insider Magazin - Ausgabe2
55 Geht es um digitale Zahlungsmittel, gibt es sowohl Befürworter als auch Kritiker. Vor allem aber gibt es diesbezüglich ganz viel Unsicherheit. Der Vermögensmanager Dirk Naumann gilt als Experte auf dem Gebiet der Kryptowährungen. Wie der Wiesbadener im insider-Interview erklärt, sind digitale Währungen seiner Ansicht nach mindestens so interessant wie Gold und kaum noch aufzuhalten. : Warum lohnt es sich, über Kryptowährungen als Anlage nachzu- denken? Dirk Naumann: Der Euro ist schwer an- geschlagen, die Finanzkrise noch lange nicht ausgestanden und das Thema Digitalisierung beschäftigt u. a. Asse- kuranz und Finanzwelt. Infolgedessen steht die Bankenwelt gerade vor einem Paradigmenwechsel. Kryptowährungen werden diesen vorantreiben bzw. maß- geblich davon profitieren. Ich erwarte in den nächsten drei bis vier Jahren deut- liche Kurssteigerungen bei Kryptowäh- rungen. Demnach ist digitales Geld als Anlage mindestens so interessant wie Gold. Es ist ein guter Wertspeicher und man hat mittels Internet weltweit Zu- griff auf das eigene Konto. : Es gibt weit über 1.000 di- gitale Anbieter. Wie kann ein Anleger hier den Durchblick bekommen? Naumann: Der Markt der Kryptowäh- rungen ist noch recht jung und kaum reguliert. Von den vielen Währungen werden keine 90 Prozent überleben. Daher sollte man sich in einem riskan- ten Markt generell konservativ bewe- gen, d. h. sich auf die Hauptwährungen wie Bitcoin, Ethereum und Litecoin kon- zentrieren. Interessenten können sich unter https://coinmarketcap.com einen guten Überblick über Währungen, Han- delsvolumen, Kurse etc. verschaffen. : Gibt es rechtlich festgelegte Rahmenbedingungen, auf die sich An- leger hierbei verlassen können? Naumann: Es gibt keine Einlagensiche- rung. Die ist aber auch nicht notwen- ES IST KEINE WELLE, SONDERN EIN TREND: KRYPTOWÄHRUNGEN dig, da es ja ein dezentrales System ist und kein Dritter von außen Zugriff auf das Konto hat. Strikt nach dem Motto „be your own bank“ ist jeder selbst für sein Kapital verantwortlich. Das Geld ist dabei immer im persönlichen Einfluss- bereich, wenn man es offline oder im eigenen Wallet lagert. Allgemein sind Kryptowährungen somit sicherer, kos- tengünstiger und schneller einsetzbar als Papiergeld. Überdies schützt das System vor Enteignung. : Laut Finanzindustrie gibt es bereits die zweite Krypto-Welle. Die Anbieter sollen technisch noch ver- sierter auftreten: Was ist Ihre Meinung hierzu? : Hierbei handelt es sich nicht um eine zweite Welle, sondern um ei- nen sich fortsetzenden Trend. Prinzipiell ist das vergleichbar mit dem Start des Internets: Zuerst kam das System, dann folgten die Apps, sozialen Netzwer- ke etc. Ebenso ist dies bei kryptischen Währungen zu beobachten: Exem- plarisch für die jüngste Entwicklung sei IOTA als Währung genannt, das mittels Blockchain-Technologie im System au- tomatisiert Zahlvorgänge durchführt. Im Ergebnis bezahlt etwa ein „technisch vernetztes“ Auto mittels IOTA automa- tisch die Parkhausgebühr! : Wie kamen Sie eigentlich zum Thema Kryptowährung? Naumann: Fasziniert hat mich die Si- cherheit des dezentralen Systems. Ich bin heute von unserem Fiat-Geldsystem nicht mehr überzeugt: Warum muss die Zentralbank über derart vielzählige Kompetenzen und Instrumente betref- fend Geldpolitik verfügen? Demgegen- über verbinde ich mit der Kryptowäh- rung den Begriff Freiheit, denn kein Dritter kann auf mein Geld zugreifen. Es gibt auch keine Inflation oder zen- trale Zinssteuerung etc. Allgemein be- finden wir uns noch ganz am Anfang der Krypto-Evolution. Anleger sollten daher zur Diversifikation einen kleinen Betrag in das Portfolio aufnehmen. So liegen die großen Wertzuwächse nach der gesunden Marktkonsolidierung noch vor uns! << Dirk Naumann ist 1964 in Frankfurt geboren und startete nach seinem BWL-Studium bei der Schweizer Privatbank von Ernst in Bern. Seine Stationen führten ihn über die Credit Suisse und das Bankhaus Rothschild zur CARAT AG. Hier ist er seit über 15 Jahren aktuell als Verbundpartner im Team.
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