insider Magazin - Ausgabe2

PRIVATE ZUSATZVERSICHERUNGEN: MEHR ALS NUR EIN LÜCKENBÜSSER erlängerung von vorgeschrie- benen Sprechzeiten für GKV- Versicherte, Masern-Impfung als gesetzliche Pflicht, Strukturreform des Wahlrechts innerhalb der GKVs, Gesetzentwurf zur Organspende-Re- form u. v. m.: Etliche Empfehlungen des Bundesgesundheitsministers finden sich in letzter Zeit in der Presseland- schaft. Botschaften zu substanziellen oder strukturellen Veränderungen be- züglich des Gesundheits- bzw. GKV- Systems sucht man dort jedoch ver- gebens. Dabei bleiben Anpassungen im System notwendig – obgleich die Kassen zuletzt deutliche Überschüsse erzielen konnten (lesen Sie hierzu den Beitrag aus der insider-Ausgabe 01/19 mit dem Titel: „Die PKV hat ausgedient? Von wegen!“). So steigen die GKV-Leis- tungsausgaben – trotz inzwischen eini- ger Leistungskürzungen – stetig an. Bei 217,8 Mrd. Euro lagen die Ausgaben 2017. Zum Vergleich: 2012 betrug der Wert noch 173,2 Mrd. Euro. Noch deut- licher wird der Trend, wenn man die Leistungsausgaben auf den einzelnen Versicherten bezieht. 2.483 Euro kos- tete ein Versicherter die Kasse im Jahr 2012. Im Jahr 2017 betrugen die Kos- ten je Versicherten bereits 3.016 Euro. Verstärkt suchen gesetzliche Krankenkassen hinsichtlich Mitgliedergewinnung die Unterstützung durch freie Vermittler. Dabei stehen dem Vertrieb umfassende Unterlagen zu Bonus- oder Vorteilsprogrammen zur Verfügung. Kaum bis gar keinen vertrieblichen Input bekommen Vermittler jedoch von den meisten gesetzlichen Krankenkassen, wenn es um die Grenzen des gesetzlichen Leistungskatalogs bzw. vorteilhafte private Zusatzpolicen geht. Weitere Leistungskürzungen möglich Experten sehen bereits heute Ein- schnitte im Leistungskatalog für not- wendig an – spätestens aber zu dem Zeitpunkt, wenn das Finanzpolster auf der Einnahmenseite aufgrund staatli- cher Zuschusssenkung oder Konjunk- turdelle schrumpfen sollte. Ausrei- chend, wirtschaftlich und zweckmäßig sind die Leistungen der GKV. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Brillen- gestelle oder große Zahnbrücken sind demnach längst keine Kassenleistung mehr. Ambulante Fahrtkosten werden auch bereits seit einigen Jahren i. d. R. nicht mehr erstattet. Von Extraleistun- gen wie Einbettzimmer, Chefarztbe- handlung im Krankenhaus, Heilprakti- ker oder umfänglichem Zahnersatz gar nicht zu reden: Allgemein erhalten die gesetzlich Versicherten die sog. Re- gelversorgung. Bestimmte Leistungen oder Behandlungen müssen sie selbst bezahlen oder darauf verzichten. Eine Vielzahl von gesetzlich Versicherten hat sich in diesem Zusammenhang be- reits für den Abschluss einer privaten Zahnzusatzpolice oder Krankenzusatz- versicherung entschieden. Rund 25,5 Mio. Zusatzversicherungen wurden bis 2017 abgeschlossen. 2006 lag die Quote noch bei 18,4 Mio. Policen. Im Gegensatz dazu ist die Entwicklung bei den Vollversicherungen eher stockend (siehe Abb. 1). GKV möchte über PKV-Welt informieren – darf aber nicht! Die GKVs stoßen in vielen Bereichen an ihre vom Gesetzgeber vorgegebenen Leistungsgrenzen, die der Kunde nur über private Zusatzversicherungen auf- werten und ausgleichen kann. Und nun kommt das Erstaunliche: Etliche gesetz- liche Kassen möchten über diese Pro- bleme informieren und sich des Weite- ren die Leistungsvielfalt der PKV-An- bieter zunutze machen, um ihr eigenes Portfolio aufzuwerten. Doch der Ge- 46 © Alena Yakusheva - stock.adobe.com

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