Die ist nun gewichen. : Gibt es demnach an dieser Stelle keine nachteili- gen Aspekte für den Verbraucher? Rother: Doch, die gibt es. So werden Immobilien immer teurer, das Angebot und somit die Auswahl nach passenden Objek- ten immer knapper. Die Baupreise sind weiterhin hoch und es nicht einfach, Handwerker zu finden. Die niedrigen Zinsen auf der Sparseite sorgen zudem bei vielen Kunden für eine sinkende Sparrate. Wir haben viele Kunden mit wenig Eigen- kapital, was es erschwert, eine Finanzierung zu günstigen Be- dingungen zu erhalten. Niedrige Zinsen sind also Vorteil und Handicap zugleich. Insgesamt glauben wir, dass scheinbare „Randthemen“ wie Bausparen, Fördermittel und Ratenkredite für ein Gesamtkonzept, das man mit dem Kunden erarbeitet, immer wichtiger werden. Komplexe Lebenssituationen ver- langen nach individuellen Lösungen. : Sind die Immobilienpreise dahingehend in Städten inzwischen nicht stark überteuert? Rother: Erst mal stimmt es, dass die Immobilienpreise grund- sätzlich gestiegen sind. Bei den Ballungsräumen muss man jedoch unterscheiden: Die westdeutschen Großstädte, insbe- sondere München, Stuttgart und Hamburg, haben eine Phase von Jahrzehnten hinter sich, in denen es praktisch nur steigen- Warum sich jeder Vermittler um das Thema Baufinanzierung kümmern sollte, weshalb Immobilien auch in Zukunft noch nachgefragt bleiben werden und weshalb der Beratungsprozess trotz aller Technik auch in Zukunft anspruchsvoll und beratungsintensiv bleiben wird: Über all dies sprach insider mit Matthias Rother, Vorstandsvorsitzender der HYPOFACT AG. de Preise gab. Für die Frage, ob wir es mit einer Blase zu tun haben oder bekommen, sind natürlich viele Faktoren wichtig. Neben der schlichten Nachfrage nach Immobilien stellt sich ja auch die Frage, welches Mietniveau mittel- und langfristig erzielbar ist. Noch scheint die Entwicklung des Preisniveaus durch steigende Mieten in den Ballungsgebieten abgebildet werden zu können. Ich hoffe natürlich, dass wir keine ernst- hafte Überhitzung des Immobilienmarktes erleben und die Preiskurve sich etwas abflacht. Endloses Wachstum gibt es aber nicht und sollten die Zinsen in den kommenden Jahren wieder anziehen oder sollte es zu einer konjunkturellen Ab- kühlung kommen, sind die bereits jetzt besonders hochpreisi- gen Regionen sicher eher „blasengefährdet“. Die UBS hat vor dieser Entwicklung ja in einer Studie im letzten Jahr bereits besonders für München gewarnt. : Mit Blick auf die Vermittler: Ist das Segment Bau- finanzierung ausschließlich für lizenzierte Immobiliardarle- hensvermittler attraktiv? Rother: Meines Erachtens ist das Finanzierungsthema grund- sätzlich für alle Vermittler quasi ein „Must-have-Thema“. So ist die Immobilienfinanzierung i. d. R. die größte Investition, die ein Privatkunde tätigt. Im Rahmen der Prüfung einer Fi- nanzierung gibt der Kunde „freiwillig“ nahezu alle Informatio- nen über seine wirtschaftliche Situation preis. Daneben bietet die Finanzierung die Chance auf weitgehend stornosichere Provisionen. Und die Umsatzsteuerbefreiung ist für den einen oder anderen sicher auch noch ein Argument. Allerdings: Das schnelle Geld lässt sich mit Finanzierungsvermittlung im Pri- vatkundenbereich nicht mehr verdienen. Es gibt einen harten Vermittlerwettbewerb in der Baufinanzierung für Privatkun- den. Als zukunftsweisenden Markt sehen wir das gewerbliche Kreditgeschäft. In diesem Jahr starten wir deshalb mit einem weiteren eigenen Partnernetzwerk aus Finanzierungsspezia- listen im gewerblichen Bereich. : Stärkt die Implementierung des § 34i GewO da- hingehend die Beratungsqualität? Rother: Trotz aller Technik bleibt Baufinanzierungsberatung ein anspruchsvolles Thema. Wir glauben deshalb, dass die BAUFINANZIERUNG? GEHÖRT AUF JEDEN FALL INS BERATUNGSANGEBOT EINES JEDEN VERMITTLERS!

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